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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Die sogenannten Normalfarben [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0093

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KONSTTEŒHiSŒE
ATTFR
-, T i ione: Herausgegeben von der,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
JUni l^UÖ. Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Inhalt: Die sogenannten Normalfarben. — Ueber fette Oele und Firnisse (Schluss). — Der Kunstunterricht in den Nieder-
landen im 17. und 18. Jahrhundert. Von Dr. Hanns Floerke (Schluss). — Neuheiten für Maler. — Anfragen und
Beantwortungen.

Die sogenannten Normalfarben.

Infolge der zahlreichen durch mannigfache
chemische Darstellungsmethoden herstellbaren
Malerfarben und der damit im Zusammenhang
stehenden vielfach unsicheren Bezeichnung der
Pigmente hat sich in jenen Kreisen der Künstler-
welt, die auf Haltbarkeit und Dauer ihrer Schöp-
fungen Wert legen, die Notwendigkeit geltend
gemacht, aus dem Ueberreichtum der auf dem
Handelsmarkt befindlichen Farben vor allem eine
engere Auswahl zu treffen. Dass man dabei in
erster Linie die altbekannten, als beständig
gegen Licht und atmosphärische Einflüsse längst
bewährten Pigmente berücksichtigte und neuere
Erzeugnisse der Farbenfabrikation nur nach ge-
wissenhafter Prüfung ihrer chemischen, physi-
kalischen und maltechnischen Eigenschaften in
die Reihe der empfehlenswerten Farben auf-
nehmen durfte, ist ganz selbstverständlich. Ueber
diese aus der grossen Zahl von Pigmenten für
Zwecke der Malerei als besonders geeignet aus-
gewählten Farben ist vor kurzem ein Buch ver-
öffentlicht worden,*) das alles zusammenfasst,
was über deren Geschichte, Darstellung oder Ge-
winnung, chemische und physikaliche Eigen-
schaften und die Verwendbarkeit in den ein-
zelnen Techniken zu wissen wünschenswert ist.
Gerade diesen letzteren Eigenschaften, die für
die Maler am wichtigsten sind, wie der Bestän-
digkeit gegenüber äusseren Einflüssen des Lichts
oder der Luft, dem Verhalten der Farbstoffe
untereinander und zu den Binde- oder Malmitteln,
der Trockenfähigkeit, der Verwendbarkeit als

*) Die Normalfarben. Beitrag zur Technik der Ma-
lerei für Techniker und Künstler. Von Dr. A. Munkert,
k. Münzwardein in München. Stuttgart, Verlag v. Ferdinand
Enke. 1905.

Deck- oder Lasurfarbe u. s. w. wird der Autor
in vollem Masse und soweit es in dem Rahmen
einer allgemeinen verständlichen Darstellung nö-
tig ist, vollauf gerecht. Munkerts Buch reiht sich
der guten Literatur*) über dieses in letzter Zeit
mehrfach abgehandelte Thema würdig an.
Die Liste der in Munkerts Publikation be-
sprochenen relativ haltbarsten, für Zwecke der
Oelmalerei tauglichen Farben setzt sich aus fol-
genden zusammen:
Weisse Farben: Kremserweiss, Zinkweiss.
Gelbe Farben: Kadmiumgelb hell, dunkel
und orange, Indischgelb, Neapelgelb hell und
dunkel, Lichter Ocker, Goldocker hell und dunkel,
Italienischer Ocker, Dunkelocker, Terra di Siena
(naturell).
Rote Farben: Englischrot hell und dunkel,
Venetianerrot, Caput mortuum hell und dunkel,
Krapplack rosa, dunkel, purpur und violett, Lich-
ter Ocker gebrannt, Terra di Pozzuoli hell und
dunkel, Terra di Treviso, Zinnober hell (deut-
scher), Bergzinnober, Chinesischer Zinnober,
Karminzinnober.
Braune Farben: Asphalt (!), Goldocker ge-
brannt, Italienischer Ocker gebrannt, Dunkel-
ocker gebrannt, Terra di Siena gebrannt, Cy-
prische Umbra, Umbra naturell gebrannt, Böh-
mische Grünerde gebr., Veroneser Grünerde gebr.

*) Sehr wertvoll wird für manchen die von Mnnkert im
Anhang zusammengestellte Uebersicht über attere und neuere
Literatur sein, wenn sie auch nicht Anspruch auf Voilständig-
keit machen kann. So fehten unter den ersteren die so wich-
tigen Quellen des Theophiius Presbyter, die Werke von Te-
steiin, Gerh. de Lairesse, Joh. Daw, Kunst- und Werck-Schul,
Krökers wohl anführender Maler u. a. Anonymus Bernensis ge-
hört zur äiteren, nicht zur neueren Literatur. Statt Goerce soli
es Goeree heissen.
 
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