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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 1.1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.20259#0083

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Münchener

Etn satprisches Ortginalblatt von M. E. Bertram.

Ganzjährig 2 fl-, halbjährig 1 fl., vierteljährig ro kr.

Einzelne Nummern kosten 3 Kreuzer.
Sonntag. Stt. 11.Suni1848.

Kleine Reisebildchen.
n.

Jn Heilbronn kam ich an das Haus, von dessen Erker fich Käth-
chen herabstürzte, als ihr Ritter vorbeiging, um hinauszustürzen. Be-
stürzt durch den Gedanken, daß auch hier ein Ritter zugesprochen,
und nach ihm gewiß viele, denn es ist sprichwörtlich: wo einer hin-
geht, gehen alle hin, wollte ich schon wieder vorbei, als mir ein
Freskogemälde auffiel, worin ich, selbst ohne Prof. Marggraf's Kunst-
urtheil, sogleich ein Glas Bier erkannte. Der Künstler mußte ein
schlechtes Original vor fich gehabt haben, doch beschloß ich, wie der
Ritter, mein Glück und das Bier zu versuchen. Der Wirth daselbst
ist eigentlich ein Friseur, der das Recht hat, Bier zu schenken. Der
Friscur, bci dem man also einen Zopf im doppelten Sinn ha-
bcn kann, saß ganz pomadig in einer Ecke, und sein Töchterlein
fragte Mich, ob man mir die Haare schneiden, oder Bier bringen
sollte ? das Letztere war schnell geschehen, nnd fiehe der Freskomaler
hatte das Bier zum Brechen getroffen! Dasselbe blaffe, leidende Aus-
sehen, dieselben matten Augen! Einige junge Leute sangen aus voller
Brust, um fich von ihrem Getränke zu zerstreuen, und in Ermanglung
einer Stimme rückte ich an den Friseur-Wirth hin.

Nach den üblichen Anfängen srug er mich, woher ich sep? AuS
München, war meine gewiß bescheidene Antwort, worauf wieder jene
Fragen folgten, denen die Bapern an allen Orten ausgesetzt find:
„Nun, haben Sie schon lang keinen Bierkrawall mehr gehabt? Wo
ist jetzt die Lola ? Jn Bapern wurden ja lauter Geistliche gewählt?
Geht denn die vertriebene Wiener Aristokratie wirklich nach Mün-
chen? u. s. f. u. s. f." Bei dergleichen Anspielungen keiner Schaam-
 
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