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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 23.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.21529#0044

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„Äurz und gut" ist eiu schöues Sprichwort, aber uur im Deutschen.
Deuu uicht alles was ki-eve ist, möchte ich gut ueuucu.

^)ie Leiche des Cardinals Reisach durftc nicht dnrch Genfer
Gebiet gefahren werden, fie mnßte einen weiten Umweg machen.

Hätte irgend eine alte und ultramontane Bischofsstadt den
pompösen Conduct einer Republikaner- oder Freidenker-Leiche be-
schränkt — welch' ein Geschrei, welche Verwünschungen, welche
Cartons!

Daß aber das protestantische Rom seinen calvinistischen Zopf
noch in solch' mittelalterlicher Weise zur Geltung bringt, daß die
selbstverständlich liberale Polizei der Republik Genf sogar gegen
Leichen tendenziöse Präventivmaßregeln trifft, daß sich demnach
ein Freistaat ein bedauerliches Armnthszeugniß ausstellt, das wird
von den Bildnngsorganen nnserer liberalen Spießbnrger einfach
todtgeschwiegen, oder mit wohlwollendem Lächeln als „Cnriosum"
erwähnt.

--

Moutevardbörse.

Run wie steh'n die Conrse?

— Ach Gott, die Börse fürchtet, es möchte bei der Beerdiguug
Raspail's wieder Spektakel geben.

Aber Raspail ist ja gar nicht gestorben? Es geht im sogar besser.

— Fürchtet die Börse: es gibt was, wenn er zum ersten Mal ausgeht!

Rom. An die auf dem Jndex Sitzenden ist die Weisnng
ergangen, etwas enger zusammenzurncken. Man schließt
daraus, daß noch für Mehrere Platz gemacht werden soll. Die
hier anwesenden Engländer fangen bereits an, auf die Nichtunfehl-
barkeitserklärung zu wetten, was ein Zeichen ist, daß die Sache
prekär steht.
 
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