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^ie von Bismarkischen Organen willknrlich angenommene
und denunciatorisch aufgestellte Behauptung: die Mittelstaaten
hätten bereits Frankreichs Schutz nachgesucht, wird von aüen
liberalen BlLttern als infam gebrandmarkt, gleichwohl aber bei-
gefiigt, daß ein Nheinbund heut' zu Tage unmöglich sei und
das dentsche Volk lieber alle Eventualitäten (also auch die Zwei-
theilung Deutschlands) hinnehmen, als eine Hiilse des Auslandes
in Anspruch netznren würde.
Als Herr v. Sybel noch in Bayern war, that er bekanntlich
den Ausspruch: ich würde lieber französisch als östreichisch.
Wenn nun ein Norddentscher sagen darf: lieber französisch als
östreichisch, warum soll ein Süddeutscher nicht sagen dürfen:
lieber französisch als preußisch? Oder sind wir in der Entwick-
lnng des Nationalgesühls schon so weit vorgeschritten, daß selbst
im Fall der Noth von der öffentlichen Meinung beide Devisen
als gleich erbärmlich perhorrescirt würden? Merkwürdig, wenn
demnach der schlicbte gemeine Mann nrehr Ehrgesühl HLtte, als
ein Professor der Geschichte.
Fchnler. Herr Lehrer, besitzt Mecklenburg auch ein Parlament?
Lehrer. Neiu, äber mehrere Einführer mit dem schwarzen
Stecken.
„Negen Uns soll sich Keiner den Hals brechen", sagten in
Wien die Bayern, als ihnen zu Ehren Blondin auf dem Seile
tanzen wollte.
Diesen bayerischen Wahlspruch mnß man sich merken I Wenn
Preußen den Bund vergewaltigt, wenn es das „übrige Deutschland"
immer mehr mit Füßen tritt nnd die mittelstaatlichen Antoritäten
der Verachtnng ihrer eigenen Völker Preis gibt, und wenn dann
Oestreich endlich entrüstet an das Schwert schlägt und erklärt:
es wolle die Rechte des Bundes beschützen und sür seine alten
Freunde einstehen — werden anch dann die Bayern ihr gutes
Herz walten lassen und dem ritterlichen Oestreich, das sich mit
unerhörter Hochherzigkeit siir sie in den Kampf stürzen will,
zurnfen: „Machen S' Jhnen keine Mühe —
wegen Uns soll sich Keiner den Hals brechen?"
^ie von Bismarkischen Organen willknrlich angenommene
und denunciatorisch aufgestellte Behauptung: die Mittelstaaten
hätten bereits Frankreichs Schutz nachgesucht, wird von aüen
liberalen BlLttern als infam gebrandmarkt, gleichwohl aber bei-
gefiigt, daß ein Nheinbund heut' zu Tage unmöglich sei und
das dentsche Volk lieber alle Eventualitäten (also auch die Zwei-
theilung Deutschlands) hinnehmen, als eine Hiilse des Auslandes
in Anspruch netznren würde.
Als Herr v. Sybel noch in Bayern war, that er bekanntlich
den Ausspruch: ich würde lieber französisch als östreichisch.
Wenn nun ein Norddentscher sagen darf: lieber französisch als
östreichisch, warum soll ein Süddeutscher nicht sagen dürfen:
lieber französisch als preußisch? Oder sind wir in der Entwick-
lnng des Nationalgesühls schon so weit vorgeschritten, daß selbst
im Fall der Noth von der öffentlichen Meinung beide Devisen
als gleich erbärmlich perhorrescirt würden? Merkwürdig, wenn
demnach der schlicbte gemeine Mann nrehr Ehrgesühl HLtte, als
ein Professor der Geschichte.
Fchnler. Herr Lehrer, besitzt Mecklenburg auch ein Parlament?
Lehrer. Neiu, äber mehrere Einführer mit dem schwarzen
Stecken.
„Negen Uns soll sich Keiner den Hals brechen", sagten in
Wien die Bayern, als ihnen zu Ehren Blondin auf dem Seile
tanzen wollte.
Diesen bayerischen Wahlspruch mnß man sich merken I Wenn
Preußen den Bund vergewaltigt, wenn es das „übrige Deutschland"
immer mehr mit Füßen tritt nnd die mittelstaatlichen Antoritäten
der Verachtnng ihrer eigenen Völker Preis gibt, und wenn dann
Oestreich endlich entrüstet an das Schwert schlägt und erklärt:
es wolle die Rechte des Bundes beschützen und sür seine alten
Freunde einstehen — werden anch dann die Bayern ihr gutes
Herz walten lassen und dem ritterlichen Oestreich, das sich mit
unerhörter Hochherzigkeit siir sie in den Kampf stürzen will,
zurnfen: „Machen S' Jhnen keine Mühe —
wegen Uns soll sich Keiner den Hals brechen?"