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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0152

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»44

Am 24. d. trat Fanny Elsl er zumErstenmale in Wien in „Es-
meralda" auf. Mit den 12 Vorstellungen, welche ste dort zu geben be-
abstchtigt, schließt stch eine Künstlerlaufbahn, wie die Bühnengeschichte nur
wenige aufzuweisen hat, so reich an Triumyhen, so voll ungetrübten Glü-
ckeS. Jn ihrer Vaterstadt, wo fie diese Laufbahn begonnen, und von An-
betung beglcitet an die Ufer der Themse. der Newa, des Ebro und deS
Miffistp! hingezogen hat, will ste der Welt deS schönen Scheines Lebe-
wohl sagen, und in stiller Znrückgezogenheit leben. Fanny scheidet, noch
che der Abfall, den die Zeit unerbittlich an allen Kunstmitteln bewirkt,
bei ihr fühlbar wird. Es gibt nur wenig Sterbliche, gekrönte und
mächtige nicht auSgenommen, die eine solche Fülle der süßesten Erinner-
ungen mit in'S Alter »ehmen; EnthustasmuS und die tiesste Rührung
solgten ihrem letzten Auftreten Schritt für Schritt. Wien wird ste nicht
minder herzlich feiern. Die Elsler ist eine jener Erscheinnngen, an die
stch der StoizismuS vergcbenS wagt, welche dem kalthöhnendcn Verstande
die Waffen entreißt; — aber sie ist auch ein Wesen von jenen Vorzügen
deS Gemüthes, von jener natürlichen Einfachheit und Wärme des Her-
zens, die ihr selbst jene Unerbittlichen gewonnen, welche die Tanzkunst als
eine frivole Kunst zu mißachten nie aufhören.

Shakespeare macht die Reise um die Welt, und hat vorlänfig
Station in Bengalen genommen. Ein „gebildeter schöngeistiger Jndier"
hat den Othello in'sBengalische übersetzt, und wird derselbe mit nächstem
auf dem dortigen „Nationaltheater" in Szcne gehen.

PariS. Die Gräfin Rossi, welche fich zu ihrem und ihres Mannes
Glück noch bei Zeiten erinnert, daß sie Henriette Sonntag heißt,
war durch den Jntendanten deS Hoftheaters in Petersburg um 500,000 fl.
für dicsen Sommer engagirt. Der Czaar aller Reußen fand es aber un-
schicklich, daß die Fran, welche er einst an seinem Hofe als Gesandtin
empfangen, stch nun daselbst als Sängerin produzire. sSteht denn die
Kunst so tief unter der Diplomatie?)—Madame Sonntag muß sich nun
mit monatlichcn 30,000 Fr. begnügen, für die sie die Provinzen Frank-
reichs mit ihrem Besuche beehren wird.

sLiterarischeS.) Jm Verlag von Gummi in Ansbach erschien cin
Band „G edi chte v on G e o rg S cheu erl i n", die fich durch zarte
Empfindung und Solidität des VersbaueS vortheilhaft auszeichnen. DaS
Talent des VerfafferS hat viele Aehnlichkeit mit Lenau, an deffcn Seite
cr genannt zu werden verdient. Scheuerlin, ein LandSmann der allbe-
kannten Ansbacher Dichter Ntz unb Platen, verspricht einst „och in der
Literaturgeschichte einen solchen Rang einzunehmen, daß mittelst seiner
Beizählung von einem Ansbacher Dichterkleeblatt die Rede sein kann.

Druck der vr. Fr. Wild'schen Buchvruckerei (A. Wild).
 
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