24 Richter, Über die idealen und praktischen Aufgaben der ethnographischen Museen
so fester an die Ethnographie ketten. Auf der andern Seite dürften aber,
ganz abgesehen von dem Verhalten der ethnographischen Museen zur außer-
europäischen Prähistorie, schon um jener nur zu plausiblen Vermutung willen,
nach der wenigstens die paläolithisch-prähistorischen Kulturen Europas, Asiens und
Afrikas nichts als weit auseinandergeschobene Provinzen einer einstmals irgendwie
nahe zusammenhängenden Kultur sind, hauptsächlich aber zum Zwecke eines all-
gemeinen Zwecken dienenden Vergleichs der Prähistorie der alten Mittelmeer-
völker und Nordeuropas mit verwandten Erscheinungen außerhalb dieses Gebietes,
die prähistorischen Sammlungen, soweit sich wenigstens schon jetzt ihr
Gesichtskreis über den Bereich der vaterländischen Prähistorie hinaus auf die
Prähistorie Europas überhaupt und seiner nächsten Annexe erweitert hat, in Zukunft
dem Zuge der Zeit nach umfassender Bewältigung gleichartigen Materials ent-
sprechend die Grenzlinien ihres Sammlungsbereiches zum mindesten auf die
Prähistorie jener beiden Gebiete ausdehnen. Gegenwärtig ist, wenn wir zunächst
die eigentlichen prähistorischen Sammlungen in das Auge fassen, die außer-
europäische Prähistorie z. B. in der großen prähistorischen Abteilung des British
Museum in London, aber auch in der kleinen des Basler Museums für Völker-
kunde1) an die europäische Prähistorie angegliedert; so sind in dem Basler »Prä-
historischen Kabinett« nach dem »Bericht über die Sammlung für Völkerkunde des
Basler Museums für 1904 «, S. 2 f., Stücke aus Nordamerika, Japan, Ägypten und
Südindien vertreten.2) Aber auch in den Galeries d'Anatomie im Jardin des Plantes
zu Paris, wo der Urmensch, der Mensch in der uns durch Überreste zugänglichen
ältesten Zeit, d. h. der Steinzeit, sozusagen als der eben erst dem Tier Entwachsene
aufgefaßt ist, findet man Steingerät aus allen Teilen und Zeiten der Erde, aus dem
prähistorischen Europa und Afrika, aus Amerika und Asien, wo die Steinzeit heute
noch in Resten, aus der Südsee, wo sie heute noch bei den Melanesiern in großem
Umfange am Leben ist. Ja, es erschließt sich uns, von der angedeuteten Er-
weiterung des Gesichtskreises prähistorischer Sammlungen aus, ahnungsvoll der
Gedanke einer prähistorischen Sammlung, die uns das Leben des Menschen der
Urgeschichte im Mittelmeerbereiche und Nordeuropas durch ein vergleichweises
Hinzuziehen des gesamten äußern Besitzes der erst vor kurzem überwundenen
» prähistorischen « Kulturen gewisser Naturvölker,3) etwa derjenigen Neuseelands
oder noch besser der Kulturen der erst in unseren Tagen sich der Eisenkultur
9 In Basel ist, wie das bei der Kleinheit der Verhältnisse gegenwärtig nicht anders zu erwarten ist,
die prähistorische Sammlung ebenso wie die »Europäische Sammlung« mit der ethnographischen unter
einer Leitung verbunden.
2) Vgl. dazu jetzt: P. Sarasin, Zur Einführung in das Prähistorische Kabinett der Sammlung für
Völkerkunde im Basler Museum. Basel 1906.
3) Im allgemeinen darf man wohl auch mit Recht die prähistorischen Völker »Naturvölker« der
Vor- und Urgeschichte nennen. Als solche werden sie z. T. auch von der modernen Prähistorik (so
z. B. von M. Hoernes in seiner » Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa«, 1898) betrachtet.
so fester an die Ethnographie ketten. Auf der andern Seite dürften aber,
ganz abgesehen von dem Verhalten der ethnographischen Museen zur außer-
europäischen Prähistorie, schon um jener nur zu plausiblen Vermutung willen,
nach der wenigstens die paläolithisch-prähistorischen Kulturen Europas, Asiens und
Afrikas nichts als weit auseinandergeschobene Provinzen einer einstmals irgendwie
nahe zusammenhängenden Kultur sind, hauptsächlich aber zum Zwecke eines all-
gemeinen Zwecken dienenden Vergleichs der Prähistorie der alten Mittelmeer-
völker und Nordeuropas mit verwandten Erscheinungen außerhalb dieses Gebietes,
die prähistorischen Sammlungen, soweit sich wenigstens schon jetzt ihr
Gesichtskreis über den Bereich der vaterländischen Prähistorie hinaus auf die
Prähistorie Europas überhaupt und seiner nächsten Annexe erweitert hat, in Zukunft
dem Zuge der Zeit nach umfassender Bewältigung gleichartigen Materials ent-
sprechend die Grenzlinien ihres Sammlungsbereiches zum mindesten auf die
Prähistorie jener beiden Gebiete ausdehnen. Gegenwärtig ist, wenn wir zunächst
die eigentlichen prähistorischen Sammlungen in das Auge fassen, die außer-
europäische Prähistorie z. B. in der großen prähistorischen Abteilung des British
Museum in London, aber auch in der kleinen des Basler Museums für Völker-
kunde1) an die europäische Prähistorie angegliedert; so sind in dem Basler »Prä-
historischen Kabinett« nach dem »Bericht über die Sammlung für Völkerkunde des
Basler Museums für 1904 «, S. 2 f., Stücke aus Nordamerika, Japan, Ägypten und
Südindien vertreten.2) Aber auch in den Galeries d'Anatomie im Jardin des Plantes
zu Paris, wo der Urmensch, der Mensch in der uns durch Überreste zugänglichen
ältesten Zeit, d. h. der Steinzeit, sozusagen als der eben erst dem Tier Entwachsene
aufgefaßt ist, findet man Steingerät aus allen Teilen und Zeiten der Erde, aus dem
prähistorischen Europa und Afrika, aus Amerika und Asien, wo die Steinzeit heute
noch in Resten, aus der Südsee, wo sie heute noch bei den Melanesiern in großem
Umfange am Leben ist. Ja, es erschließt sich uns, von der angedeuteten Er-
weiterung des Gesichtskreises prähistorischer Sammlungen aus, ahnungsvoll der
Gedanke einer prähistorischen Sammlung, die uns das Leben des Menschen der
Urgeschichte im Mittelmeerbereiche und Nordeuropas durch ein vergleichweises
Hinzuziehen des gesamten äußern Besitzes der erst vor kurzem überwundenen
» prähistorischen « Kulturen gewisser Naturvölker,3) etwa derjenigen Neuseelands
oder noch besser der Kulturen der erst in unseren Tagen sich der Eisenkultur
9 In Basel ist, wie das bei der Kleinheit der Verhältnisse gegenwärtig nicht anders zu erwarten ist,
die prähistorische Sammlung ebenso wie die »Europäische Sammlung« mit der ethnographischen unter
einer Leitung verbunden.
2) Vgl. dazu jetzt: P. Sarasin, Zur Einführung in das Prähistorische Kabinett der Sammlung für
Völkerkunde im Basler Museum. Basel 1906.
3) Im allgemeinen darf man wohl auch mit Recht die prähistorischen Völker »Naturvölker« der
Vor- und Urgeschichte nennen. Als solche werden sie z. T. auch von der modernen Prähistorik (so
z. B. von M. Hoernes in seiner » Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa«, 1898) betrachtet.