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Murau, Karoline
Wiener Malerinnen — Dresden, Leipzig, Wien: Pierson's Verlag, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.62782#0059
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bald sie ein Fach begann, gefiel ihr das Geleistete
nicht mehr, und sie wendete sich einem anderen
Felde zu. Dazu kam noch eine Kette von unglück-
lichen Ereignissen, die sie im vollsten Sinne des
Wortes von einem Fach in's andere warfen. Nach
und nach machte sie alle Genres der Malerei durch,
Thierstücke, Stillleben, Blumen, sie malte Alles, und sie
konnte Alles.
Im Jahre 1876 erhielt sie auf der Weltausstellung
in Philadelphia für ein Thierstück, todtes Wild dar-
stellend, die Ausstellungsmedaille.
Die berühmtesten Maler, darunter Hans Canon,
hatten sich ihr oft als Lehrer angeboten, sie schlug
jedoch alle Anerbietungen aus, sie wollte Niemands
Schülerin sein, sondern ihren Weg, der nicht immer
über Rosen führte, selbstständig wandeln, wie sie ihn
selbstständig begonnen hatte.
Das Jahr 1878 brachte eine Umwälzung in ihr
ganzes Leben. Einige Zeit vorher hatte sie ihre Mutter
durch den Tod verloren, ihr Vater dachte an eine
zweite Ehe, es entstanden unerquickliche Familienzer-
würfnisse, die in ihr den Entschluß reifen ließen, Wien
zu verlassen. Da erhielt sie einen unverhofften Antrag.
Graf Zdenko Kolowrat machte ihr den Vorschlag,
die Bildergalerie seines Schlosses Reichenau in Böhmen
zu restauriren. Sie zögerte anfangs mit der Annahme,
da sie nicht wußte, wie man alte Bilder restaurire,
aber sie erinnerte sich, daß sie ja auch nicht wußte.
 
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