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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 17.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.25835#0303

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295

Polen und Polen.

Airst Czartorisky liebt es, zu diniren
Am kaiserlichen Hof der Tuilerien,

Und läßt sich dort, ein Freund von Utopien,

Als Nationalregierungshaupt setiren.

Und Abends pflegt er sich zu amüsiren
Mit Abenteurer - Aristokratien,

Die rechter Zeit noch wußten zu entfliehen
Aus ihrer Heimath blutigen Revieren.

Ja, es befiehlt sich leicht an sich'rer Stelle
Und Prinzenfrenndschaft schmeichelt manchem Stolzen,
Doch anders steht's aus Warschau's Citadelle.

Verzweiflung faßt sie, die zu Haus geblieben,

Denn ihre Söhne baumeln theils am Holze,

Theils sind sie über'n Ural sortgetrieben!

Kleiue Früystücksplaudereieu.

Ein sonderbares Uebel muß — wenn gewisse Zeitungsnotizen wahr
sprechen — den Kaiser Napoleon plagen: er kann nämlich manchmal
„nur von zwei Ossizieren gesührt gehen". Also wenn ihn zwei Civi-
listen führen würden, ging's gar nichl! So was kann auch nur einem
hohen Herrn zustoßen!

Jm Harz sind die Pocken ansgebrochen und ist eine Fürstin Nadziwil
davon befallcn worden und ein Banquier aus Berlin daran gestorben,
so daß alle Lustreisenden das Harzgebirge mit fluchtähnlicher Eile ver-
lassen haben. Also: Harz ist Pech und Harz hat Pech!

Sonderbar genug nimmt es sich aus, wenn in allen Zeitungen
mit einer gewissen Freudigkeit erzählt wird, daß am Geburts- und Na-
menstag des Konigs die Hofdienerschaft mit „Rationen" von Wein und
Brod (!) regalirt'wurde. Man sieht die Hofdiener förmlich mit ge-
schenkten Zwölserwecken die Treppe herabkommen und Gott für die
neue Aera des Sattwerdens danken. Freilich, wenn man an das famose
Theaterschwert denkt, wird es erklärlich, daß jetzt mancher Gegcnsatz zu
dem in hofmännischen Kreisen siüher herrschnwen System angenehm
empfunden wird.
 
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