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Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst — 1.1906

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Riezler, Walter: Die Konkurrenz für einen Monumentalbrunnen am Maximiliansplatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.67745#0175
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Die Konkurrenz für einen Monumentalbrunnen
am Maximiliansplatz.
Von Walther Riezler.
In ungewöhnlich großer Zahl find die Münchener Architekten und Bildhauer
am Anfang diefes Jahres dem Preisausfehreiben gefolgt, das der Magiftrat der
Stiftung eines kunftbegeifterten Bürgers folgend - zur Erlangung von Entwürfen
zu einer monumentalen Ausgeftaltung des Abfchluffes der Maximiliansplatjanlage
gegen das Schillerdenkmal erlaffen hatte. Das Ergebnis ift doppelt intereffant und
behält feine Bedeutung über den Augenblick hinaus, da fich aus ihm vielleicht
eine wichtige Lehre für künftige Konkurrenzen ähnlicher Art gewinnen läßt.
Trotz vieler tüchtigen und zum Teil fogar in Einzelheiten vorzüglichen Ent-
würfen, die fich unter den über fünfzig eingefandten befanden, wurde keiner mit
dem erften Preife ausgezeichnet und zur Ausführung beftimmt. Das Preisgericht
teilte vielmehr die Preife unter eine Zahl der beften Projekte und forderte die
Urheber der an erfter Stelle prämierten Entwürfe — Architekt Sattler, Bildhauer
Hahn und Architekt Beftelmeier, Bildhauer Albrechtsberger zu einer engeren
Konkurrenz auf, deren Ergebnis bis jetjt noch nicht bekannt ift.
Diefer gewiffermaßen negative Erfolg liegt nun nicht daran, daß nicht die
rechten Künftler fich beteiligten, er liegt vielmehr an der Aufgabe felber. Sie
war in der engen Bechränkung, wie fie geftellt wurde, wohl überhaupt nicht ganz
befriedigend zu löfen. — Als Bebauungsfläche ftand der annähernd halbkreis-
förmige Abfchluß der Anlage mit Einfchluß der erften Erhöhung zur Verfügung.
Daraus ergab fich zumal das Preisausfehreiben einen tempelartigen Bau vor-
fchlug — als das nächftliegende eine in den Hauptfachen architektonifche Anlage,
die fich als Abfchluß des vor bem Schillerdenkmal liegenden Platzes von der
Briennerftraße aus präfentieren füllte. Nun ergibt fich aber bei näherer Über-
legung, daß diefer Platj gar kein rechter Platj im wahren architektonifchen Sinne
ift, keine gefchloffene Situation mit ausgefprochenen Richtungsaxen, fondern nichts
weiter als der Übergang zu dem wirklichen Maximiliansplatz, der [ich in allein
betonter Längsausdehnung den Häufern links entlang erftreckt, von den Anlagen
beftanden. Wird an jener Stelle ein Abfchluß verfucht, fo wirkt diefer nie pro-
duktiv im Sinne einer Situation, fondern wie ein unnatürliches Gewächs. Und
er wirkte deshalb noch unglücklicher, weil er, in dem er den Platz einengt, die
neuen Häufer um das Schillerdenkmal in ihren ungefund übertriebenen Ver-
hältniffen nur noch aufdringlicher erfcheinen ließe, während jetzt der Blick an
ihnen vorbei über den langen Platj weggeht. Umgekehrt aber würde die Wucht
der umliegenden Häufer auf die Anlage felbft drücken und legte eine ziemlich
bedeutende Maffenwirkung diefer Anlage nahe, — in manchen Projekten erheben
 
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