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Münchner kunsttechnische Blätter — 3.1906/​1907

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Nr. 4
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Friedlein, E.: Zum Artikel "Warum Tempera?"
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Ein neues Druckverfahren für Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.36595#0018

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr 4.

Weiss brauche ich nur als Kaseinfarbe und
zwar mit Vorliebe reines Zinkweiss.
Sodann als Untermalungsfarben in Kasein:
Dunkelocker, gebrannten Ocker, gebrannte Umbra,
gebrannte Terra di Siena, Mennige, und statt Schwarz
eine Mischung von Chromoxyd, gebrannter Terra di
Siena und Pariserblau.
Zum Uebermalen, wo es sich mehr um dünnen
Auftrag und Lasuren handelt, in Oel-Leim-Emul-
sions-Tempera: Kadmium, Licht- und Goldocker,
Eisenoxydhydrat, Chromoxyd, Pariserblau, Ultra-
marin, Kobalt, gebrannter Ocker, Mennige, Krapp,
Zinnober.
Bilder kleineren Formates kann man, da die
Untermalung mit Kase'infarben in wenigen Stunden
genügend abbindet, um das Uebermalen und La-
sieren ausführen zu können, in einem Zuge fertig-
malen ohne Annässen und Zwischenßrnis.
Bei grösseren Bildern, besonders solchen mit
Figuren, zeichnet man zuerst die Konturen mit einer
dunklen Kaseinfarbe ein, um die Form ein für alle-
mal zu fixieren. Sodann legt man das ganze Bild
mit starker Betonung von Licht und Schatten voll-
ständig an, wobei man weniger auf farbige Wirkung
als auf Modellierung Rücksicht nimmt. Nach dem
Abbinden übergeht man in breiter, flächiger Füh-
rung mit Lokaltönen, und zwar so dünn und durch-
scheinend, dass noch die Modellierung voll zur Gel-
tung kommt. Hat man dabei die Tönung der Unter-
malung und Uebermalung genau erwogen, so kommen
schon hier nach dem Trocknen die meisten Mittel-
töne zur Wirkung. Sind die Verhältnisse zwischen
Farbstoff und Bindemittel genau getroffen, so wird
man bei der weiteren Behandlung kaum auf Schwierig-
keiten stossen.
Die höchsten Lichter, bei denen die Farbe voll
zur Geltung kommen soll, setzt man in reinem Weiss
auf und übergeht dann mit Lasuren.
Hat man auf diese Weise das Bild fertig gemalt,
so überzieht man es mit einem dünnen spirituösen
Firnis. Sind alle Farben richtig zusammengesetzt, so
darf dadurch nur eine Vertiefung in den Schatten
eintreten, wobei das Ganze luftig und durchsichtig
wird; alles andere kann nur klarer werden. Nach
dem Trocknen können dann weitere Ausführungen
erfolgen.
Ich benütze häufig statt Firnis eine Mischung
von gleichen Teilen Mohnöl und Terpentinöl, wo-
mit ich die ganze Fläche mittels eines Flanellfleck-
chens dünn einreibe; allerdings können dann erst
nach etwa einem Tage Retouchen angebracht wer-
den, aber dieser Ueberzug wirkt dann gleich als Firnis.
Nehme ich nun die Frage: Warum Tempera?
wieder auf, so möchte ich, die richtige Behand-
lung vorausgesetzt, dieselbe folgendermassen be-
antworten :
1. weil damit von der Aquarellskizze bis zum
kompliziertesten Staffeleibilde die meiste Vielseitig-
keit geboten ist;

2. weil damit auf Mauergrund, Leinwand, Stein,
Ton, Papier, Pappe, Holz und Glas leicht zu ar-
beiten ist;
3. weil zu jeder Zeit und an jeder Stelle eines
Bildes beliebig aufgehört und weiter gemalt wer-
den kann;
4. weil bei einem richtig gearbeiteten Tempera-
bilde, wenn es einmal getrocknet ist, jede weitere
Veränderung durch die Zeit ausgeschlossen ist.
E. Friedlein.
Ein neues Druckverfahren
für Künstler.
Eine grosse Anzahl von Künstlern und Dilet-
tanten befasst sich zur Zeit mit Originaldruck, druckt
sich selbst Exlibris, kleine Landschaften und alles
mögliche andere, wo es sich meist nicht um allzu
grosse Auflagen handelt. Die Anzahl derer, die
Originaldrucke machen, würde wahrscheinlich noch
viel grösser sein, wenn sich nicht sehr viele durch die
Schwierigkeiten der verschiedenen Techniken, durch
das teuere Material, durch den nicht immer ange-
nehmen Verkehr mit Handwerkern u. s. w. abhalten
Hessen, sich in den graphischen Künsten selbst zu
betätigen.


Das vorliegende Druckverfahren bietet nun,
neben verhältnismässiger Billigkeit, folgende Vor-
teile: Man braucht keine Druckpresse, keinen kost-
spieligen Apparat, kein schwieriges Aetzen und kann
alles zu Hause und ganz allein machen, ohne irgend-
welche Vorkenntnisse. Die Idee der Sache ist, es
wird mit einer in Wasser nicht löslichen Farbe
auf eine Platte gezeichnet, deren Grund in Wasser
löslich ist. Die Aetzsäure wird also durch Wasser
 
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