Altcir zu
musicircnden Lngel uoch dem Geiste der frühern Zeit ent-
sprechen. Zn einem der letzten werke der Ulmer Schule, dem
Trixtychon zu Lhningeu im Gberamt Böblingen, weicht
die alte Glaubenseinfalt einer nüchternen Auffassung. Zkono-
graxhisch bleibt es als „Auferstehungsaltar" beachtenswerth.
Zn seiner Abitte zeigt sich der uüt der Siegesfahne aus dem
Grabe hervortretende Lrlöser. Auf deu Llügeln erscheint der-
selbe seiner Abutter und dem Thomas. Die diußenseite schildcrt
dcn Anfang der Lrlösung, die Verkündigung.
o. Der Schmarzwald- und Ueckar-Kreis in
Miirttemverg.
f. Mehrere Altäre des Schwarzwaldkreises wurden im
vorigen Abschnitt als lVerke Ulmer Rünstler genannt, die-
jenigen von Aldingen, Blaubeuren, Gündringen, Ailchberg,
Nürtingen und Blonakam. Zhnen reihen sich sieben Altäre
der Areuzkirche zu Nottwei! an. Die Stadt mag ihre
eigenen Rünstler besessen haben, wurde aber jedenfalls von
Ulm stark beeinflußt. Aus ihrem frühgothischen Areuzaltar
ist das Ureuz verloren, uur Maria uud Iohannes bliebeu
erhalten. Der Nepomukaltar hat schon den Stil dcr Renaissance,
cuthält aber eine a!te jdieta. Ze drei Figuren und gemalte
Llügel habeu die Altäre des hl. Bartholomäus und des
hl. Ulrich. Der Altar des hl. Nikolaus trägt auf der
innern Seite der Llügel Neliefs. Zm Abarienaltar ist eine
guts Statue der Nkadonna erhalten, auf seinen Llügcln iu
Nkalcrei die Atigmatisation und der Tod des hl. Lranziskus.
Der neue chchrein des hl. jdetrus umschließt Bildwerke des
>6. Zahrhunderts: den auf einem Throue sitzenden Apostel-
fürsten, paulus, Zakobus und ein Brustbild Lhristii die
predella trägt die Liguren der Apostel in bsochrelief.
hsochbedeutende Altäre besitzen Bönnigheim und Besig-
heinü). Der des letztgenannten Vrtes ist ein reichss, um
fä20 entftaudenes, unbemaltes Werk von fI ui ^öhe uud 7 m
Breite bei geöffneten Llügeln. bvis an den aus Ivürzburg
stammenden Lchreinen zu Nothenburg (Altar des hl. Blutes),
Tetwang und Lreglingen finden wir auch in ihm große, zu
vortrefflichen Grupxen gesammelte Liguren. Das Stabwerk
seiner dreitheiligen jdredella hat schon die Lormen der Renaissance
und bildet drei Nischen, von deneu aber nur die mittlere
ihr Brustbild (eine bseilige) rettete. Auch der Schrein ist drei-
theilig i seine überhöhte Niitte beginnt mit zwei fast quadratischen,
jetzt mit den Brustbildern der hl. Anna und eines Propheten
gefüllten Nischen. Das Laubwerk, welches diese Brustbilder
umrahmte, ist ausgebrochen. Ueber den Nischen folgt eine
prachtvolle, aus fünf Liguren bestehende Gruxpe. Zn ihr
kniet die hl. Natharina auf der Lrde. Wie die etwas vor-
gestreckten bsände beweisen, sxricht sie mit zwei jugendlichen
Nlännern, welche Dalmatiken tragen. Liner derselben macht
den gewöhnlichen Redegestus und hält rin offenes Buch hin.
bjinter ihr hat sich ein Aönig voll Verwunderung erhoben,
um jenes Buch zu nehmen oder in ihm zu lesen. Neben ihm
ist ein vornehmer Rlann ebensalls voll Btaunen von seinem
Bitz aufgestanden. Die Gruxxe schildert also uicht, wie bis
dahin gesagt wurde, „die bfinrichtung der hl. Ratharina",
>) Liiiige Liguren in „Uunst- und Alterihums-Denkmale iin Aänig-
reich lvürttemberg" I, ss und sr; einige Grnamente S. sz und ss;;
cine Beschrcibung bci Acppler S. ^s; Abbildung des Mittclstiickcs in
der Zeitschrift des historischen vereins für das württembergische
Frankenq8SS.
sondern ihre Disxutation. vor dem königlichen Nichter und
vor seinem Beisitzer haben zwei Gelehrte versucht, die Zung-
frau zu widerlegen. Lie werden aber besiegt; einer erklärt
sich überwunden und reicht sein Buch dem Richter, der sich
mit seinem Beisitzer von seiner Bank erhebt, um die betreffende
Beweisstelle zu xrüfen. Bietet die Diakonenkleidung jener
beiden Gelehrten und die knieende Stellung der bseiligen dem
Lrklärer Schwierigkeiten, so findet er die Lösung in jenem
Buche, das den Rern der Bcene bildet. <Lin Lsenker mit
seinenr Schwert, der bei einer bfinrichtung klar hervortreten
müßte, fehlt. Vielleicht kniet Ratharina, weil sie vor dem
Nichter angeklagt ist, uud weil der Rünstler gewohnt war,
2lngeklagte beim Verhör ouf den Rnieen zu sehen. Neben
dieser so ost mißdeuteten Grupxe sind in stark geknitterten
Gewändern und in langen, hagern Gestalten dis beiden
Zohannes dargestellt. Ueber die Grupxe und über diese
beiden Liguren breitet sich herrliches Laubwerk aus. Ls
windet sich zu vier Rränzen, in deren Mitte aus tiefen Schatten
die Brustbilder der hh. Nikalaus, Martin, Georg und Llisabeth
herausschauen. Auch in der Bekrönung des Schreines ist die
Dreitheilung festgehalten; denu sowohl über der breiten Mitte
als über die schmalen Leiten steigt ein Baldachin auf. Die
Liguren jener drei Baldachine gehören zu einer originellen
Darstellung des Iveltgerichtes. Zunächst knieen, kauern oder
erheben sich auf dem Achrein fünf unbekleidete Ligürchen:
Lrstehende. Wahrscheinlich waren noch andere da; denn
die beiden Brustbilder (ein proxhet, David?, und eine bfeilige,
Laecilia?), die bei ihnen aufgestellt sind, gehören wohl in die
beiden leeren Nischen der predella. Ueber jenen Lrstehenden
thront der kveltrichter, von vier, die Leidenswerkzeuge tragenden
Lngeln umgeben. Zn den Lauben zur Rechten und Linken
knieen Maria und Zohannes d. T., der also hier zum zweiten-
male erscheint. Ueber dem tveltrichter endet der Aufsatz
in eincr leichten Nische, worin das Bild der Gottesmutter
steht. Die Llügel hatten stark gelitten und das sie umrahmende
Laubwerk verloren: doch wareu ihre halberhaben geschnitzten
Liguren erhalteu: vcrkündigung, Geburt Lhrisii, Anbetung
der Rönige, Llucht nach Aegypten und in den obern Ansätzen
der Llügel Zsaias und Zeremias. Zn jüngster Zeit ist alles
erneuert worden.
Dem Meister des bfochaltares zu Besighcim verdanken
wir wohl deu xolychromirten, früher entstandeiien Altar des
benachbarten Bönnigheinv). Die staffelfärmige Anordnung
wurde in ihm mit etwas zu strenger Lolgerichtigkeit festge-
halten. Zst der Schrein gcöffnet, so fteht in jedem Llügel
eine Ligur in Basrelief, im chchrein rechts und links auf
niedriger Ronsole je eine Ltatue und in der Mitte auf drei
Nischen, deren mittlere überhöht ist, die bjauxtgruxxe. Zn
jenen drei Nischen findeii wir die Brustbilder zweier proxhsten
neben einem sitzenden Lseiligen (Lyriakus, der jdatron der
Rirche?), welcher niit einem vor ihm stehenden Rinde redet.
Die bjauptgruxxe wird durch vier Liguren gebildet: Maria
mit dem auf ihrem Schooße thronenden Rinde und zwei rechts
und links ihre Gaben oxfernde Rönige. Zn den Seiten-
nischen steht zur Linken der dritte Rönig, zur Rechteu der hl.
Zoseph. Auch oben endet der Bchrein trexpenförmig mit fünf
Stusen, auf denen in leichten, absr breiten Lauben Ratharina mit
Barbara, Maria mit Zohannes und ein „Lrbärmdebild" stehen.
von deu sechs Abtheilungen der Llügel enthalten die
größern die Ligureu der hh. Nenügius, Anna, pctrus (die
Schrein ven
Lönnighelw-
^) Guie Ablnldung m „Runst un) Alterthums-Dcnkmale des Rönig-
reichs lVürttemberg."
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