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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 17.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.25835#0199

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Kleinc Frühstücksplaudercien.

Der Münchener „Volksbot'" hat denr bekannten Frankfurter Central-
Ansschnß sür Schlcswig-Holstein's Wohlfahrt vorgeworfen, er
weigere sich, über ihm zugeflosfene Snmmcn Rechnung abzulegen, sowie
anch Niemand wisse, wohin die sogen. „Flottengelder" gekommen seieir.
Herrn Brater's „Süddentsche Zeitung" bringt nun eine Entgegnung, die
wenigstens grob genug lantet; im Tert derselben ist von „v o l l en d e ter",
in einer kleingedruckten Anmerkung znr Abwcchslung von „abg e fe im t er"
Niederträchtigkeit„ die Nede. Uebrigens weist die Erklärung darauf hin,
daß über die Beiträge für Schleswig-Holstein ein Rechenschaftsbericht er-
schienen, die Flottengelder aber, soweit sie nicht an das Berliner Marine-
ministerium abgeliefert wnrden, bei der Coburger Bank verzinslich ange-
legt seien. Der „Volksbot'" wird nun wahrscheinlich anch wissen wollen,
was aus den verschiedenen Zinsen wird.

Die an die Theatinerkircbe anzubauende Gruftkapelle für Mar II.
wird nun in Angrifs genommen. Damit scheinen denn die Gerüchte,
als seien von einem fremden Würdenträger, etwa vom Gesandten von
Jnderhansen, Schwierigkeiten erhoben worden, widerlegt zu sein.

Kaum hat sich die Wagner-Panigue einiger Maßen gelegt, so er-
tont ein nener Schreckensruf: „Der Dingelstedt kdmmt!" Mdg-
licher Weise war es nnr ein freventlicher Scherz; aber etwas von einenr
Wolf soll im Gebüsch gewesen sein.*)

Ein Herr Possart, der anf der Münchener Hofbühne den Franz
Ncoor gab nnd wahrscheinlich noch Narziß, Mephisto n. dgl. spielen
wird, hat das Publikum dnrch seine Leistung enthusiasmirt. Wenn er
die Canaillen, Narren und Tenfel alte glücklich hinter sich hat,- dann
sind wir nengierig, ihn einen Menschen darstellen zu sehen.

Bei erner hiesigen Landwehrabtheilung, die im Feuer erercirte,
ereignete sich ein komisches Jntermezzo. Der Connnandircnde bemerkte,
daß es bei einem Wehrmann weder geblitzt noch gekracht hatte. Auf
die Frage, warum er nicht geschossen habe, erklärte der gemüthliche Burg-
friedenskrieger: „Ich schieße schon seit zwei Jahren nicht mehr, denn das
Gewehrputzen ist eine Hundearbeit." Der Vorfall bcweist auf's Neue,
wie nothwendig und pressant es ist, daß die jetzige Landwehr Podewils-
Gewehre erhält ; eine Erhdhung der Relnitions- und Nüstgelder dürfte im
Hinblick darauf ohne Schwierigkeit durchzusetzen sein.

*) Die Bayer. Zeitnng beeilt sich, die Nachricht von der Ernennung
Diugelstedt's zum Hoftheater-Jntendanten als unbegründet zu bezeichnen.
Man erinnert sich dabei unwillkürlich an ihre Kataplasmeu gelegentlich
der Bernfnng Nichard Wagner's.
 
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