Die Schenkung Josephs I. an Marlborough
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kommend, anschloß. Es kam zur Schlacht bei Höchstädt oder Blindheim (13. Aug.
1704), in der Marlborough die Franzosen schlug und Tallard gefangen nahm. Max
Emanuel mußte sein Land preisgeben und folgte den Franzosen an den Rhein.
Der Vertrag von Ilbesheim lieferte Bayern seinen Gegnern aus. Auch die Kur-
fürstin verließ am 16. Februar 1705 München, das am 16. Mai von den Öster-
reichern besetzt wurde. Die Verwaltung des Landes war dem Grafen Maximi-
lian Carl von Löwenstein-Rochefort als kaiserlichem Administrator übertragen
worden4). Am 5. Mai 1705 starb Kaiser Leopold I. und es folgte ihm Joseph L,
ein unversöhnlicher Feind Max Emanuels, der am 29. April 1706 über den Kur-
fürsten Max Emanuel von Bayern und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kur-
fürsten von Cöln, des Reiches Acht und Aberacht aussprach, um das Bayrische
Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen.
Die Erfolge des Kaisers waren vor allem Marlboroughs Verdienst, der durch
seine Operationen Bayern erobert, Österreich gerettet und Deutschland befreit
hatte, Ludwigs XIV. Macht war stark erschüttert. Zum Dank dafür ernannte
der Kaiser Marlborough zu einem Fürsten des Heiligen Römischen Reiches und
errichtete ihm das Fürstentum Mindelheim in Bayern. In seinem Vaterlande
wurde ihm der Landsitz von Woodstock als Eigentum verschrieben, auf dem der
Bau eines prächtigen Palastes auf Staatskosten begonnen wurde (1704). Im fol-
genden Jahre wendete Marlborough die Gefahr eines französischen Einmarsches
in die Niederlande ab und hielt sich im November einige Tage in Wien auf, wo
er den Kaiser kennen lernte. 1706 eroberte er nach der Schlacht bei Rammillies
(23. Mai) fast das ganze österreichische Flandern und die meisten großen Städte
von Brabant: Antwerpen, Oudenaerde, Gent und Brügge öffneten ihre Tore;
Ostende, Menin, Dendermonde und Ath ergaben sich nach einer Belagerung.
Frankreichs Macht schien, besonders nachdem Prinz Eugen am 18. Sept. 1706
die Franzosen bei Turin entscheidend geschlagen hatte, gebrochen. Der Kaiser
hatte zum Dank Marlborough bald nach der Schlacht bei Rammillies zum Vize-
könig der Niederlande ernannt.
Marlborough sah die Schwierigkeiten voraus, die diese Ernennung bei den eifer-
süchtigen Generalstaaten der Niederlande hervorrufen würden und suchte —
stets nicht wenig auf seinen eigenen Vorteil bedacht — greifbarere Belohnungen
zu erlangen. So wandte er sich wohl im August an den ihm wohl bekannten
und auch persönlich nahestehenden früheren kaiserlichen Botschafter am eng-
lischen Hofe, den Grafen Wenzel Wratislaw,, der sich damals in Wien aufhielt,
mit der Bitte, dem Kaiser nahezulegen, er möge ihm als äußeres Zeichen seiner
dauernden Zufriedenheit einige Gemälde aus der Münchner Kunstkammer
zum Geschenk machen, wobei er besonders das Reiterbildnis des Königs Karl I.
4) Maximilian Carl, Graf von Löwenstein-Rochefort, 1656—1718, wurde 1711 zum Reichsfürsten
erhoben.
°) Wenzeslaus, Graf Wratislaw war außerordentlicher Botschafter des Kaisers am britischen Hofe
gewesen und wurde später Minister in Wien. Er stand Marlborough nahe und galt für einen der
fähigsten Diplomaten seiner Zeit.
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kommend, anschloß. Es kam zur Schlacht bei Höchstädt oder Blindheim (13. Aug.
1704), in der Marlborough die Franzosen schlug und Tallard gefangen nahm. Max
Emanuel mußte sein Land preisgeben und folgte den Franzosen an den Rhein.
Der Vertrag von Ilbesheim lieferte Bayern seinen Gegnern aus. Auch die Kur-
fürstin verließ am 16. Februar 1705 München, das am 16. Mai von den Öster-
reichern besetzt wurde. Die Verwaltung des Landes war dem Grafen Maximi-
lian Carl von Löwenstein-Rochefort als kaiserlichem Administrator übertragen
worden4). Am 5. Mai 1705 starb Kaiser Leopold I. und es folgte ihm Joseph L,
ein unversöhnlicher Feind Max Emanuels, der am 29. April 1706 über den Kur-
fürsten Max Emanuel von Bayern und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kur-
fürsten von Cöln, des Reiches Acht und Aberacht aussprach, um das Bayrische
Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen.
Die Erfolge des Kaisers waren vor allem Marlboroughs Verdienst, der durch
seine Operationen Bayern erobert, Österreich gerettet und Deutschland befreit
hatte, Ludwigs XIV. Macht war stark erschüttert. Zum Dank dafür ernannte
der Kaiser Marlborough zu einem Fürsten des Heiligen Römischen Reiches und
errichtete ihm das Fürstentum Mindelheim in Bayern. In seinem Vaterlande
wurde ihm der Landsitz von Woodstock als Eigentum verschrieben, auf dem der
Bau eines prächtigen Palastes auf Staatskosten begonnen wurde (1704). Im fol-
genden Jahre wendete Marlborough die Gefahr eines französischen Einmarsches
in die Niederlande ab und hielt sich im November einige Tage in Wien auf, wo
er den Kaiser kennen lernte. 1706 eroberte er nach der Schlacht bei Rammillies
(23. Mai) fast das ganze österreichische Flandern und die meisten großen Städte
von Brabant: Antwerpen, Oudenaerde, Gent und Brügge öffneten ihre Tore;
Ostende, Menin, Dendermonde und Ath ergaben sich nach einer Belagerung.
Frankreichs Macht schien, besonders nachdem Prinz Eugen am 18. Sept. 1706
die Franzosen bei Turin entscheidend geschlagen hatte, gebrochen. Der Kaiser
hatte zum Dank Marlborough bald nach der Schlacht bei Rammillies zum Vize-
könig der Niederlande ernannt.
Marlborough sah die Schwierigkeiten voraus, die diese Ernennung bei den eifer-
süchtigen Generalstaaten der Niederlande hervorrufen würden und suchte —
stets nicht wenig auf seinen eigenen Vorteil bedacht — greifbarere Belohnungen
zu erlangen. So wandte er sich wohl im August an den ihm wohl bekannten
und auch persönlich nahestehenden früheren kaiserlichen Botschafter am eng-
lischen Hofe, den Grafen Wenzel Wratislaw,, der sich damals in Wien aufhielt,
mit der Bitte, dem Kaiser nahezulegen, er möge ihm als äußeres Zeichen seiner
dauernden Zufriedenheit einige Gemälde aus der Münchner Kunstkammer
zum Geschenk machen, wobei er besonders das Reiterbildnis des Königs Karl I.
4) Maximilian Carl, Graf von Löwenstein-Rochefort, 1656—1718, wurde 1711 zum Reichsfürsten
erhoben.
°) Wenzeslaus, Graf Wratislaw war außerordentlicher Botschafter des Kaisers am britischen Hofe
gewesen und wurde später Minister in Wien. Er stand Marlborough nahe und galt für einen der
fähigsten Diplomaten seiner Zeit.


