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Manchen, 27. Okt. 1913.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

X. Jahrg. Nr.3.

Inhalt: Mikroskopische Untersuchungen über die in den verschiedenen Kunstperioden der Malerei verwen-
deten Farbstoffe. Von Prof. Dr. E. Raehlmann in Weimar. (2. Fortsetzung.) — Eine neue Malmethode.
Von Dr. phil. O. Aschermann. (Fortsetzung.) — A. P. Laurie über das Van Eyck-Medium. Mitgeteilt
von E. B. — Bücheranzeigen.

Mikroskopische Untersuchungen über die in den verschiedenen Kunstperioden
der Malerei verwendeten Farbstoffe.
Von Prof. Dr. E. Raehlmann in Weimar. (2. Fortsetzung.)

Wo die blaue Schicht freiliegt, und auch im
Profil am Querschnitt des Stückchens — bei mikro-
skopischer Betrachtung der Kante —, und bei
stärkerer Vergrösserung sieht man, dass die Ober-
fläche des blauen Stuckes nicht vollkommen glatt
ist, sondern unregelmässig höckerig; die obere
grauviolette Deckschicht ist offenbar an der freien
Oberfläche stellenweise abgerieben und dadurch
verdünnt oder ganz unterbrochen, so dass die
Höcker der blauen Schicht stellenweise frei vor-
ragen. An mehreren Stellen der Oberfläche ist
die Deckschicht trübe grau, und wie krümelig bzw.
sandartig zerfallen. —- Bei Einlegen des Fragment-
teilchens in Wasser oder bei Einbettung kleiner
Partikel in Glyzerin oder Kanadabalsam hellt sich
die Trübung auf, und man erkennt in den Krü-
meln dieTeile des beschriebenen Ueberzuges.
Die blaue Schicht, für sich untersucht, besteht
der Hauptmasse nach aus einer grossen Menge
dicht aneinander und übereinander liegender, nur
durch eine dünne Lage einer grauweissen Binde-
substanz zusammengehaltener tiefblauer glas-
artiger Körper. Diese „blauen Fritten" haben
die mannigfaltigste Gestalt und Form, sind aber
mehr flache Körper mit sehr unregelmässig be-
grenzter bisweilen rundlich, meist aber eckiger,
scharfkantiger und nicht selten splitteriger Kontur!
Werden dünne abgesprengte Flächenstückchen
oder zerdrückte Teile dieser blauen Schicht in
Glyzerin oder Kanadabalsam eingebettet durch ein
Deckgläschen hindurch bei stärkerer Vergrösserung
und im durchfallenden Fichte untersucht, so zeigen
sich die blauen Schichten in hohem Grade durch-
sichtig. Die Transparenz ist um so grösser, je
zahlreicher die blauen Fritten vorhanden sind und

je mehr ihnen gegenüber die grauweisse Binde-
substanz, in der sie liegen, an Mächtigkeit zurück-
tritt. Die Schicht erscheint daher auch weniger
transparent, je mehr von dieser Zwischensubstanz
in der blauen Schicht vorhanden ist.
Bei auffallendem Fichte untersucht, erscheint
dementsprechend das Blau auch um so heller, je
mehr es mit dem Grauweiss des Bindemittels ge-
mischt ist. Die blauen Fritten haben nicht alle
dieselbe tiefe blaue Farbe; einzelne Fritten fanden
sich mit hellerem Blau; einzelne zeigten sich leicht
violett gefärbt. Neben den Fritten fanden sich
aber eine Anzahl von farblosen glasartigen,
mit scharfen Ecken und Bruchkanten verse^
he ne Teilchen, die den Fritten beigemisch
waren und wie diese in der grauweissen Grund-
masse steckten. Ausser dem Blau finden sich
in dieser Grundsubstanz aber auch noch andere
Farbkörper, welche dem Blau gegenüber zwar
gänzlich zurücktreten, aber doch die Oberflächen-
farbe, d. h. die Nuance des Blau mit bestimmen.
Es sind rote und gelbe Farbstoffe, welche teil-
weise an die blauen Fritten aggregiert liegen,
teils auch frei in der grauweissen Bindemasse ein-
geschlossen sind. Die roten Teile sind teils körnig
und undurchsichtig — gebrannte Ockerede —,
teils organischer Natur — schön durchsichtige
homogene, rundlich begrenzte Flecke! — Die
gelben Farbstoffe sind ebenfalls teils anorganische
Ockererden, teils Pflanzenfarbe, welche eine Zu-
sammensetzung aus Fasern und zelligen Gebilden
noch erkennen lässt.
Wird ein Fragment dieses altägyptischen Stucks
auf dem Platinblech in der Flamme geglüht,
bleibt das Blau erhalten, aber die Binde-
 
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