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Michl^ I'cinc Drüdcr^ dcr Dund und dcr Sirick.
Ein wundcrschönes, neues Volksmärlein für Jung und Alt.
Iwei Brüderlein, genannt Schleswig nnd Holstein, waren
in einen Brunnen gefallen. Denn sie waren von ihrem Vater,
dem Bundestag, auf dänische Vcrsprcchungen gestellt worden nnt>
das waren gar dnnne, sanle nnd schlechte Bretter und die waren
gebrochen und die Brüder waren in den.Brnnnen gefallen.
Nachdem sie nnn eine Weile unten gesteckt, riefcy sie ihren großen
Bruder, Namens Michl, zu Hnlfe. Michl sah hinab, überzeugte sich
von ihrer Noth nnd fagte: Jch muß erst zum Vater Bundestag
gehen, damit er mir einen Strick gibt, daß ich Euch 'raufziehe.
Und Michl ging zum Bundestag nnd sagte: Gib mir einen
Strick, damit ich meine Brüder heraufziehe. Der Blindestag
aber ging zu den Fürsten und sagte: Gebt uns die nöthigen
Jnstruktionen, daß wir dem Michl den Strick geben können,
damit er seine Brüder heranfziehe. Die Fürsten aber wandten
sich an die deutschen Großmächte nnd fagten: Gebt uns Eure
Zustimmung, daß wir unsern Ministern den Befehl geben, daß
sie den Bundestagsgesandten die Jnstruktion geben, daß der Bundestag
dem Michl den Strick gebe, damit dieser seiye Brüder heraufziehe.
Die deutschen Großmächte aber fragten Europa und sagten:
Gib uns einen Nath, ob wir dnwFürsten unsere Zustimmung
geben sollen, daß sie dem Bundestag die Jnstruktion geben, daß
er dem Michl eiuen Strick gebe, daß er feine Brüder herauf-
ziehe? — Europa aber fragte seiue Jnteressen,^ ob sie wohl
erlauben lvürden, daß es den deutschen Großmächten den Nath
gebe, daß diese den Fürsten ihre Einwilligung geben, daß sie
dem Bundestag die Jnstruktion geben, daß er dem Michl den
Strick gebe, daß dieser seine Brüder heraufziehe?
Die sog. höhern Jnteressen aber erlaubten es nicht und
Europa gab den Rath nicht und die deutschen Großmächte gaben
die Zustimmung nicht. Einige deutsche Fürsten aber gaben dem-
ungeachtet ihren Ministern den Befehl, daß sie dcn Bundestags-
Gesandten die Jnstruktion geben, daß der Bund dem Michl den
Strick gebe, daß ihn dicser seinen Brüdern gebe. Bis aber diese
Verfügung auf der untersten Stufe aukam, waren die Brüder
bereits im Brunnen erstickt.
Michl weinte und krahte sich hinter den Ohren und sagte:
Die armen Kerle! Wenn ich mir nur gleick selbst um eiueu
Strick gesehen hätte, dann wären sie wohl jetzt heroben! So
aber sind sie gestorben als Opfer des gesehlichen Weges!
Michl^ I'cinc Drüdcr^ dcr Dund und dcr Sirick.
Ein wundcrschönes, neues Volksmärlein für Jung und Alt.
Iwei Brüderlein, genannt Schleswig nnd Holstein, waren
in einen Brunnen gefallen. Denn sie waren von ihrem Vater,
dem Bundestag, auf dänische Vcrsprcchungen gestellt worden nnt>
das waren gar dnnne, sanle nnd schlechte Bretter und die waren
gebrochen und die Brüder waren in den.Brnnnen gefallen.
Nachdem sie nnn eine Weile unten gesteckt, riefcy sie ihren großen
Bruder, Namens Michl, zu Hnlfe. Michl sah hinab, überzeugte sich
von ihrer Noth nnd fagte: Jch muß erst zum Vater Bundestag
gehen, damit er mir einen Strick gibt, daß ich Euch 'raufziehe.
Und Michl ging zum Bundestag nnd sagte: Gib mir einen
Strick, damit ich meine Brüder heraufziehe. Der Blindestag
aber ging zu den Fürsten und sagte: Gebt uns die nöthigen
Jnstruktionen, daß wir dem Michl den Strick geben können,
damit er seine Brüder heranfziehe. Die Fürsten aber wandten
sich an die deutschen Großmächte nnd fagten: Gebt uns Eure
Zustimmung, daß wir unsern Ministern den Befehl geben, daß
sie den Bundestagsgesandten die Jnstruktion geben, daß der Bundestag
dem Michl den Strick gebe, damit dieser seiye Brüder heraufziehe.
Die deutschen Großmächte aber fragten Europa und sagten:
Gib uns einen Nath, ob wir dnwFürsten unsere Zustimmung
geben sollen, daß sie dem Bundestag die Jnstruktion geben, daß
er dem Michl eiuen Strick gebe, daß er feine Brüder herauf-
ziehe? — Europa aber fragte seiue Jnteressen,^ ob sie wohl
erlauben lvürden, daß es den deutschen Großmächten den Nath
gebe, daß diese den Fürsten ihre Einwilligung geben, daß sie
dem Bundestag die Jnstruktion geben, daß er dem Michl den
Strick gebe, daß dieser seine Brüder heraufziehe?
Die sog. höhern Jnteressen aber erlaubten es nicht und
Europa gab den Rath nicht und die deutschen Großmächte gaben
die Zustimmung nicht. Einige deutsche Fürsten aber gaben dem-
ungeachtet ihren Ministern den Befehl, daß sie dcn Bundestags-
Gesandten die Jnstruktion geben, daß der Bund dem Michl den
Strick gebe, daß ihn dicser seinen Brüdern gebe. Bis aber diese
Verfügung auf der untersten Stufe aukam, waren die Brüder
bereits im Brunnen erstickt.
Michl weinte und krahte sich hinter den Ohren und sagte:
Die armen Kerle! Wenn ich mir nur gleick selbst um eiueu
Strick gesehen hätte, dann wären sie wohl jetzt heroben! So
aber sind sie gestorben als Opfer des gesehlichen Weges!