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Deutscher Museumsbund [Mitarb.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 3.1907

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Lauffer, Otto: Das Historische Museum, [2]: sein Wesen und Wirken und sein Unterschied von der Kunst- und Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.70258#0188

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I So Lauffer, Das historische Museum

durch irgendwelche äußeren Merkmale seine lokalgeschichtliche Bedeutung er-
kennen läßt, beziehungsweise ob die vom Vorbesitzer gelieferten Berichte über die
Provenienz für glaubwürdig erachtet werden können. »Auf das Woher, zu wel-
chem Zwecke und in welchem Zusammenhänge kommt es hier bei jedem einzelnen
Gegenstände an.« Dieser beherzigenswerte Ausspruch Karl Lachers kann nicht
oft und nicht laut genug wiederholt werden,1) und es ist vielleicht nicht über-
flüssig, darauf hinzuweisen, daß aucli F. Weber in seinem Aufsatz über »Die
lokalen historischen Vereine und Museen in Oberbayern« sich dahin geäußert hat,
daß »bei aller Sammeltätigkeit natürlich immer der leitende Gedanke die Zusammen-
gehörigkeit der Sammelgegenstände mit dem Bezirke sein müsse«.2)
Auf die möglichst genaue Feststellung der Provenienz muß immer das höchste
Gewicht gelegt werden. Wenn ein Stück aus neuerer Zeit, wo die Museen hin-
reichende Auswahl haben, von unbekannter Provenienz ist, so kann man es in den
meisten Fällen für ein historisches Museum nicht mehr zur Anschaffung emp-
fehlen, es müßte denn sein, daß es geeignet wäre, innerhalb der archäologischen
Entwicklungsreihe ein typisches Glied zu repräsentieren. Daß man in dieser Hin-
sicht bei prähistorischen und mittelalterlichen Stücken wegen ihrer Seltenheit hier
und da Zugeständnisse machen wird, ist bereits gesagt.
Ebenso brauchen wir nach unseren früheren Ausführungen wohl kaum zu
wiederholen, daß ein lokales historisches Museum bei der häufig begegnenden und
in vieler Hinsicht begreiflichen Vorliebe für Prunkstücke sich alle die Beschrän-
kung auferlegen muß, die durch die lokale Geschichte begründet und sogar
verlangt wird. Eine Stadt, die womöglich niemals eine reiche äußere Kultur be-
sessen hat, soll auch in ihrem historischen Museum nicht den Anschein dessen
zu erwecken suchen.
Dagegen muß es betont werden, daß ein historisches Museum sich nicht etwa
darauf beschränken darf, nur ganze Stücke zu erwerben, sondern daß es zu wieder-
holten Malen gezwungen sein wird, in seinen Sammlungen auch Bruchstücke auf-
zunehmen, wenn dieselben dokumentarischen Wert haben. Die antiquarischen
Museen sollen sich eben, wie F. Deneken zutreffend gefordert hat, »recht bewußt
werden, daß ihre Bestände Studienmaterial für wissenschaftliche Zwecke sind« 3)
und in diesem Zusammnnhange können, wie jedermann weiß, oft auch Bruchstücke
von großer quellenmäßiger Bedeutung sein.
Wird ein demnach für museumsfähig gehaltenes Stück im Handel erreichbar,
dann heißt es zugreifen und zwar schnell und fest genug zugreifen, um der
drohenden Verschleppung vorzubeugen. Am besten ist es, womöglich überhaupt
nicht erst so lange zu warten, bis derartige Stücke in den Handel gelangen. Ein

, Vgl. K. Lacher, a. a. O. S. io.

2) S.-A. aus »Altbayerische Monatsschrift « Jahrg. 3, S. 5.
3) F. Deneken, Erster Bericht d. städt. Kaiser Wilhelm-Museums in Krefeld. 1899. S. 47.
 
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