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Mothes, Oscar [Hrsg.]
Illustrirtes Bau-Lexikon: praktisches Hülfs- u. Nachschlagebuch im Gebiete d. Hoch- u. Flachbaues, Land- u. Wasserbaues, Mühlen- u. Bergbaues, d. Schiffs- u. Kriegsbaukunst sowie d. mit d. Bauwesen in Verbindung stehenden Gewerbe, Künste u. Wissenschaften ... (Band 3): H bis P — Leipzig, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.37490#0131
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121 Jahresring

«sag'^sr, 8-, engt., Stechbeitel.
ckugüol, m., span., Cisterne, Wassertümpel, Lache.
^akürro^iu., span., Abputz, Berapp; jsttsrrsr, putzen,
berappen.
Jahr- u., srz., suues, I, engl, ^ssr, lat. suuus. Die
Zeit zwischen zwei Nachtgleichen, nach deren Ablauf die
Sonne wieder in dieselben Himmelszeichen tritt, beträgt
365 mittlere Sonnentags 5 Stunden 48 Minuten 47^,
Sekunden; es heißt dies ein tropisches Jahr u. ist von
besonderer Wichtigkeit, da sich die Jahreszeiten nach dem-
selben richten. Ein siderisches I. ist die Umlaufszeit,
bis die Sonne wieder zu demselben Fixstern gelangt; da
die Nachtgleichenpunkte unter den Fixsternen sortrücken,
so ist es vom tropischen I. verschieden; es beträgt 365
mittlere Sonnentage 6 Stunden 9 Minuten 10,^ Sekun-
den. Die. Wiederkehr des Mähens u. der Reife wies die
Völker schon frühe darauf hin, das I. auch als Zeitab-
schnitt für die bürgerlichen Verhältnisse zu wählen. Da
aber hierfür nothwendig war, daß der Abschluß des Jahres
auf sichtbar bestimmte Weise stattfände, so nahm man das
I. aus einer ganzen Zahl von Tagen bestehend an. Die
Ordnung des Kalenderwesens, d.i. die Regelung derZeit-
verhältnifse,derFesterc., lag infrühercnZeitenderPriester-
schaft ob. Man unterscheidet ein solches bürgerliches
I. mit einer ganzen Anzahl von Tagen von dem absolut
genauen astronomischen tropischen I. Damit nun
einerseits eine gewisse Anzahl bürgerlicher J.e möglichst
genau mit derselben Anzahl tropischer J.e übereinstimme,
anderseits die einzelnen bürgerlichen J.e, welche wegen
dieser zu erstrebenden Uebereinstimmung nicht alle gleich
lang sein können, doch wenigstens so viel wie möglich gleiche
Dauer haben, war bei den alten Aegyptern schon das I.
in 12 Monate, jeder zu 30 Tagen, getheilt und außerdem
zählte man 5 Ergänzungstage; bei den alten Griechen
hatte man anfänglich 12 Monate, abwechselnd als volle
von 30 Tagen u. hohle von 29 Tagen gerechnet — später
wurde ein besonderer Schaltmonat eingeführt; das grie-
chische I. zählte ursprünglich 354, später 360 Tage und
nachher mit Hülfe der Schaltmonate im Mittel 365 Tage.
Bei den Römern betrug das I. unter Romulus nur 304
Tage, unter Numa Pompilius 355 Tage u. nach der Ein-
führung des Schaltmonats 366 Tage. Unter Romulus
gab es nur 10 Monate, deren erster Mars und letzter
Dezember war; Numa fügte Januarius und Februarius
hinzu. Da bei den Römern die ungeraden Zahlen als
die glücklicheren galten, so erhielten die Monate 31 od. 29
Tage, nur der Februar zählte 28 Tage und galt deshalb
als verhängnisvoll. Der später eingeführte Schaltmonat,
Mercedonius, war von ganz verschiedener Länge; diese
wurde durch die ponkistoos bestimmt und er selbst zwischen
den 23. u. 24. Februar eingeschaltet, so daß man bis zum
23. Februar zählte, dann die Tage des Mercedonius
durchging und hierauf weiter vom 24. bis 28. Februar
zählte. Cicero sagt, daß die xoutiLmzs für ihre Freunds
den Schaltmonat verlängert und, wenn z. B. einer ihrer
Gegner Konsul gewesen fei, verkürzt hätten; man sei dahin
gekommen, daß die Herbstfeste fs.ut.uiuug.iig.) in den Früh-
ling und die Erntefeste in den Winter gefallen wären.
Julius Cäsar führte mit Hülfe des ägyptischen Astronomen
Sosigenes den Julianischen Kalender ein, der noch
gegenwärtig bei den Russen gilt; man unterscheidet danach
gemeine J.e von 365 Tagen und Schaltjahre zu 366
Tagen; nach drei gemeinen J.en folgt ein Schaltjahr.
Roch heutigen Tages fällt in unserm Kalender der Schalt-
tag im Schaltjahr auf den 24. Februar, weil Cäsar ihn
als Ersatz für den Schaltmonat einführte; die Monate er-
hielten 30 oder 31 Tage; doch ließ man scheinbar dem
Februar 28 Tage, indem man den 23. Februar, der ssxto-
oslsuckss hieß, in Schaltjahren doppelt zahlte und den
Schalttag selbst bisssxto-cslsuäas nannte. Von dem
letztern Ausdruck nennt mau noch gegenwärtig in manchen
Mothes, Jllustr. Bau-Lexikon. 4. Aufl. IU.

Sprachen das Schalijahr ein bissextiies. Das Jahr 708
nach Erbauung Roms (45 v. Chr.), in welchem derJulia-
nische Kalender eingcführt wurde , erhielt, damit die ge-
störten Zeitverhältniffe wieder geordnet werden konnten,
445 Tage und zählte einen Mercedonius von 23 Tagen
und 2 außerordentliche Monate von 33 und 34 Tagen,
welche zwischen November und Dezember eingeschaltet
wurden ; es heißt das Jahr der Verwirrung (auuus oon-
tusiouis). Nach Casars Tod (43 v. Chr.) begingen die
Oberpriester den Fehler, das verflossene Schaltjahr mitzu
den 4 Jahren zu zählen, so daß alle 3 Jahre ein Schalt-
jahr kam. Augustus verbesserte dies 36> Jahre nach der
Einführung u. ließ die zu viel eingeschalteten Tage weg.
Da das Juliarüschc I. 365st^ Tage groß ist, so ist es etwas
zu lang im Vergleich mit dem tropischen I.; Papst Gregor
XIII. führte auf Vorschlag Lilio's mit Hülfe von Clavius
(aus Bamberg) 1582 den Gregorianischen Kalender
ein, wonach nicht alle Jahreszahlen, welche durch 4 theil-
bar sind, als Schaltjahre gelten sollen, sondern bei dem
Anfang der Jahrhunderte die zwei ersten Ziffern bei
Schaltjahren durch 4 theilbar sein müssen; hiernach sind
1600 und 2000 Schaltjahre, dagegen 1700, 1800, 1900
gemeine Jahre. Damit auch die infolge des Julianischen
Kalenders zu viel gerechneten Tage weggebracht würden,
zählte man unmittelbar nach dem 4. Oltober 1582 den
15. Oktober. Die katholischen Länder in Deutschland
nahmen diesen Kalender 1583 auf Verwendung des Kaisers
Rudolf II. an, die protestantischen erst am 19. Februar,
oder nach der neuern Rechnung 1. März 1700; England
trat ihnen am 3. bezüglich 14. September 1752 bei. Hier
feierte man bis zu dieser Zeit den 25. März als Neujahr,
so daß die Parlamentsakte, die den neuen Kalender ein-
sührte, auch gleichzeitig das Jahr 1751 um fast 3 Monate
verkürzen mußte, damit das Neujahr mit dem auf dem
Kontinent gefeierten zusammensiel. Mit Ausschluß der
! Zeit vom 22. Sept. 1792 bis Ende 1806, während welcher
in Frankreich der sogenannterepublikanischeKalender,der
viel Aehnlichkeit mit dem der alten Aegypter hatte (s. a. d.
Art. Dekade), eingesührt worden war, gilt die Gregoria-
nische Zeitrechnung seit 1752 in der ganzen Christenheit,
mit Ausnahme aller griechisch-katholischen Länder, die
noch den Julianischen Kalender führen.
Die Mohammedaner rechnen 12 Mondläufe zu einem
I. und haben danach 12 Monate von abwechselnd 30 oder
29 Tagen; ihr I. zählt 354 Tage. Innerhalb 30 Jahren
werden 11 Schalttage zugefügt. Es folgt hieraus, daß
die Monate nach diesem Kalender mit der Zeit in alle vier
Jahreszeiten fallen müssen, und zwar hat jede derselben
diesen Cyklus innerhalb 34 Jahren vollbracht. Nach
Arago hat der türkische Fiskus, weil 33 unserer Jahre 34
türkischen Jahren entsprechen, in der Administration den
Julianischen Kalender angenommen, um seine Beamten
nur 33mal statt 34mal zu bezahlen. Auch has jüdische
Jahr beruht auf dem Mondlaus, doch richtet es sich mittels
Einschaltungsmonaten nach der Sonne. Die gewöhnlichen
J. e haben 12 Monate von abwechselnd 30 und 29 Lagen,
in den außerordentlichen Jahren hat man.13 Monaten,
giebt dem Schaltmonat auch nur 29 od. 30 Tage.
Mau nennt ein nach dem Lauf der Sonne rcgulirtes
I. ein bestand ig es I., ein Mondjahr, wie das türkische,
ein wandelbares, da es jeden Monat durch alle Jahres-
zeiten wandeln läßt. Genau genommen waren alle früheren
Kalenderjahre, das Julianische miteingeschlossen- Wän-
de ljahre.
In der allegorischen Darstellung ist das I. als
weibliches Wesen aufzusassen, trägt einen Blumenkranz
auf dem Kopf, Sichel und Aehren in der rechten Hand,
Fruchthorn im linken Arm, eine Kohlenpfanne zu Füßen.
Zuweilen wird es auch als geflügelter u. bekränzter Genius
mit Blumen und Früchten dargcstellt.
Jahresring» Jahrring, ÄahrMcl, m., srz., ecmc-.be
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