Frohsinn der (im gleichen Jahr entstandenen) Schutz-
engelgruppe im Münchner Bürgersaal scheidet. Hier be-
ginnt jenes merkwürdige Zurückweichen der Aussagen
in eine Welt der Gleichnisse, das wir im Spätwerk Gün-
thers mehrfach verspüren.
Als nächstes Werk Ignaz Günthers in der Kirche von
Weyarn muß der Reliquienschrein des Heiligen Vale-
rius an einem Pfeiler der Südwand des Langhauses ge-
nannt werden. Im Schrein liegt — wie es in der Reli-
quienverehrung der Zeit üblich war — die Skelettfigur
des Märtyrers, angetan mit kostbar bestickten Gewän-
dern und mit Pretiosen besät. Das verglaste Rahmen-
gehäuse ist mit eleganten geschnitzten Rocaillen ge-
schmückt. Auf diesem Gehäuse sind seitlich zwei große,
schräg lehnende Engelsfiguren mit mächtigen Flügel-
schwingen angebracht, in dem beinahe schwebenden
Verfließen der Gestalt Meisterwerke der immer ein
wenig an das Illusionistische rührenden Kunst Ignaz
Günthers. Über dem Schrein ist ein hoch aufragender
Kruzifixus mit einer trauernden Maria am Kreuzstamm,
gewiß Werke von anderer Hand geschnitzt und über-
wiegend dekorativen Charakters. So wird deutlich, daß
diese Zusammenstellung nicht einheitlich und ursprüng-
lich ist. Im Stadtmuseum München befindet sich eine
sehr zarte, aquarellierte Federzeichnung Günthers für
dies Reliquiengehäuse (Abb. 8). Sie zeigt, daß Günther
an eine viel freiere Gestaltung der überhöhenden Kreu-
zigungsgruppe gedacht hatte. Auf Günthers Zeichnung
sind — sehr unterschieden von den überlieferten Ge-
gebenheiten — Kruzifix und Dolorosa überlängte, sphä-
risch zarte Erscheinungen. Äußere Umstände, deren
problematische Überlegungen wir hier nicht ausbreiten
wollen, legen die Annahme nahe, daß es sich um eine
Ideenskizze Günthers für die Neuaufstellung des 1755
inmitten des Kirchenraumes freistehend errichteten Mär-
tyrerschreines vor dem Wandpfeiler handelt. Gewiß
sind die Schreinengel sein Werk. Ob ihrer stilistischen
Verwandtschaft mit der Verkündigungsgruppe dürften
sie annähernd zur gleichen Zeit — wahrscheinlich nur
wenig früher — entstanden sein.
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engelgruppe im Münchner Bürgersaal scheidet. Hier be-
ginnt jenes merkwürdige Zurückweichen der Aussagen
in eine Welt der Gleichnisse, das wir im Spätwerk Gün-
thers mehrfach verspüren.
Als nächstes Werk Ignaz Günthers in der Kirche von
Weyarn muß der Reliquienschrein des Heiligen Vale-
rius an einem Pfeiler der Südwand des Langhauses ge-
nannt werden. Im Schrein liegt — wie es in der Reli-
quienverehrung der Zeit üblich war — die Skelettfigur
des Märtyrers, angetan mit kostbar bestickten Gewän-
dern und mit Pretiosen besät. Das verglaste Rahmen-
gehäuse ist mit eleganten geschnitzten Rocaillen ge-
schmückt. Auf diesem Gehäuse sind seitlich zwei große,
schräg lehnende Engelsfiguren mit mächtigen Flügel-
schwingen angebracht, in dem beinahe schwebenden
Verfließen der Gestalt Meisterwerke der immer ein
wenig an das Illusionistische rührenden Kunst Ignaz
Günthers. Über dem Schrein ist ein hoch aufragender
Kruzifixus mit einer trauernden Maria am Kreuzstamm,
gewiß Werke von anderer Hand geschnitzt und über-
wiegend dekorativen Charakters. So wird deutlich, daß
diese Zusammenstellung nicht einheitlich und ursprüng-
lich ist. Im Stadtmuseum München befindet sich eine
sehr zarte, aquarellierte Federzeichnung Günthers für
dies Reliquiengehäuse (Abb. 8). Sie zeigt, daß Günther
an eine viel freiere Gestaltung der überhöhenden Kreu-
zigungsgruppe gedacht hatte. Auf Günthers Zeichnung
sind — sehr unterschieden von den überlieferten Ge-
gebenheiten — Kruzifix und Dolorosa überlängte, sphä-
risch zarte Erscheinungen. Äußere Umstände, deren
problematische Überlegungen wir hier nicht ausbreiten
wollen, legen die Annahme nahe, daß es sich um eine
Ideenskizze Günthers für die Neuaufstellung des 1755
inmitten des Kirchenraumes freistehend errichteten Mär-
tyrerschreines vor dem Wandpfeiler handelt. Gewiß
sind die Schreinengel sein Werk. Ob ihrer stilistischen
Verwandtschaft mit der Verkündigungsgruppe dürften
sie annähernd zur gleichen Zeit — wahrscheinlich nur
wenig früher — entstanden sein.
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