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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 7
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Die Weimar-Farbe
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Berger, Ernst: Unser Farben-Babel, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0030

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26

Münchner kunsttechnische Btätter.

Nr. 7.

matmitte]) fertig zu maten. — Bevor man mit Harzfarbe
weiterarbeitet, überzieht man die gut trockene Tempera-
malerei vorsichtig mit einer Mischung von Mastix und
Terpentin oder mit dem Harzmatmittel.
Die Gutachten tauten:
Die neue Farbe von Herrn Hasse hat, ohne Zu-
satz aus der Tube, zum Maten verwendet, eine der
Oetfarbe ähntiche Konsistenz, Trockenzeit und Be-
handtungsfähigkeit, nur einen mehr emaitteärtigen Ftuss.
Sie wird daher einem an die Oetfarbentechnik ge-
wöhnten Mater keine Schwierigkeiten bereiten.
Mit der Temperaemutsion von Hasse verdünnt,
erhätt die Farbe eine wundervoite Schmiegsamkeit,
eine Behandtungsfähigkeit, in der sie atten mir be-
kannten Matfarben übertegen ist. Sie hat dann eine
der guten Tempera nahe kommende Streichbarkeit,
Deckkraft und Klarheit, gestattet aber im Gegensatz
zu dieser betiebig starken Auftrag, trocknet tangsam
ohne Hautbitdung, so dass sie fange Zeit modettierfähig
bteibt und verändert den Ton beim Auftrocknen nicht.
Ferner kann die Farbe von Hasse noch mit einer
Harztösung vei dünnt werden und wird damit am
vorteiihaftesten woht zur schtiesstichen Uebermatung
des durchgearbeiteten Bitdes verwendet, um diesem
eine einheitiiche Stimmung zu geben, sei es in betiebig
starkem Auftrag oder tasierend. Sie zeigt auch so
eine grössere Schmiegsamkeit, Ktarheit und Tiefe ats
die Oetfarbe.
Die Vorzüge der Farbe von Hasse sind: die Ver-
wendung von Bindemittetn, die eine grössere Hatt-
barkeit versprechen ats das Oet und ausserdem hat
sie eine teichtere und mannigfattigere Behandtungs-
fähigkeit ats die bisherigen Oet-, Harz- und Tempera-
farben. Da die Farbe von Hasse von innen heraus
sich gteichmässig erhärtet, ohne Hautbitdung, kann die
Arbeit mit dieser Farbe ununterbrochen fortgesetzt
werden, in die weiche Farbe, auf die hatbgetrocknete
und auf ganz trockene Untermatung. Dabei verbinden
sich die Schichten zu einer Masse, die ein Reissen
oder Schrumpetn der Farbe nicht befürchten tässt und
die vollste Ktarheit des Tones bewahrt.
gez. Hans Oide,
Professor und Direktor
der Grossherzogt. S. Kunstschute zu Weimar.
Weimar, tß. Juni 07.
Bei den teider nur flüchtigen Versuchen, die ich
bisher mit Farben des Herrn Prof. Hasse anstetten
konnte, habe ich gefunden, dass die Farben eine aus-
gezeichnete Leucht- und Deckkraft besitzen. Ats be-
sonderer Vorzug ist zu betonen, dass bei betiebigem
Uebermaten die Farben nicht trüb werden, sondern
unter atten Umständen ihre Ktarheit behatten.
Prof. Ludwig von Hofmann.
Seit über einem Jahre arbeite ich ausschtiesstich
mit den mir von Herrn Mater Fetix Hasse in Weimar
zur Verfügung gestetlten Farben. Diesetben besitzen
eine Leuchtkraft und, setbst bei wiederhottem Ueber-
maten, eine Ktarheit, wie ich sotche bei keinem anderen
Materiat gefunden habe; ferner zeigen diesetben den
vornehmen Luftton der Temperafarben. Besonders
hervorzuheben ist der Umstand, dass die neuen
Hasseschen Farben ausserordenttieh traktabet sind
und setbst ein nur stettenweises Einschtagen nicht
störend wirkt. Diese tetzten Eigenschaften attein schon
würden mir genügen, um die Hasseschen Farben jedem
anderen Materiat vorzuziehen.
Weimar, im Juni 1907.
gez. Prof. Berthoid Paul Förster.

Die von Herrn F. Hasse hier hergestehten Tempera-
bezw. Harzfarben habe ich verschiedenttich in An-
wendung gebracht und war ich mit densetben ausser-
ordenttich zufrieden. Die Farben haben grosse Leucht-
kraft, tassen sich öfter, ohne dass der Ton schtechter
wird, übermaten und kann somit die Arbeit jederzeit
unterbrochen werden, was von grossem Werte ist.
Von Interesse dürfte es sein, dass ich in Bertin
mit densetben einen Rembrandt kopiert habe und be-
währte sich das Materiat hierbei vorzügtich.
Soweit ich bis jetzt die Farben beurteiten kann,
haben diesetben grosse Vorzüge vor den bisher käuf-
tichen Oetfarben und sind sehr zu empfehten.
Weimar, den 31. Oktober 1906.
gez. Prof. Max Thedy.
Seit tängerer Zeit mate ich mit den vom Mater
Prof. Hasse im Laboratorium der hiesigen Kunstschute
hergestehten Farben. Nachdem ich die ersten geringen
Schwierigkeiten des mir ungewohnten Materiats über-
wunden hatte, muss ich gestehen, dass es mir nun-
mehr unmögtich ist, zu den bisher übtichen Farben,
sei es Oet- oder Temperafarbe, zurückzugreifen. Die
ungemeine Ktarheit der Hasseschen Farbe ist setbst
durch die unrationettste Behandtung nicht tot zu machen,
zu weicher Eigenschaft noch eine bisher ungeahnte
Traktabihtät hinzukommt. — Mit Oetfarbe gemalte Bitder
erscheinen neben den mit Hassescher Farbe gematten
schwer und unktar im Ton oder von einer unvornehmen
Buntheit. Ich kann mich nur der Meinung meiner
Kottegen anschtiessen, weiche behaupten, in diesen
neuen Farben das Materiat der Atten wieder gefunden
zu haben.
Weimar, den to. 1. 07.
gez. Prof. Sascha Schneider.
Weimar, den 6. November 1906.
Die Vorzüge der Hasseschen Farbe aufzuzähten
hatte ich für überflüssig, da jeder Künstter, wetcher
mit dieser Farbe arbeiten wird, diesetben sofort er-
kennen muss.
Ich setbst mate mit den Hasseschen Farben seit
Juii und bin überzeugt, dass bei maschinetter, vervott-
kommneter Herstetiung die Schönheiten der Farbe
nur gewinnen können.
gez. Prof. Fritz Fteischer.
(Schtuss fotgt.)
Unser Farben-Babel.
Von Ernst Berger-München. (Schtuss.)
Und welche Verwirrung muss nicht dadurch
entstehen, wenn, wie beim Chromgrün oder „grünen
Zinnober", die Mischungen verschieden, je nach-
dem mit Pariserblau oder Ultramarin und mit
Chromgelb, Zinkgelb, Kadmium u. a. gemacht
werden? Schon die vielen Bezeichnungen all dieser
sog. Chromgrüne sind willkürliche. Linke nennt
(S. 6/) folgende: Oelgrün, Olivegrün, Bronzegrün,
Seidengrün, Moosgrün, Chromgrünextrakt (!), Per-
manentgrün, Viktoriagrün, Nürnbergergrün, Paul
Veronese-Grün (das letztere nicht zu verwechseln
mit dem obgenannten Vert Paul Veronese und
der Veroneser Grünerde).
Zum Schluss möge noch auf eine Gepflogen-
heit aufmerksam gemacht werden, die, wie es
scheint, erst neuerer Zeit von einzelnen Fabri-
kanten geübt wird, nämlich das Beibehalten von
 
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