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Manchen, 19. Jan. 1914.

Beiiage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

I.Jahrg. Nr. 9.

Inhalt: Ein Archiv iür Maitechnik. Vom Herausgeber. — Die Piakatmaierei bis zu ihrer heutigen Entwick-
iung. Von Ch. Mangold. — Zum gegenwärtigen Stande des Deutschen Farbenbuches. Von Hein-
rich Steinbach. —Neue Patente. — Bücheranzeige.

Ein Archiv iür Mahechnik.
Vom Herausgeber.

Die in Nr. 16 des vorigen Jahrganges dieser
Zeitschrift in dem Artikel von Prof. H. Urban
gegebenen Anregungen enthalten einen Punkt,
auf den ich zurückkommen möchte, erstens aus
dem Grunde, weil ich ihn für wichtig halte und
zweitens, weil zur Verwirklichung des Gedankens
eigentlich wenig Mühe nötig ist, ich meine die
Gründung eines Archivs für Maltechnik. Der
von Prof. Urban ausgesprochene Wunsch, ein
solches Archiv an der Münchener Kunstakademie
zu schaffen, würde gerade hier in Künstlerkreisen
gewiss viel Beifall Anden.
Man könnte dagegen vielleicht einwenden, dass
die bereits bestehende Versuchsanstalt für Mal-
technik an der Kgl. Technischen Hochschule die
geeignete Stelle für ein solches Archiv wäre, oder
dass die Deutsche Gesellschaft zur Förderung ra-
tioneller Malverfahren sich der Sache annehmen
könnte. Aber für mich und wohl auch manche
meiner Kollegen steht fest, dass es I. ein Kunst-
institut und 2. ein Staatsinstitut sein müsste, bei
dem die in Frage stehenden Dokumente in Ver-
wahrung gegeben und entsprechend nutzbar ge-
macht werden sollten.
Bei den technischen Erfahrungen, die der Künst-
ler im Laufe seines nur zu kurzen Lebens sam-
melt, spielt die Kunst die erste Rolle, und der
Bericht über die Art und Weise, wie er sein Ma-
terial für seine Zwecke, in jahrelangem Bemühen,
zu meistern gelernt hat, ich möchte sagen, sein
künstlerisches Glaubensbekenntnis, ist mithin eine
reine Kunstangelegenheit. Deshalb dürfte nur
ein Kunstinstitut in Frage kommen, und solange
die Akademie die oberste staatliche Instanz in
Kunstsachen ist, kann nur diese als Verwahrerin
des Archivs in Frage kommen.
Wenn ich die Vorschläge von Prof. Urban

recht verstehe, schwebt ihm eine Verbindung
einer chemischen Versuchsanstalt für Maltechnik
mit einer Atelierwerkstatt zur Erlernung der Mal-
technik nebst einer Restauratorenschule vor, woran
sich noch eine Materialiensammlung nebst dem
Archiv anreihen soll. Es wäre ja höchst erfreu-
lich und auch wünschenswert, wenn die Leitung
der Kunstakademie diesem grossgedachten Plan
näher treten würde, aber eine so grosszügige
Sache braucht freilich Zeit und die angestrengteste
Zähigkeit dessen, der sie in die Hand zu nehmen
gedenkt. Ueberdies fehlt es an Platz, vom Geld
gar nicht zu reden! Wir müssen vorerst zufrieden
sien, dass der Maltechnik neuestens überhaupt in
den Lehrplan Eingang gewährt worden ist, dass
die Wichtigkeit der chemisch-technischen Kenntnis
beginnt anerkannt zu werden. Und wenn auch
die Münchener Akademie nicht die erste Anstalt
ist (Wien und Berlin sind darin längst voraus-
gegangen), so möchte ich dennoch mit Prof. Urban
wünschen, dass derselben der Ruhm gebühren
möge, vorbildlich gewirkt zu haben, eben durch
die Schaffung eines Archivs für Maltechnik.
Was soll nun in diesem Archiv Aufnahme
Anden?
Nach Prof. Urbans Vorschlag sollte dort jeder
Künstler Präparate oder Erfahrungen hinterlegen
können, event. geschlossen oder versiegelt, und
nach seinem Tode hätte die Leitung des Archvis
nicht nur das Recht, sondern sogar die PAicht,
den Praktikern der Anstalt (d. h. wohl der inten-
dierten Versuchsanstalt?) Präparate und Geschrie-
benes zur Nachprüfung und Veröffentlichung zu
übergeben. Ich glaube, dass nicht sehr viele
Künstler es so genau mit technischen Dingen
nehmen, wie er es bekanntlich selbst tut, und ich
möchte hier gleich den Wunsch aussprechen, dass
 
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