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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 18.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.25834#0352

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Das Augsburger Anzeigeblatt droht folgeuder Maßen: „Die uuab-
häugige Presse und die Kammer seiuer Zeit wird dic betreffendeu Be-
hördeü eiues Besseren belehreu und strenge Rechenschaft darüber
sordern, wie wegen solcher geringfügiger Bubereien die ordentlichen
Gesetze aufgehoben, die Aufruhrakte verleseu uud mit Wafsengewalt
ohne hinreichenden Grund eingeschritten werden konnte." — Ein
in München erscheinendes Blatt nennt den am Kirchweihmontag erfolg-
ten Nachtumult gar: „Die Versammluug vom 9. Oktober!" Am
Ende schreiten wir nochlso weit fort, daß bei Kravallen ein ordentlicher
Präsident gewählt wrrd, natürlich durch Zuruf. Das Amt könnte
nicht schwer zu versehen sein, deun je mehr Einwürfe zu gleicher
Zeit erhoben werden, desto besser geht die Sache vorwärts.

Sage noch Einer, daß nns die Nürnberger nicht voraus sind!
Während sich die musikalischen Philosophen in München von einer Auf-
führung der „Afrikanerin" rroch gar nichts träumen lassen dürfen, wird
diese Epoche machende Oper Mitte November in Nürnberg schon ge-
geben.

Also „östreichische Unterthanen" dürfen in Bayern nicht mehr hau-
siren, und zwar weil seit 1852 in Oestreich solches auch keiuem Baper
erlaubt wird. Wirklich eine eben so gerechte, als sanitätlich zweckmäßige
Maßregel, von der man sich nur wundern muß, daß sie so lauge aus-
bleiben konnte! Bekanntlich waren es die Herren Mausfallenhändler aus
dem dreieinigen Königreich, welche die schwarzen Blattern gewöhnlich
in unser bayrisches Gebirge einschleppten; nicht minder waren solche Hau-
sirer auch die Pionniere der Rotzkrankheit und Rinderpest, denn alle guten
Gaben kommen von den Großmächtenl Jn Zukunft müßen wir
also sehen, ob wir unseren Ratteu und Mäusen nicht durch eigenes Ge-
nie eine Falle legen können; auch an Affen ist kein Mangel und Mur-
melthiere gibt's heraussen im Reich ohnehin nur zu viele. Leid thut es
uus um die Tyroler Teppichhändler, die so manchen, der allein zu Hause
war, durch ihr Kliugeln aus dem Stuhle ausschreckten und beim Oefsnen
der Tbüre in Harnisch brachten. Es waren viel saubere Bursche
daruuter uud von ziemlicher Anfklärung: sie schoben katholisches und pro-
testautisches Geld mit gleicher Ruhe in ihre glaubenseinheitlichen Taschen.

Wriestanzen.

Jn Bernek wurde der neue Bezirksamtmann Schönchen in ge-
müthlicher Weise installirt und machte die gegenseitige Ansprache günsti-
gen Eindruck. Auders war es iu Monheim, wo ein Magistratsrath
an den scheidenden Landrichter eine Rede hielt, mit dem Schlusse: „Es
kommt nichts Besseres uach!" Dieses Sprichwort, im gegebenen Falle kaum
zutreffend, war um so zartergewählt, als derNachfolger, der nuumehrige
Landrichter, zugegen war.

Druck der vr. Wild'schrn Buchdruckerei (ParcuS).
 
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