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Murr, Christoph Gottlieb von [Bearb.]; Leitzelt, Balthasar Friedrich [Bearb.]; Kilian, Georg Christoph [Bearb.]; Probst, Johann Balthasar [Bearb.]
Abbildungen der Gemälde und Alterthümer, welche seit 1738 sowohl in der verschütteten Stadt Herkulanum als auch in den umliegenden Gegenden an das Licht gebracht worden: nebst ihrer Erklärung (Des 8. Bandes 2. und letzter Theil): 46 Kupfertafeln: nach den Original-Kupferstichen in Contorni — Augsburg: Christoph Friedrich Bürglen, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.73552#0016
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Cs ist eine ausgemachte Sache, daß die Leuchter in ihrer ersten Entstehung nichts
anders, als Stängel irgend eines Gewächses, oder Producte von Rohre waren, deren
Oberfläche eine breite Ebne Hatten, die Lampen gehörig darauf stellen zu können. Auf
solche Art mußten ohne Zweifel jene Leuchter von Holz beschaffen gewesen seyn, von de-
nen Perronius , und Nonius reden, 'und deren sich glaubwürdig nur die Lanbleute bedienten.
c^to bemerket, daß die Leuchter vorzüglich unter das Hausgeräthe der Landbewoh-
ner gehörten.
Nach der Form dieser ganz einfachen Bauern - Leuchter wurden nachher künstliche
von Metall verfertiget, wie in den ersten zwoen Figuren lad. l.XX!I. zu. ersehen ist-
An statt der natürlichen Oberfläche ersann die Kunst zierliche Teller, Geschirre, ws.w.
auf dir man die Ampeln hinstellte, so wie die Füsse, und Klauen der Thiere zum Fuß-
Gestelle dienen mußten. Man sehe is.b. l.XXIIl. L.XXXI. L.XXV. k.XxVII. nach.
Das gewöhnlichste Fuß- Gestell war jenes von Löwenklauen.

Den Leuchtern sechsten gab man sehr oft die Gestalt einer Säule, wobcy doch sehr
wenig auf die Regeln einer gesatzmäßigen Proportion gesehen wurde. Gleichfalls suchte
man denselben durch künstliche Verzierungen mehreres Ansehen zu geben, und es kom-
men kostbare Fuß- Gestelle, Krongesimse, Aushöhlungen, u. s. w. zum Vorscheine,
wie aus den Abzeichnungen auf der I-XXV. lab. erhellet.
Diese waren die Bestanktheile der ersten künstlichen Leuchter- allein die unersättli-
che Lüsternheit nach immer größere Pracht ruhete hier nicht: die ganze Erfindungskraft
mußte sich anstrengen, dieser Maschine neuen Schmuck zu verschaffen.
Die Geschirre, die als Oberflächen, die Lampen darauf zu setzen , wie wir so eben
gemeldet Haben, dienen sollten , mußten auch alle jene Zierathen tragen, welche ein ver-
schwenderischer Aufwand an ächten Geschirren anzubringen wußte. Man bewunderte
an denselben Kunststücke von getriebener, und feinster Schneidarbeit, Verzierungen von
niedlichsten Blumwerke, Sträußgen, von ausgesuchtesten Farben, und Malereyen, Me-
tallvermischungen, die dem Auge den herrlichsten Anblick gewährten, u. s. w. Arbeiten
von solcher Erfindung nannte man: « 7s«»-r, oder a»a Ssms/Mn«.
Nachdem nun einmal die obern Theile des Leuchters auf besagte Art künstlich, und
prachtvoll verzieret .waren, dachte man auch an die untern Theile desselben, die mit den
obern im gleichen Verhältniße stehen, und die unläugbarsten Zeichen einer verschwenderi-
schen Erfindung vorzeigen mußten.
Man fieng mit deme an, daß man den Fuß des Leuchters mit ganz einfachen Strauß-
gen zierte.
Bald stieg die Kunst höher, und wußte niedlich geflochtenes Laubwerk zwischen den
LLwenklauen anzubringen. Man sehe die erste, und dritte Figur dec k.XXIV.wAb. und
durch solch einen reitzvollen Zusammenhang dem Leuchter geschmackvolles Ansehen zu geben.
Selbst das Laubwerk durfte nicht ganz nackend da stehen: man schmückte dasselbe
mit Rosen, und andern Blumen, uns wußte drollichte Masqucn anzubringen, die dem
Auge sowohl, als der Denkungskraft neuen Stoff, und Vergnügen verschalten, wie die
zwote Figur auf der I.XXVlU. lob. bezeuget.

Zuweilen geschah es, daß der Fuß des Leuchters zu klein war, und nicht Raum
genug Hatte , alle die Verzierungen aufzunehnien, die die Kunst erfunden, und nicht unL
angebracht wissen wollte.
Nun
 
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