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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 23.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.21529#0344

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Tourser Cabinetsscene.

Die provisorische Regierung sitzt fröhlich beisammen, ohue gerade „eiuander"
lieb zu haben. Gambetta erzählt von seiner Luftreise, erstattet hierauf
Berichte über verschiedene nene Straßenbenennungen in Paris, berührt
einige neuentdeckte Liebesverhältnisse des Kaisers u. s. w. Cremieur
bittet endlich auch um's Wort.

»

Cremieur. Als Justiz- und Kriegsrninister schlage ich
eine Amnestie vor für alle Laud- und Marinetruppen, welche
mit Knöpfeu erwischt werden, die uoch das kaiserliche M auf^
weisen.

Die übrigeu Mitglieder. Sehr gut. Die Republik,
Welche sich ihrer Stärke bewußt ist, kaun milde sein.

Der provisorische Regierungsbureaudiener stürzt athemlos herein.

Jules Favre. Was ist's? Sprechen Sie doch, Sie
haben das Wort.

Diener. Or — lo — Orlo —

Gambetta. Was ist's mit Orleans? Habeu wir die
Preußen geschlageu? Es ist nicht anders möglich.

Diener. Ja.

Gambetta. Und vernichtet.

Diener. Vernichtet auch. Aber es waren gar keine
Prenßen, sondern gemischte Truppen, und die haben Orleans
g e n o m m e n.

Cremieux. Dann ift Tours in Gesahr. (Ruft in's Vorzimmer.)
Geschwind einen Luftballon gefüllt! Eine Republik für einen
Luftballon!

Garibaldi (erscheint unter der Thür.) Uebergebt mir die
Diktatur, es gibt für Frankreich keine andere Rettung! Was
einst die Jungfrau that, das thut jetzt (es reißt ihn furchtbar) —
das verdammte Podagra haben mir die Jesuiten angezaubert.
 
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