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Kleiue Frühstücksplaudereieu.
Von dem Vevfasser der „sieben vertrariüchen Briefe an Napoleon III."
sind jetzt „sünf nene Briefe" an dieselbe Adresse erschienen, die aber
wahrscheinlich so wenig fruchten werden, wie die ersten. Der gute Brief-
schreiber gibt sich nämlich die nahezn komische Mühe, den dermaligen
Jnhaber der Tuilerien zu bekehren, nach der Melodie: „Ehrlich währt
am längsten," „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" u. s. w.
Besonders in der letzten Epistel wird dem bockbeinigen Kaiser warm in's
Gewissen geredet; die Siege Cäsars, seines Oheims nnd Anderer seien
recht imposant, aber das Größte sei ein Sieg über sich selbst und
diesen solle er — Napoleon III. — zn erringen suchen! Wenn also
unser zweideutiger Nachbar plötzlich Nizza und Savoyen herausgibt, auf
den Rhein verzichtet und dem Pabst wieder zu seinem Besitz verhilst, so
hat man es den „vertraulichen Briefen" zu danken, die, theilweise in
wiederholten Auflagen, dahier bei Lentner erschienen sind.
Einige Steine zum Aufbau der deutschen Einigkeit wird der
Nationalverein nächstens doch in Bewegung setzen, nämlich Litho-
graphi e-Steine. Die Herausgabe eiuer sittlich-ernsten „lithographischen
Correspondenz" ist in Eisenach beschlossen worden.
Der „fliegende Holländer" kommt am 13. November nvch nicht
zur Aufführung, man könnte ihn also mehr den „liegenden Holländer"
nennen.
Der durch den Münchener Pnnsch berühmt gewordene Augs-
burger Fortscbritts-Ukas, wornach anch Commoranten, Kapläne,
Kapuziner, Aerzte, Rechtspraktikanten, Klosterfrauen u. s. w. Aufenthalts-
karten lösen müßen, ist von nothwendiger Oberaufsicht wegen durch Mi-
nisterialentschließung wieder anfgehoben worden. Es ist daher eine
große Parthie noch ganz neuer „Aufenthaltsbewilligungssormulare anf
Wohlverhalten" um den Papierwerth abzugeben, worauf besonders in
der Cultur zurückgebliebene und unter absolnter Willkür stehende Länder,
resp. deren Verwaltungen aufmerksam gemacht werden.
Am Allerseelenabend wurde wieder an allen Wiener Theatern, die
Burg nicht ansgenommen, das alte Schauerstück „Der Müller nnd sein
Kind" gegeben. Die verschiedenen Müller hüstelten in die Wette und die
Prozession der ün nächsten Jahre Sterbenden ging allenthatben präcis
über die Kirchhöfe. Das Wiener Publikum läßt sich das Stück einmal
nicht nehmen und da hilft kein Fortschritt. Jn München gibt es nur
Seelenzöpfe, aber die Wiener haben einen theatralischen Allerseelen-
zopf.
Kleiue Frühstücksplaudereieu.
Von dem Vevfasser der „sieben vertrariüchen Briefe an Napoleon III."
sind jetzt „sünf nene Briefe" an dieselbe Adresse erschienen, die aber
wahrscheinlich so wenig fruchten werden, wie die ersten. Der gute Brief-
schreiber gibt sich nämlich die nahezn komische Mühe, den dermaligen
Jnhaber der Tuilerien zu bekehren, nach der Melodie: „Ehrlich währt
am längsten," „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" u. s. w.
Besonders in der letzten Epistel wird dem bockbeinigen Kaiser warm in's
Gewissen geredet; die Siege Cäsars, seines Oheims nnd Anderer seien
recht imposant, aber das Größte sei ein Sieg über sich selbst und
diesen solle er — Napoleon III. — zn erringen suchen! Wenn also
unser zweideutiger Nachbar plötzlich Nizza und Savoyen herausgibt, auf
den Rhein verzichtet und dem Pabst wieder zu seinem Besitz verhilst, so
hat man es den „vertraulichen Briefen" zu danken, die, theilweise in
wiederholten Auflagen, dahier bei Lentner erschienen sind.
Einige Steine zum Aufbau der deutschen Einigkeit wird der
Nationalverein nächstens doch in Bewegung setzen, nämlich Litho-
graphi e-Steine. Die Herausgabe eiuer sittlich-ernsten „lithographischen
Correspondenz" ist in Eisenach beschlossen worden.
Der „fliegende Holländer" kommt am 13. November nvch nicht
zur Aufführung, man könnte ihn also mehr den „liegenden Holländer"
nennen.
Der durch den Münchener Pnnsch berühmt gewordene Augs-
burger Fortscbritts-Ukas, wornach anch Commoranten, Kapläne,
Kapuziner, Aerzte, Rechtspraktikanten, Klosterfrauen u. s. w. Aufenthalts-
karten lösen müßen, ist von nothwendiger Oberaufsicht wegen durch Mi-
nisterialentschließung wieder anfgehoben worden. Es ist daher eine
große Parthie noch ganz neuer „Aufenthaltsbewilligungssormulare anf
Wohlverhalten" um den Papierwerth abzugeben, worauf besonders in
der Cultur zurückgebliebene und unter absolnter Willkür stehende Länder,
resp. deren Verwaltungen aufmerksam gemacht werden.
Am Allerseelenabend wurde wieder an allen Wiener Theatern, die
Burg nicht ansgenommen, das alte Schauerstück „Der Müller nnd sein
Kind" gegeben. Die verschiedenen Müller hüstelten in die Wette und die
Prozession der ün nächsten Jahre Sterbenden ging allenthatben präcis
über die Kirchhöfe. Das Wiener Publikum läßt sich das Stück einmal
nicht nehmen und da hilft kein Fortschritt. Jn München gibt es nur
Seelenzöpfe, aber die Wiener haben einen theatralischen Allerseelen-
zopf.