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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0354
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Aus dcm Wcltraum.

Eine höchst interessante, eine ganz anßerordentliche Merk-
würdigkeit befindct sich im kaiserl. Mineralien-Cabinet zu Wien,
nämlich ein sünf Centner schwerer Meteorstein, der im ver-
stossenen Juni aus ungarischen Boden herabgefallen ist.

Wer hat nun diesen Brocken verloren, ein Firstern oder ein
Planet? Ein Firstern macht sich nichts daraus, denn er ist
definitiv angestellt und kann einen kleinen materiellen Verlust
leicht ertragen. Auch die Planeten haben ihr reichliches Auskom-
men, obgleich oder vielleicht gerade weil sie als Jrrsterne
bekannt sind. Am empfindlichsten dürfte ein solcher Abgang
eines von den kleinen Sternchen berühren, wie sie zu Tausenden
in der Milchstraße herumlanfen und eine nebelhafte Existenz
fristen, ohne die geringste Aussicht, es am Firmament je zu
einer ordentlichen Stellung zu bringen und in irgend einem
Sonnensystem, das seinen Weltkörper nährt, ansässig zu werden.

Jn den entfernteren Gegenden des Weltalls, da geht noch
was, da hat jeder Planet seine sechs bis acht Monde und jeder
Mond hält sich wieder ein paar Trabanten. Aber bei uns!
Da kreist Alles so spießbürgerlich sort, wenn der Heerwagen
nicht wäre, sähe man am Himmel gar keine Equipage. Es ist
gut, daß man den großen und den kleinen Bären, den Löwen
und den Steinbock nicht versteigern kann, sonst ginge es zuleht dem
Thierkrcis ebenso wie dem Münchener zoologischen Garten. Und
da verlieren sie auch noch Meteorsteine! Die habens nothwendig.

Doch wir sind von Wien ganz abgekommen. Die Leute
sind über die unvermuthete Himmelsgabe gar uicht so sehr ent-
zückt. So lange bei uns nicht Staatsmänner, Feldherren und
Finanz-Capacitäten vom Himmel fallen, sagen sie, so lange wird
uns nicht geholfen!

Eine sehr burleske Posse: „Der Kunstreiter in uud ausser dem
Circus" verschafste dem Aktieuthcater in der letzten Zeit erhöhtcu Zuspruch.
Mit diesem Schlußefsekt scheidet der bisherige Direktor aus seinem Wirk-
uugskreis, was vielfach bedauert wird. Jndessen äußerte uulängst ein
Berliner: „Ach Jott, die Engelkens im Ballet siud ja doch die
Hauptsache."
 
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