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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0081

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Münchener

Äin ,at>irisches Orlginalblatt von M. E« Schlsich.
Ganzjährig 2 sl., halbj. t fl., vicrtelj. 30 kr., cinzelne Nummern 3 kr.

Vierter Band.

Sonntag. I IS, 2. März 1851.

Zur orientalischen Frage.

„Alle Blickc kehren sich nach Ostcn," so meldeten vor einigen Tagen
dic Zeitungen. Deutschland gleicht wirklich dcr Riminischen schmerzhaftcn
Madvnna; bald wendet es die Augcn nach Westen, bald nach Osten, steht
traurig aufwärts nach Norden, und schlägt den Blick scufzend nieder nach
Süden. Das Wunder der Augenwendung ist constatirt, aber nur sehr
wenig Leute bringcn Opfer.

Also „nach Osten". Aegypten ist in großer Verlegenhelt, doch muß
es der Nebcrmacht nachgeben, denn für ein Land, dcffen ägyptische Finster-
niß berühmt geworden, ist es am besten, nachzugeben, welche Zumuthun-
gen auch von der Pforten gemacht werden. —

„Blickt nach Osten!" so hört man oft rufen, und sollte meinen,
Dentschland sei türk sch geworden, weil cs sterbend das Gesicht nach Osten
kehren soll! —

Wenn sich Frau Palm-Spatzer von uns trennt, so ist München das
deutsche Mekka, weil dann in Münchcn der Prophet begrabcn liegt.

Was tn Afrika Aegypten, das ist in Europa Deutschland: Sitz der
Weisheit, Kornkammer, Platz der Dcnkmäler. Seine Grenzen sind nicht
genau anzugeben: im Westen die politischc Wüste, mit dem Sandbau der
Verfassuug und dem sozialistischen Samum; im Norden große Anschwem-
mungen der Oestreicher, im Osten die Finanz-Enge von Wicn. — Tic Ein-
wohner sind mit Schwarzen sehr untermischt.
 
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