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Karl Zahn,
förmige Paßwerkendigungen. Eine weitere Gemeinsamkeit liegt in den bereits vorher
schon erwähnten Abtreppungen kleiner Strebepfeiler-Ausbildungen an Fialenleibern und
verwandtem Stützwerk, wie es der Riß an der obersten Fiale und den Strebebögen des
untersten Fenstergeschosses aufweist. Auch die auf den Rundstäben des Sockelgeschosses
sitzenden Kapitälkonsolen mit ihrem eigenartig flammenden Blattwerk und die reichen
freihängenden Baldachine am Sockelgeschoß des Risses haben verwandte Formungen
in der Westfassade.
Falls der Hinweis nicht zu trivial empfunden wird, möchten auch die runden Zwickelfül-
lungen am Portal, an den Vorhallenbögen und an den Bogenstellungen über der ersten
Galerie des Risses erwähnt sein31).
Wenn Rosemann darauf hinweist, daß die sonderbare Verschmelzung zweier Fischblasen
mit ihren Köpfen in einen Vierpaß am Sockelgeschoß des Nordturms und in der abschlie-
ßenden Brüstung des zweitürmigen Projekts vorkommt, so beweist das mehr den Zusam-
menhang des zweitürmigen Risses mit dem Meister des Untergeschosses.
Auch Rosemanns Beweisführung über die Verwandtschaft zwischen Motiven des zwei-
türmigen Risses und solchen der nördlichen Lichtgadenfenster in den zwei westlichen
Langhausjochen 32) vermag nicht völlig zu überzeugen.
Das liegende kurze Kreuz im Kreis des Fenstermaßwerkes ist feine zu allgemein gebräuchliche
Form, als daß es als Charakteristikum zu einem Vergleich herangezogen werden könnte,
und der Hinweis auf die „fischblasenbildende Flachblume", die im Fenster und im Riß
angetroffen wird, trifft insofern nicht ganz das Richtige, als es sich beim Riß um Lilien-
endigungen, beim Fenster jedoch um ausgesprochene Kreuzblumen handelt, die nicht in
Vergleich gezogen werden können. Zudem fallen diese beiden Hochgadenfenster, die als die
einzigen der Nordseite aus Sandstein gebaut wurden, in die Periode des Matthäus. Wie
wohl mit Reclit aus dem Sandsteinstrebebogen zwischen den korrespondierenden Fen-
stern der Südseite geschlossen werden kann (der zudem merklich aus der Flucht der
übrigen Strebebögen der Südseite fällt und sich somit als der zuletzt eingesetzte doku-
mentiert), wurden die über den oben genannten Hochgadenfenstern errichteten Gewölbe
als die letzten des Domes eingesetzt. Hiezu muß jedocli das zweite Stockwerk des
Nordturms zur Aufnahme der seitlichen Gewölbeverspannungen bereits gestanden haben.
Die Zuteilung der Fenster an Konrad ist somit nicht möglich.
Auch der Versuch Rosemanns, die Autorschaft Konrad Roritzers für den zweitürmigen
Plan aus einem Vergleich mit dem (angeblich) von ihm entworfenen Chor der Nürnber-
ger Lorenzkirche herzuleiten, läßt sich mit Rücksicht auf die Nürnberger Verhältnisse nicht
aufrecht erhalten.
Über die Beteiligung Konrads am Chorentwurf von St. Lorenz in Nürnberg wissen wir
heute noch zu wenig Sicheres, als daß hier einwandfreie Nachweisungen erbracht werden
könnten. Nach den Forschungen von Albert Gümbel34) erscheint die Tätigkeit Kon-
31) Wenn nun schon die Reihe der gemeinsamen Formungen Beziehungen zwischen Konrad und dem ein-
türmigen Projekt nahelegen, so könnte auch das sich am Dom selbst nicht vorfindende Motiv der gekreuz-
ten Wimperge am Helmansatz im Projekt auf die Anregungen seiner Tätigkeit am Stephansdom in Wien
zurückzu führen sein (Sighart S. 441).
32) H. Rosemann: S. 254.
33) 11. Rosemann: S. 255 u. 257.
34) A. Gümbel: S. 1, vgl. auch Anm. 20.
Karl Zahn,
förmige Paßwerkendigungen. Eine weitere Gemeinsamkeit liegt in den bereits vorher
schon erwähnten Abtreppungen kleiner Strebepfeiler-Ausbildungen an Fialenleibern und
verwandtem Stützwerk, wie es der Riß an der obersten Fiale und den Strebebögen des
untersten Fenstergeschosses aufweist. Auch die auf den Rundstäben des Sockelgeschosses
sitzenden Kapitälkonsolen mit ihrem eigenartig flammenden Blattwerk und die reichen
freihängenden Baldachine am Sockelgeschoß des Risses haben verwandte Formungen
in der Westfassade.
Falls der Hinweis nicht zu trivial empfunden wird, möchten auch die runden Zwickelfül-
lungen am Portal, an den Vorhallenbögen und an den Bogenstellungen über der ersten
Galerie des Risses erwähnt sein31).
Wenn Rosemann darauf hinweist, daß die sonderbare Verschmelzung zweier Fischblasen
mit ihren Köpfen in einen Vierpaß am Sockelgeschoß des Nordturms und in der abschlie-
ßenden Brüstung des zweitürmigen Projekts vorkommt, so beweist das mehr den Zusam-
menhang des zweitürmigen Risses mit dem Meister des Untergeschosses.
Auch Rosemanns Beweisführung über die Verwandtschaft zwischen Motiven des zwei-
türmigen Risses und solchen der nördlichen Lichtgadenfenster in den zwei westlichen
Langhausjochen 32) vermag nicht völlig zu überzeugen.
Das liegende kurze Kreuz im Kreis des Fenstermaßwerkes ist feine zu allgemein gebräuchliche
Form, als daß es als Charakteristikum zu einem Vergleich herangezogen werden könnte,
und der Hinweis auf die „fischblasenbildende Flachblume", die im Fenster und im Riß
angetroffen wird, trifft insofern nicht ganz das Richtige, als es sich beim Riß um Lilien-
endigungen, beim Fenster jedoch um ausgesprochene Kreuzblumen handelt, die nicht in
Vergleich gezogen werden können. Zudem fallen diese beiden Hochgadenfenster, die als die
einzigen der Nordseite aus Sandstein gebaut wurden, in die Periode des Matthäus. Wie
wohl mit Reclit aus dem Sandsteinstrebebogen zwischen den korrespondierenden Fen-
stern der Südseite geschlossen werden kann (der zudem merklich aus der Flucht der
übrigen Strebebögen der Südseite fällt und sich somit als der zuletzt eingesetzte doku-
mentiert), wurden die über den oben genannten Hochgadenfenstern errichteten Gewölbe
als die letzten des Domes eingesetzt. Hiezu muß jedocli das zweite Stockwerk des
Nordturms zur Aufnahme der seitlichen Gewölbeverspannungen bereits gestanden haben.
Die Zuteilung der Fenster an Konrad ist somit nicht möglich.
Auch der Versuch Rosemanns, die Autorschaft Konrad Roritzers für den zweitürmigen
Plan aus einem Vergleich mit dem (angeblich) von ihm entworfenen Chor der Nürnber-
ger Lorenzkirche herzuleiten, läßt sich mit Rücksicht auf die Nürnberger Verhältnisse nicht
aufrecht erhalten.
Über die Beteiligung Konrads am Chorentwurf von St. Lorenz in Nürnberg wissen wir
heute noch zu wenig Sicheres, als daß hier einwandfreie Nachweisungen erbracht werden
könnten. Nach den Forschungen von Albert Gümbel34) erscheint die Tätigkeit Kon-
31) Wenn nun schon die Reihe der gemeinsamen Formungen Beziehungen zwischen Konrad und dem ein-
türmigen Projekt nahelegen, so könnte auch das sich am Dom selbst nicht vorfindende Motiv der gekreuz-
ten Wimperge am Helmansatz im Projekt auf die Anregungen seiner Tätigkeit am Stephansdom in Wien
zurückzu führen sein (Sighart S. 441).
32) H. Rosemann: S. 254.
33) 11. Rosemann: S. 255 u. 257.
34) A. Gümbel: S. 1, vgl. auch Anm. 20.