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Münchner kunsttechnische Blätter — 6.1909/​1910

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Nr. 17
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Wiegmann, Rudolf: Ueber die Malweise des Tizian und Goethes Farbenlehre, [3]
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Neubronner, Julius: Schutz eingerahmter Bilder gegen Mauerfeuchtigkeit
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Marmor-Imprägnierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36592#0072

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68

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 17.

R. Wiegmann: Ueber die Maiweise des
Tizian und Goethes Farbenlehre. (Forts)
Bei anderen Gegenständen ais der Karnation, z. B.
den Gewändern u. dg], Hndet sich bei Tizian die Unter-
!age meistens in der geforderten Farbe derjenigen
gehaiten, weiche das voiiendete Biid zeigt.
Anmerkung. Die geforderte Farbe einer ge-
gebenen heisst nämiich die Farbe, weiche aus der
Summe derjenigen der drei Hauptfarben (Rot, Geib,
Biau) besteht, die in der gegebenen nicht enthaiten
sind. So ist z. B. Rot die geforderte Farbe von Grün,
denn in Grün ist zwar Geib und Biau, aber nicht Rot
enthaiten.
Rote Gewänder sind daher grüniich-grau, geibe
vioiett-grau, biaue und grüne, wie auch Landschaft-
iiches, rötiich-grau unterlegt, in diesen Tönen kräftig
modeiiiert und zuietzt mit den beabsichtigten Lokai-
farben mehr oder weniger deckend übermait. Wenn
soiche briiiant farbige Gewänder mit Lacken und dgi.
überzogen werden solien, versteht es sich von seibst,
dass die Lichtpartien der Untermaiung nicht dunkier,
wie sie zuietzt werden soiien, sondern heiter gehalten
werden müssen.
Die eigentümiichc Wirkung verschiedener über-
einandergelegter Farben, von denen die untere immer
— wenn auch noch so schwach — durch die obere
durchscheint, werden die Leute vom Fach am besten
zu würdigen wissen. Es wird dadurch der Maierei ein
so feines und reiches Farbenspiei veriiehen, ais auf
anderem Wege nicht mögiich ist. Gieiche Farben
übereinander geiegt, erteiien dem Gemäide dagegen
immer etwas Festes, Schweres, Lederartiges.
DasUngieicheund gewisscrmassenFieckige, weiches
durch das Uebermaien mit nicht ganz deckenden Farben
entsteht, trägt nicht wenig dazu bei, dass die dar-
gesteiiten Gegenstände iebensvoit und iichtdurch-
schimmcrt erscheinen, während eine ganz giatte
Maierei — und voiiends, wenn die Farben den Grund
vöiiig decken, nur zu [eicht ein porzeilanartiges, iicht-
ioses und festes Ansehen erhäit. Von dem Unter-
schiede kann man sich am besten überzeugen,
wenn man nach der einen und der anderen einen hei-
teren biauen Himmei mait. Der eine wird schimmernd
und iuftig, der andere festuncmaterieli werden. Aehn-
iiches findet auch in Beziehung auf die Karnation statt.
Ausser dieser Kiarheit und Schönheit der Färbung
bietet die Tizanische Methode aber auch noch andere
Vorteiie dar; zuerst eine grössere Leichtigkeit und
Sicherheit in der Ausführung. Denn die Zeichnung
und Modeiiation wird fast voiiständig durch die ein-
tönige Untermaiung voiiendet, so dass der Maier seine
ganze Aufmerksamkeit ausschiiessiich auf die Form
richten kann und nicht zugieich auch von der Färbung
in Anspruch genommen wird. Später bei der Ueber-
maiung kann dann der Maier wiederum seine ganze Sorge
auf das Koiorit verwenden, da die Form in der Unter-
malung schon vorhanden ist und einen festen An-
halt für die fernere Voiiendung bietet.
Ueberdies gestattet diese Methode eine Art zu
probieren wie keine andere. Der Maier kann die auf
die Unteriage gebrachten Töne nach Beheben wieder
abwischen, ohne dass er dabei die schon gewonnene
Form zerstört: oder er kann diese Töne mit anderen
vermaien, durch andere hinzugebrachte Farben modi-
fizieren, wie es ihm gut dünkt, und leichter und erfoig-
reicher ais bei jeder anderen Maiweise. Hierdurch
erhäit der bekannte Wahispruch Tizians seinen wahren
Sinn: Coilo sporcare si trova.
Ferner werden die so behandelten Farben eine
grössere Dauerhaftigkeit und Unveränderiichkeit er-
haben, ais die Prima-Maierei gewährieistet. Denn je
weniger die Farben vermischt und gequält und je reiner
sie gebraucht werden, desto besser hatten sie sich.

Endiich dürfte bei einiger Uebung in dieser Ma-
nier sich auch eine grössere Schneiiigkeit der Arbeit
heraussteiien ais bei der gewöhniichen Maiweise, bei
weicher nicht seiten etwas an der Form verdirbt, wenn
die Farbe geiingt und umgekehrt. Hier ist beides so
getrennt, dass das eine nicht ¡eicht durch das andere
zerstört werden kann.
Nicht bioss der Kuriosität wegen, sondern auch ais
auf ein Zeugnis, dass in Venedig noch im 17. Jahr-
hundert das Wesentiiche der oben näher beieuchteten
Maiweise bekannt war, verweise ich auf: La carta dei
navigar pitoresco von Boschini. Diese Kunde musste
sich um so treuer erhaiten, ais sie sich einesteiis un-
mitteibar auf einen der grössten Männer bezog, auf
weiche die Repubiik stoiz war, und andernteiis auch,
weii sie durch die ununterbrochene Rivaiität der vene-
zianischen Maierschuie mit den fremden, die oft, wie
z. B. bei Boschini, in offenbare Poiemik ausartete,
stets von neuem aufgefrischt und fortgepHanzt wurde.
(Schiuss foigt.)
Schutz emgerahmter Bilder gegen
Mauerieuehtigkeit.
Wir erhaiten folgende Zuschrift:
Zu dem Artikel in Nr. 13 der Münchner künst-
ierischenBlätter. ,,Wie schützt man einzurahmende
Papierbiider (Malereien) gegen Mauerfeuchtig-
keit?" gestatte ich mir zu bemerken, dass ein eigens
für diesen Zweck hergestelites, durch D. R. P. ge-
schütztes Papier in meiner Fabrik für Trockenkieb-
materia! gerade jetzt angefertigt wird. Dieses Schutz^
papier, in Breite von 75 Cm, besitzt die guten Eigen-
schaften der Guttapercha Foiien, wie Abschiuss von
Feuchtigkeit, Widerstand gegen schädiiche Gase,
Säure- und Ammoniakdämpfe, doch sind die Schatten-
seiten der reinen Guttaperchamasse, auf weiche in dem
Artikel ja auch hingewiesen wurde (das hart und
brüchig Werden) durch die feste Grundiage vermieden
werden. Das Schutzpapier ist viel dauerhafter und be-
quemer zu verarbeiten ais die Foiien. Man ist bei
seiner Verwendung nicht gezwungen es auf die Rück-
seite des Biides ganz aufzubügein. Es genügt den
Rand der Hinterlegung etwa 1 cm breit mit einer
erwärmten Messerkiinge zu überfahren. Am besteh
und sichersten ist es das Papier etwas grösser zu-
schneiden als die Glaspiatte. Dann iegt man Biid und
Gias auf die bestrichene Seite des Papiers, biegt den
Rand des ietzteren nach vorn und befestigt ihn etwa
cm breit auf der Vorderseite des Glases durch
Ueberfahren mit der erwärmten Kiinge eines Tisch-
messers. Hierdurch entsteht ein mögiichst dichter
Abschiuss gegen aiie üblen Einwirkungen der Atmo-
sphäre. Dr. Julius Neubronner
Cronberg i. Taunus. Hofapotheker.
Marmor-Imprägnierung.
Foigende Anfrage ist an uns geiangt:
„Gibt es für freistehende Marmordenkmäler wirk-
same Imprägnierungsverfahren gegen Verwitterung?
Es handeit sich um ein in grossen Formen ge-
haitenes Reiterstandbiid aus Bardigiio (biaugrauem sehr
hartem Marmor). Die„KesslerschenF!uate" vonHauen-
schild haben sich hier ais absoiut unwirksam erwiesen.
Wie sind die Erfahrungen mit Szerelmey-Steinschutz-
mittei? Die Verwitterung ist hauptsächlich auf Frost
zurückzuführen, weniger auf Zersetzung durch schweflige
Säure. Seibstverständiich müssen die Mittel farblos
sein." v. Ttt.
Wir bitten die Herren Biidhauer-Koliegen, weiche
Erfahrung in dieser Richtung haben, diese uns gef. be-
kannt zu geben. Die Schriftieitung.
 
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