Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

DOI Heft:
Nr. 8
DOI Artikel:
Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [4]: Hermeneia des Dionysios
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Inhalt: Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos (Hermeneia des Dionysios). (3. Fortsetzung.) — Färb lacke
aus Pflanzenfarbstoffen.

Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos (Hermeneia des Dionysios).
(3. Fortsetzung.)

Sind diese Arbeiten vollendet, dann folgt die
Arbeit des Vergoldens selbst, und zwar die An-
lage des Bolusgrundes, wie es auch heute noch
geschieht. Drei Paragraphen bringen verschiedene
Arten des „Boliment“, (§ 10, II und 12); der
armenische Bol (Kii ermeni) ist der beste und
wird zu diesem Zwecke in der ganzen mittel-
alterlichen Vergoldertechnik angewendet.
§ 13, „Wie man die Bilder vergolden muss“,
lehrt dann die weiteren Details für Vergoldung
von Tafelbildern. Die Zeichnung muss demnach
mit der Nadel eingeritzt werden, bevor die üb-
lichen drei Lagen von Ampoli (Bolus) gegeben
werden (Cennini K. 123), dann wird die zu ver-
goldende Fläche mit Raki (Weingeist) über-
strichen, bei kleineren Stücken überschüttet, die
Goldplättchen aufgelegt und hierauf poliert, wie
es jetzt noch bei der sog. Glanzvergoldung (fran-
zösischen Vergoldung) geschieht *). Zwei wei-
tere Paragraphen (14 und 15) schildern die Ver-
goldung der schon oben erwähnten Chorschlüsse,
gleichfalls mit Glanzgold, denn die Maler hatten
stets auch die Vergoldungsarbeiten mit zu versehen.
Damit wären die Vorbereitungsarbeiten voll-
endet; es folgt die Malarbeit, und zwar be*
ginnt Dionysios diese Kapitalserie mit den An-
gaben für Fleischfarbe; während Cennini (K. 145)
bei Tafelgemälden zuerst die Gewänder und
Häuser (Hintergrund) zu machen empfiehlt, auf
der Wandfläche aber zuerst die Fleischteile,
«nacht Dionysios diesen Unterschied nicht.
Die Art Fleisch zu malen, wie sie Pan-
selinos festgestellt hat, galt als mustergültig; wir
erfahren darüber, dass der Grund (§ 16, Von
der Bereitung des Prophlasmus) grünlich-schwarz

*) Vergl. Nr. 48, 61 und 62 der Versuche.

war und als Farbe demnach dem Prasinus des
Theophilus (K. II) entsprochen haben dürfte.
Auch Cennini (K. 147) legt Wert darauf, dass
das Grüne (Verdaccio), welches den Fleischtönen
zu Grunde liegt, stets ein wenig durchscheinend
bleibe. Zum Skizzieren der Augen, der Augen-
brauen und anderer Teile, welche man an den
Bildern mit Fleischfarben darstellt (§ 17), nimmt
Panselinos naturgemäss eine noch tiefere Farbe
(Schwarz und Oxy i. e. Violettoxyd, Caput mor-
tuum), etwa wie Theophilus die II. Art des Posch
(K. VII; vgl. Cennini a. a. O.). § 18 gibt eine
Variante dieser dunkeln Schattenfarbe für kräf-
tigere Partien aus Umbra und Bol bestehend
(Exedra d. Theoph. K. XIII).
Die eigentliche Fleischfarbe (Karnation), aus
venetian. Bleiweiss, Gelbocker und Zinnober ge-
mischt, entspricht der Membrana des Theophilus
(K. I) und der gleichen Farbe des Cennini (K.
67), wobei an Stelle des Bleiweiss für Fresko-
malerei der Kalk (Bianco Sangiovanni) zu treten
hat. Auf dem dunkeln Grund, dem Proplasmus,
wird aber zuerst ein Mittelton aufgesetzt, nämlich
der Glykasmus (§ 21), welcher aus zwei Teilen
Fleischfarbe und einem Teil oder weniger Pro-
plasmus gemischt werden soll (Verdaccio und
Fleischfarbe, als abgekürztes Verfahren bei Cen-
nini, K. 67; I. Posch d. Theoph. K. III). Aus
dem obigen und aus den noch folgenden Ka-
piteln, (§ z2, Ueber die Art und Weise, Fleisch
zu malen, u. § 23, Vom Rot), ist ersichtlich, dass
bei der Karnation sowohl bei dem Griechen, als
bei dem Italiener und dem Deutschen auffallende
Uebereinstimmung herrscht; die letztere Anweisung
(Fleischfarbe mit Zinnober für jugendliches Fleisch)
ist mit der zweiten Rosafarbe des Theoph. K. Vill
identisch. Es folgen noch § 24, Von Haupt-
 
Annotationen