68
wahrscheinlich vorauszusehen ist, und doch so tiefverwum
der. Es ist freilich auch nicht gut, durch finstere AuSsich»
ten die Gemächer zu schrecken; allein, wenn man ta
nicht bey der nackten Wahrheit bleiben will, so scheint
Mir dies doch immer in gewiss r Rücksicht besser, als
wenn man die Seelen mit zu viel schmeichelhaften Ec,
Wartungen erfüllt. Die Freude über ein Glück, das
man nicht ahndete, ist allemal desto größer, ie unver-
Wucherer eö uns kömmt; aber ein Unfall, den man sich
gar nicht als möglich deichte, oder dem man schon ent,
wichen zu seyn glaubt^ ist dann fast unerträglich, wenn
er uns dennoch trift. Der beste Rath, eine ruhige Fas,
sung der Selle immerzu erhalten, wäre wohl der:
Man erwecke weder zu freudige Hoffnungen, noch
zu schwarze Befürchtungen in Ansehung der Zu-
kunft; und mitten unter den erfreulichsten Aus-
sichten mache man sich auch auf mögliche Wider-
wärtigkeiten und Vereitelungen auch seiner lieb-
sten und von der Erfüllung am wenigsten ent-
fernt scheinenden wünsche gefaßt.
Aber ich schweife mit meinen Reflexionen, wie ich
sehe, schon wieder zu weit aus. Dergleichen Versündi,
Zungen werden Sie mir noch oft verzeihen müssen, gm
ter Carl! und ich weis, daß Sie sie mir verzeihen. —
Am Tage vor dem Aufbruche dieser letzten Truppen
wurde die Stadt mit einem großen aber Goll Lob leerem
Schreck erfüllt. Die Thore wurden alle geschlesfn, und
niemand wußte warum. Herein wurde jedermann ge'aft
sen; aber niemand hinaus. Eben so pflegt es gehalten
zu werden, wenn die Nachricht vom Tode des Landes-
herrn zuerst erschallt. Was war natürlicher, als daß
der geschwätzige Ruf durch Gerüchts, welche auf falschen
Folgerungen beruhten, ängstliche Besorgnisse wegen des
Lebens
wahrscheinlich vorauszusehen ist, und doch so tiefverwum
der. Es ist freilich auch nicht gut, durch finstere AuSsich»
ten die Gemächer zu schrecken; allein, wenn man ta
nicht bey der nackten Wahrheit bleiben will, so scheint
Mir dies doch immer in gewiss r Rücksicht besser, als
wenn man die Seelen mit zu viel schmeichelhaften Ec,
Wartungen erfüllt. Die Freude über ein Glück, das
man nicht ahndete, ist allemal desto größer, ie unver-
Wucherer eö uns kömmt; aber ein Unfall, den man sich
gar nicht als möglich deichte, oder dem man schon ent,
wichen zu seyn glaubt^ ist dann fast unerträglich, wenn
er uns dennoch trift. Der beste Rath, eine ruhige Fas,
sung der Selle immerzu erhalten, wäre wohl der:
Man erwecke weder zu freudige Hoffnungen, noch
zu schwarze Befürchtungen in Ansehung der Zu-
kunft; und mitten unter den erfreulichsten Aus-
sichten mache man sich auch auf mögliche Wider-
wärtigkeiten und Vereitelungen auch seiner lieb-
sten und von der Erfüllung am wenigsten ent-
fernt scheinenden wünsche gefaßt.
Aber ich schweife mit meinen Reflexionen, wie ich
sehe, schon wieder zu weit aus. Dergleichen Versündi,
Zungen werden Sie mir noch oft verzeihen müssen, gm
ter Carl! und ich weis, daß Sie sie mir verzeihen. —
Am Tage vor dem Aufbruche dieser letzten Truppen
wurde die Stadt mit einem großen aber Goll Lob leerem
Schreck erfüllt. Die Thore wurden alle geschlesfn, und
niemand wußte warum. Herein wurde jedermann ge'aft
sen; aber niemand hinaus. Eben so pflegt es gehalten
zu werden, wenn die Nachricht vom Tode des Landes-
herrn zuerst erschallt. Was war natürlicher, als daß
der geschwätzige Ruf durch Gerüchts, welche auf falschen
Folgerungen beruhten, ängstliche Besorgnisse wegen des
Lebens