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Münchner kunsttechnische Blätter — 5.1908/​1909

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Nr. 2
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Meyer, R. H.: Der Originalholzschnitt, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36593#0009

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München, 19. Okt. 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

Y. Jahrg. Nr. 2.

Inhalt: Der Originaihoizschnitt. Von R. H. Meyer-Schöneberg. (Schluss.) — Die Erhaitung von Bitdern
und Zeichnungen. Von A. H. Church. — Grossstadtiuft und Bronzedenkmäler. — A. Kahtbrandts
„AibeiiC-Metatieiniage.

Der Originaihoizschnitt.
Von R. H. Meyer-Schöneberg.

(Schluss.)

Â


Ist doch sogar die Papierfrage hier so
schnell und billig gelöst, da der kräftige Holz-
schnitt fast jedes Papier verträgt, rauh wie
glatt, weiss wie farbig, ganz wie das Motiv es
erheischt. Denn dunkel getöntes Papier wird
stets eine ernste Stimmung unterstützen, während
helle Farben freudigere Akkorde in das Bild tragen.
Als Werkzeug genügen dem, der den alten
Messerschnitt bevorzugt, ein paar selbst zu-
geschliffene feine echte Stahlmesserchen, die man
selbst in gut in die Hand passenden Holzheften
befestigt. (Abbil-
dung 1 zeigt so ein
Messerchen — V ist
B die Klinge, ^ das
Heft.) Sie dienen
zum Umschneiden
der Linien und Flächen. Die breiteren Weiss-
räume schrubbt man mit Holzern (breitbahnige
grobe Stichel) weg und grosse weisse Flächen
schlägt man mit dem breiten Hohleisen aus. Die
feinen Hohleisen (siehe Abbildung 2, r ist die
Spitze zum Schnei-
den, 2 die Seiten-
backen, an denen
die Finger ruhen)
sind gut zum Pla-
katschnitt, der ja
in letzter Zeit auch
wieder von einigen
Künstlern aufgenommen ist, nachdem er im 1$.
und l6. Jahrhundert uns die ersten künstlerischen
Plakate schenkte. Wer sich für den Holzstich
interessiert, dem ist ein Satz französischer Ton-
stichel von Rubin, Paris, und diverse Grade von
Spitzsticheln desselben Fabrikates zu empfehlen.




V---




Die Abbildung ß zeigt in 7 einen Tonstichel, in
TV einen Spitzstichel. Nur der Schild r wird ge-
schliffen. Auf dem Rücken a u. den Backen ^ ruhen
die Finger beim Schneiden, während die Bahn V
auf der Holzplatte auf liegt. Stetiges Schleifen
der Werkzeuge ist notwendig, denn nur mit
scharfem Stichel, Messer oder Hohleisen ist das
Ausgleiten zu vermeiden. Der Holzstich setzt
Buchsbaum - Hirnholz-
platten voraus. Das
gutausgetrocknete gel-
be Holz ist das beste.
Zu den Messerschnitten
nimmt man Langholz-
platten (etwa finger-
starke) von Bim- oder
Kirschbaum. Diese
Platten, natürlich astfreies Holz, sind aus einem
Stück geschnitten und ungeleimt, während die
Hirnholzplatten stets aus kleineren Stücken zu-
sammengefügt und deshalb auch stärker sind
(Buchdruck-Schrifthöhe). Bei ganz feinen Arbei-
ten kann man auch beim Hirnholz das Messer
benutzen.
Um auf der Platte zeichnen zu können (Um-
risse, Schatten usw. angeben), wird sie mit einer
Lösung von Zinkweiss und Gummiarabikum grun--
diert. Der Grund wird mit weichem Borst-
pinsel so dünn verstrichen, dass die Holzmaserung
durchscheint. Als Druckfarben sind gute Firnis-
farben zu benutzen. Man halte sich Schwarz, Rot
und Blau, von letzteren die dunklen Nuancen. Diese
drei Farben genügen für den Druck von Schwarz-
weissschnittplatten — und mit dem Buntholzschnitte
befassen wir uns in diesem Artikel nicht. Auch
kann man sich selbst den Farbton mischen durch
 
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