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Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Moes, Ernst Wilhelm: Die Ordnung der Handzeichnungssammlung im Amsterdamer Kupferstichkabinett
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0077

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Moes, Die Ordnung der Handzeichnungssammlung im Amsterdamer Kupferstichkabinett

Bei Künstlern, deren Geburts- und Todesjahre bekannt sind, war die kleine
Rechnung leicht zu machen. Da kamen aber massenhaft diejenigen, bei denen
eines von beiden oder sogar beide sich unserer Kenntnis entziehen. Wo das
Todesjahr bekannt war und nicht das Geburtsjahr, nahm ich das erste bekannte
Jahr der Tätigkeit des Künstlers, wo das Geburtsjahr bekannt war und nicht das
Todesjahr, nahm ich umgekehrt das letzte bekannte Jahr der Tätigkeit zum zweiten
Anhaltspunkt. Wo aber keines von beiden bekannt war, nahm ich infolgedessen
das erste und letzte bekannte Jahr der Tätigkeit als die Marksteine, zwischen
welche das mittlere Jahr zu verlegen war. Und wo endlich ein Künstler nur durch
eine einzige Datierung festgelegt werden konnte, sei es durch die Datierung eines
Werkes, sei es durch eine archivalische oder sonstige Erwähnung, dann wurde
eben diese Zahl angenommen. War überhaupt kein Jahr aufzufinden, dann mußte
ein so obskurer Künstler sich vorläufig damit begnügen, die Zahl eines Künstlers
zu bekommen, an den er sich in seinen Werken anschloß.
Hieraus ergibt sich, daß die so gewonnene Zahl bei den Künstlern, in deren
Biographie noch so wichtige Punkte unbekannt sind wie die Zeit ihrer Geburt
und ihres Ablebens, nur eine vorläufige sein kann. Jeder Fund einer Datierung,
jede Entdeckung in den Archiven würde diese also ändern. Aber ist das so
schlimm? Nicht, wenn man bei der weiteren Ordnung so verfährt, wie ich es ver-
sucht habe. Denn die Mappen, welche in möglichst vollständig chronologischer
Ordnung die einander folgenden Künstler beherbergen, bekommen diese Jahres-
zahlen eben zur Nummer. Stellt es sich heraus, daß ein Künstler, der in Mappe
1650 untergebracht ist, besser nach Mappe 1645 verlegt würde, so geschieht dieses
ohne jede Schwierigkeit. Er wird einfach von seinen alten Freunden in Mappe 1650
getrennt und zu denen in Mappe 1645 gelegt.
Natürlich ergab sich, daß die meisten Jahreszahlen, namentlich im goldnen
Zeitalter unserer Kunst, mehrere Künstler aufwiesen. Diese nun wurden alpha-
betisch in einer Mappe geordnet, mit Ausscheidung derjenigen Künstler, welche
allein eine oder mehrere Mappen für sich in Anspruch nahmen. Auf ein und
dasselbe Jahr kommen also erst in einer Mappe alle Künstler, denen die Berech-
nung eben das gleiche Jahr gegeben hat, und dann folgen unmittelbar die wegen
ihres großen Umfanges ausgeschiedenen.
Für die Administration ist dieses unbedingt bequemer, als daß die Mappen
bestimmte Nummern bekommen. Denn da müßte bei einer Änderung — und
bei der großartigen Entwicklung der Kunstgeschichte sind neue Funde fortwährend
zu erwarten — immer die Numerierung geändert werden. Nun braucht nichts
geändert, nur dann und wann muß eine neue Mappe eingeschaltet werden.
Ich möchte nicht ableugnen, daß in Einzelfällen sich sonderbare Resultate
ergeben, so wenn von zwei Brüdern der jüngere bedeutend kürzer gelebt hat als
der ältere. Während z. B. Adrian van Ostade erst auf 1657 kommt, ist sein elf
 
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