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Bei Albert erschien das photoqraphische Porträt Ludwig II.,
welches in jedcrn Beschauer die größteFreude erweckt. Der juirge König
stützt sick, mit Erlaubniß der Vormächte, leicht auf seiuen Säbel. Mtt
wahrer Sehnsucht erwartet man die photographische Aufnahme,
welche bald uach der Katastrophe am Sterbebette des hochseligeu Königs
gemacht nuirde.
Eigenthümlichen Eindruck auf die Geschmacksuerven machte dieFassuug
des Regierungsantrittspateuts, das man vorige Woche Ludwig II. unter-
zeichnen ließ. Wir glauben ztvar nicht, daß Jemarrd vom Miuisterium
des Aeußern einen solchen Styl schreibt — (z. B. die durch „hohen To-
desfall anfallenden" Rechte, die „lineale" Erbfolge u. s. w.) — möch-
ten aber fragen: ob man durch solche Schablonen der Welt zu impo-
niren glaubt und ob man anderseits bedacht hat, daß es ein neunzehnjäh-
riger Jüngling ist, den man in diesen geschraubten, von anno Tobak
herstammenden Phrasen zu seinem Volke sprechen läßt!
Etwas Unstreitiges. Die früher in München cngagirte Opern-
sängerin Frln. Stöger gastirt gegenwärtig in Hamburg. Die „Reform"
sagt, ste sei unstreitig die erste dramatische Sängerin der Gegenwart.
Der Fürst Carl von Monaco hat dem König von Dänemark das
Großkreuz seiues Hausordsns verliehen. Auf dem Sterue desselben soll
das Fürstenthum Monaco im Drittel seiner natürlichen Größe abgebildet
sein. Auck hat der Fürst versprochen, 2 Proceut von seiner Armee als
Hülfscorps abzugeben; mehr zu leisten ist ihm nicht möglich, da er
überhaupt nur etwa 12 bis 1b Procent Unterthanen besitzt.
Die Leser erinnern stch vielleicht in den Zeitungen gelesen zu haben,
daß in England von einem gewissen Mayhew unter dem Titel:
„Deutsches Leben und deutsche Sitten" ein wahres Schandbuck erschienen
ist, dessen reichlicher Absatz für das Wahrheitsgefühl, den Geschmack und
man möchte sagen für den Verstand des englischen Lesepublikums ein
schlechtes Zeugniß ablegt. Master Mayhew beliebt u. A. zu behaupten:
in Englands Zuchthäusern stnde man immer noch mehr Treue und
Glauben, als bei den gebildeten Classen Deutschlands. Nun bringt das
in London erscheinende Wochenblatt „Herrmann" über den Lebenslauf
des Pasquillanten einige Enthüllungen, woraus hervorgeht, daß Hr.
Mayhew ein „Lumpaci" der schtimmsten Sorte ist und daß er von den
englischen Zuchthäusern wahrscheinlich deßhalb so viel Rühmens macht,
weil er selbst schon die Ehre hatte, correktionsbeflissenen Kreisen anzuge-
hören. Sein Buch wird aber von Johu Bull doch gekauft und geglaubt,
denn es ist ja — Schimps aus Deutsckland.
Zu Anfüng des )tveiten Nuartnts ertediijcn die Postnnltntten
auch viertelMrige Bestettungen.
Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).
Bei Albert erschien das photoqraphische Porträt Ludwig II.,
welches in jedcrn Beschauer die größteFreude erweckt. Der juirge König
stützt sick, mit Erlaubniß der Vormächte, leicht auf seiuen Säbel. Mtt
wahrer Sehnsucht erwartet man die photographische Aufnahme,
welche bald uach der Katastrophe am Sterbebette des hochseligeu Königs
gemacht nuirde.
Eigenthümlichen Eindruck auf die Geschmacksuerven machte dieFassuug
des Regierungsantrittspateuts, das man vorige Woche Ludwig II. unter-
zeichnen ließ. Wir glauben ztvar nicht, daß Jemarrd vom Miuisterium
des Aeußern einen solchen Styl schreibt — (z. B. die durch „hohen To-
desfall anfallenden" Rechte, die „lineale" Erbfolge u. s. w.) — möch-
ten aber fragen: ob man durch solche Schablonen der Welt zu impo-
niren glaubt und ob man anderseits bedacht hat, daß es ein neunzehnjäh-
riger Jüngling ist, den man in diesen geschraubten, von anno Tobak
herstammenden Phrasen zu seinem Volke sprechen läßt!
Etwas Unstreitiges. Die früher in München cngagirte Opern-
sängerin Frln. Stöger gastirt gegenwärtig in Hamburg. Die „Reform"
sagt, ste sei unstreitig die erste dramatische Sängerin der Gegenwart.
Der Fürst Carl von Monaco hat dem König von Dänemark das
Großkreuz seiues Hausordsns verliehen. Auf dem Sterue desselben soll
das Fürstenthum Monaco im Drittel seiner natürlichen Größe abgebildet
sein. Auck hat der Fürst versprochen, 2 Proceut von seiner Armee als
Hülfscorps abzugeben; mehr zu leisten ist ihm nicht möglich, da er
überhaupt nur etwa 12 bis 1b Procent Unterthanen besitzt.
Die Leser erinnern stch vielleicht in den Zeitungen gelesen zu haben,
daß in England von einem gewissen Mayhew unter dem Titel:
„Deutsches Leben und deutsche Sitten" ein wahres Schandbuck erschienen
ist, dessen reichlicher Absatz für das Wahrheitsgefühl, den Geschmack und
man möchte sagen für den Verstand des englischen Lesepublikums ein
schlechtes Zeugniß ablegt. Master Mayhew beliebt u. A. zu behaupten:
in Englands Zuchthäusern stnde man immer noch mehr Treue und
Glauben, als bei den gebildeten Classen Deutschlands. Nun bringt das
in London erscheinende Wochenblatt „Herrmann" über den Lebenslauf
des Pasquillanten einige Enthüllungen, woraus hervorgeht, daß Hr.
Mayhew ein „Lumpaci" der schtimmsten Sorte ist und daß er von den
englischen Zuchthäusern wahrscheinlich deßhalb so viel Rühmens macht,
weil er selbst schon die Ehre hatte, correktionsbeflissenen Kreisen anzuge-
hören. Sein Buch wird aber von Johu Bull doch gekauft und geglaubt,
denn es ist ja — Schimps aus Deutsckland.
Zu Anfüng des )tveiten Nuartnts ertediijcn die Postnnltntten
auch viertelMrige Bestettungen.
Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).