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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0345

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Münchener

Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Schleicb.

Kanzjährig 2 fl,, halbj. 1 fl., viertelj. 3Ü kr., einzelne Nummern 3 kr.

Vierter Band.

Sonntag. jMro. 12. Okt. 1851.

Sophokles in München.

(Fortsetzung.)

Viertes Tableau.

Die Szene zeigt das Arbeitszimmer des RedakteurS deS Punsch. Das
Zimmer hat vier Wände ohne Ohren, und ist so hoch, daß es mir trotz
mehrfacher Versuche noch immer nicht gelingen will, mich nach der Decke
zu strecken. RcchtS ein Schreibtijch mit Politnr, worauf ich meine Arti-
kel schreibe, aber nicht immer mit Politur. Vor demselben steht mein mit
heitcrm Blumen-Zeuge überzogener Sorgenstuhl, der sich trotz mnnnigfa-
chcr Sorgen noch kein graues Roßhaar wachscn ließ. Jch befitze ihn seit
1848, und Jedermann wird es erkläriich finden, daß seit dieser Zeit manche
Keder nachgelaffen hat, weßhalb auch der Stuhl etwaS niedcrer wurde;
ich mache die schönen Leserinnen aufmerksam, daß etwaige anonhme Kis-
sen dankbarst angenommen werden, ohne der Stickerei Schranken zu setzen.
— Ober dem Tisch — man verzeihe, daß ich so lange beim Tisch bin —
hängt die Schnitterin, daS Mädchen mit dem Kanarienvogel, die Neapoli-
tanerin, die Marienblume u. s. f. Die Neapolitanerin ist zwar gravirt,
aber nicht politisch sondern nur in Stahl. Jch bin nicht so schön einge-
richtet, wie Oesterreich, wo man Dutzende bekannter MLnner in sköKis
aufgehängt findet; die Porträtjammelei ist ja jctzt Mode und jeder treibt
fie in seiner Art. RechtS von meinem Schreibtisch erblickt man meine
Bibliothek. Darunter finden sich die Gedichte von Schiller, Göthe und
Goßmann; eine Weltgeschichte von der Lltesten bis auf die neueste Zeit,
von dem ersten Trunk des Noah bis zur lctzten Rede deS KönigS von
Preußen; ein ConvcrsationSlerikon, worin nicht einmal Herr Rohmer
 
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