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Meschen, 13. April 1914.

Beilage zar „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint )4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

X. Jahrg. Nr.is.

Inhait: Sinopia. Ein Kapitei über verlorene Farben. VonE. B. (3. Fortsetzung.) — Vom Restaurieren und
Erhatten aiter Wandmalereien. Von Chr. Mangoid. —- Die Nachteite holzschliff haltiger Papiere für
Maiereien. Von J. Mai. — Wenn die Metaiie durchsichtig werden.

Sinopia.
Ein Kapitei über verlorene Farben.
Von E. B. (ß. Fortsetzung statt Schiuss.)

4. Schreiben von F. Mackensen.
Konia, 28. 11. 1904.
Hierneben sende ich Ihnen als Muster ohne
Wert drei Päckchen Farben (Rot IA, IBl und
IB2 in steiniger Masse; IIA und IIB als Pulver
oder erdige Masse; ausserdem einen Stein mit
blauen und grünen Farbteilen). Es sind die
Ergebnisse eines dreitägigen Ritts ins Gebirge.
Ich möchte Sie nun ergebenst bitten, diese
Sachen auf ihren Farbwert zu untersuchen.
Alle Unkosten der Untersuchung decke ich
natürlich sehr gern. Darf ich Sie dann freund-
lichst gebeten haben, mir möglichst bald per
Adresse Konstantinopel, Generaldirektion
der anatolischen Bahnen Nachricht über das
Ergebnis Ihrer Untersuchungen zukommen zu
lassen? — Ich will noch bemerken, dass diese
Farben aus einem kleinen Teil des Gebirges
stammen; es ist aber alles, was ich an Farb-
werten auftreiben konnte. — Ich vermute, dass
die Erden, welche beiliegen, durch Verwitte-
rung des Gesteins entstanden sind, denn ich
fand sie dicht an der Strasse in geringer Menge.
Vielleicht, dass irgend jemand einen Farben-
stein dort verloren hatte. Das eigentliche
Lager dieses Farbwertes habe ich noch nicht
festgestellt. — Es wird Sie interessieren, zu
hören, dass die Leute hier in der ganzen
Gegend bis weit in das eigentliche Kappa-
dozien, nicht, wie ich fälschlich verstanden
hatte, Wolle damit färben, sondern ihre Schafe
mit dem Stein kennzeichnen. Im Gebirge wim-
melt es von rotgezeichneten Schafen. Es wäre
dadurch leicht gemacht, sämtliche roten Farb-
werte des ganzen Landes festzustellen, ohne
dass man die Gebiete zu erklettern brauchte.

Mit verbindlichstem Dank im voraus und
besten Grüssen
Ihr ergebenster
Fritz Mackensen.
NB. Darf ich Sie bitten, mir freundlichst
im Brief Ihre Mitteilungen zu machen. Die
Türken schnüffeln überall in Postsachen herum
und könnten Witterung bekommen. — Der
Zinnober stammt aus einem alten befahrenen
Bergwerk, in dem ich Stücke und Krone eines
enormen Hirschgeweihes gefunden habe, eines
Hirsches, der hier völlig unbekannt ist.
$. Schreiben von demselben:
Sofia, 5. I. 1905.
Ihr Schreiben hat mich auf Umwegen er-
reicht. Empfangen Sie hierdurch vorläufig
meinen verbindlichsten Dank für die so ausser-
ordentlich wertvolle Auskunft. Es ist mir nicht
ganz klar, welche der drei Farben Sie mit dem
Namen Sinopia bezeichnen, die helle Sorte
Rötel oder die helle Sorte Eisenoxyd, also die
mitteldunkle Sorte. Diese letztere habe ich im
Museum (Konstantinopel) allgemein bei der
Antike angewendet gefunden. Auch mit Weiss
gemischt geht sie da etwas ins Bläuliche. Rot
ist übrigens noch an verschiedenen Orten in
Kleinasien vorhanden und ich werde möglichst
alles feststellen lassen und einer eingehenden
Untersuchung unterwerfen.
Vor Beginn der warmen Jahreszeit ist nichts
zu machen, denn alle Berge Anatoliens starren
in Eis und Schnee. Dann erst kann daran ge-
dacht werden, wie der Sache zuleibe zu gehen
ist, und dann wird meine erste Forderung sein,
 
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