EINLEITUNG.
XXI
Wie ich schon oben angedeutet habe, lässt sich heute noch
nicht jeder Abschnitt der „Notizia" bestimmt datiren. Im Allge-
meinen aber kann man aussprechen, dass ihr Autor wahrscheinlich
in den Jahren zwischen i5i5 und i52i begonnen und bis 1648 zum
mindesten an der Arbeit wiederholt gefeilt hat Aus Marcanton
Michiel's Diarien und aus Briefen von ihm und an ihn, die uns er-
halten sind,1) geht hervor, dass er viel gereist hat, wenigstens in
Italien. Man hat beispielsweise Kenntniss von Aufenthalten und
Reisen in Dalmatien und Corfù, in Bergamo, Florenz, in Rom.
Zwingende Folgerungen, die Eintragungszeiten der „Notizia"
betreffend, lassen sich indess aus' seinem Itinerar nicht ableiten,
da ja die Eintragung einer Notiz über irgend eine Oertlichkeit
nicht die gleichzeitige Anwesenheit an jenem Orte bedingt. Viel-
fach mag die Eintragung erst nachträglich auf Grund von
Notizen geschehen sein, die vor kurzer oder langer Zeit an
Ort und Stelle gemacht worden waren. Auch liegen dafür keine
Beweise vor, dass in die „Notizia" nicht auch Eintragungen nur
aus der Erinnerung gemacht worden sind. Für manche Ab-
schnitte, z. B. für den über Mailand, hat dann Michiel, wie im
Commentar zu zeigen sein wird, wohl nur fremde Mittheilungen
benützt. Ein offenbar beabsichtigter Abschnitt über Rom und
Neapel scheint in seiner Anlage ähnlich geplant gewesen zu sein.
Michiel liess sich von Freunden aus jenen Städten über die
dortige Kunsttopographie referiren.2)
Die Uebersetzung habe ich wortgetreu gehalten, da es
mir klar sein musste, wie auch die grösste Freiheit in der Be-
handlung aus den trockenen, inventarmässigen Aufschreibungen
Michiel's keine flüssige Erzählung zu machen vermöge. War
aber eine wörtliche Uebertragung nicht gut anwendbar, weil
allzu hart oder geradewegs undeutsch, so habe ich mir selten
einen Zwang angethan, indem ich nach dem Sinne übersetzte
und in einer Anmerkung die sogenannte wörtliche Uebertragung
beigab. Ob ich damit das Richtige getroffen habe, dess bin ich
nicht sicher, da es nicht leicht war, auf der einen Seite nur die
strengen Anforderungen der Wissenschaft zu berücksichtigen, auf
9 Vergi. Cicogna a. a. 0. Ferner Eugene Müntz im „L' art" vom
i5. October i885 (II. Bd., S. i58) und H. Thode's „Kunstfreund", Sp. 347.
, Cicogna a. a. O.
XXI
Wie ich schon oben angedeutet habe, lässt sich heute noch
nicht jeder Abschnitt der „Notizia" bestimmt datiren. Im Allge-
meinen aber kann man aussprechen, dass ihr Autor wahrscheinlich
in den Jahren zwischen i5i5 und i52i begonnen und bis 1648 zum
mindesten an der Arbeit wiederholt gefeilt hat Aus Marcanton
Michiel's Diarien und aus Briefen von ihm und an ihn, die uns er-
halten sind,1) geht hervor, dass er viel gereist hat, wenigstens in
Italien. Man hat beispielsweise Kenntniss von Aufenthalten und
Reisen in Dalmatien und Corfù, in Bergamo, Florenz, in Rom.
Zwingende Folgerungen, die Eintragungszeiten der „Notizia"
betreffend, lassen sich indess aus' seinem Itinerar nicht ableiten,
da ja die Eintragung einer Notiz über irgend eine Oertlichkeit
nicht die gleichzeitige Anwesenheit an jenem Orte bedingt. Viel-
fach mag die Eintragung erst nachträglich auf Grund von
Notizen geschehen sein, die vor kurzer oder langer Zeit an
Ort und Stelle gemacht worden waren. Auch liegen dafür keine
Beweise vor, dass in die „Notizia" nicht auch Eintragungen nur
aus der Erinnerung gemacht worden sind. Für manche Ab-
schnitte, z. B. für den über Mailand, hat dann Michiel, wie im
Commentar zu zeigen sein wird, wohl nur fremde Mittheilungen
benützt. Ein offenbar beabsichtigter Abschnitt über Rom und
Neapel scheint in seiner Anlage ähnlich geplant gewesen zu sein.
Michiel liess sich von Freunden aus jenen Städten über die
dortige Kunsttopographie referiren.2)
Die Uebersetzung habe ich wortgetreu gehalten, da es
mir klar sein musste, wie auch die grösste Freiheit in der Be-
handlung aus den trockenen, inventarmässigen Aufschreibungen
Michiel's keine flüssige Erzählung zu machen vermöge. War
aber eine wörtliche Uebertragung nicht gut anwendbar, weil
allzu hart oder geradewegs undeutsch, so habe ich mir selten
einen Zwang angethan, indem ich nach dem Sinne übersetzte
und in einer Anmerkung die sogenannte wörtliche Uebertragung
beigab. Ob ich damit das Richtige getroffen habe, dess bin ich
nicht sicher, da es nicht leicht war, auf der einen Seite nur die
strengen Anforderungen der Wissenschaft zu berücksichtigen, auf
9 Vergi. Cicogna a. a. 0. Ferner Eugene Müntz im „L' art" vom
i5. October i885 (II. Bd., S. i58) und H. Thode's „Kunstfreund", Sp. 347.
, Cicogna a. a. O.