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Müller-Hofstede, Justus
Otto van Veen, der Lehrer des P. P. Rubens — 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.27468#0087
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A99

n.

»

den Gheyn publizierte das Büchlein im Faksimile. Es enthalt drei Bild-
nisse, zwei Illustrationen zu Geschichten, eine Allegorie sowie ein ee-
zeichnetea Selbstbildnis Simon van Veens mit Widmung vom Jahre l^'TptOas
in des Album eingeklebt ist. Einleitend auf dem ersten Blatt gao van
Veen eine emblematische Darstellung seines Vaterlandes: Unter dem Titel
"Petrin" erscheint in runder Umfriedung der "Hollandse Tuin", in dem
eine jugendliche Freu in niederländische^ ^eittracfrt unter einem jungen
Bäumchen sitzt.-Sie hält das Brabanter Lcwenwappen, hat ihre Linke auf
die Brust gelegt und blickt besorgt empor, denn üoer dem kleinen Garten
hängt eine schweife Wolke, Regen geht nieder und die Zweige des BaumcheoB
werden vom Sturme gepeitscht.Im Hintergrund wird undeutlich Neptun sicht
bar, der Dreizack und Füllhorn trägt, - offenbar eine Anspielung auf
die gewinnbringende Schiffahrt Hollands. Vorn aber ist uerSturm des Un-
abhängigjceitskampfes gemeint, den das Junge Holland zu bestehen hat.Un-
ter dieses Aquarell schrieb van Veen zwei Distychen aus Ovids Briefen
"Ex Ponto*r%ie Klage des verbannten Dichters nimmt sich meri£*vürdig aus
mit ihrem "3uid melius Roma!" direkt unter der Allegorie Hollands, und
erst die eigene Situation van Veens in der ihm fremd gewordenen Heimat
erzchliesst den Zusammenhang.

^ * Di« folgenden drei Blätter zeigen

3'4 Bildnisse.Eia Doppelbildnis seiner Eltern setzte van Veen in ein Medail-
len, am dessen Rehmen sich snssan zwei Chrono «gestalten mit Füllhorn und
Bens« eaporra.nken.8ie tragen zwei Kinder,die zum Scheitel des Medaillons
emporlangen und dort ein Best mit zwei Störchen stütsen?Parenfces" ist
Bier der Titel und er rückt zusammen mit der Allegorese des Rühmens —

Chrono« als Bringer der Fülle und des Endes sller Lebenszeit, das Stör-
ohsnmsst als Eildzeichen für elterliche Hut und Pflege—die Dargestell«.
Bern unter die .allgemeine Bedeutung des Slternstandes überhaupt. Auch
sein eigenes Bildnis gab van Teen als Bruststück, es ist das Sslbstpor-
trät mit dam zu rückgewendeten Kopf,das such auf dem Familienbild entcfcebti
Bieder ist das Bildnis in eine geistreich emblematische Erfindung ein-
bezogen. Der Malar gab sieh in einem an dünnem Faden hängenden 3piegel,
dem die aus dar Luft herabgreifende Hand des Schicksals mit der Schere
droht, über dem Bildnis renkt sich ein Spruchband mit einem horazischen
BemsmeteB^ier das "carpe diem" zum Thema hat, unter den Spiegel setzte
van Vsan einen lateinischen Text, in den er die Widerspiegelung des Ant-
litsss alt der Splegelung der Wahrheit durch den Geist verglich.Diese
"imago veri" Ist hier di# Vergänglichkeit, sie ergibt das Bindeglied tmi
Schioksalsallegcrio, Selbstbildnis und Textgedanken.Das Bildnis
Lampeonius schliesslich ist von einem Lorbeerkranz gerahmt uqdhat
•im Dlstyohon mit der Devise des Humanisten "Post Leapada Solen" stur
Bmfeorsehrift.

Auf Blatt 19 und 29 sind sw^, Bei-
spiele dar Freundestxeue illustriert,di« Lukian entnommen sind. CAbau-
 
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