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Notizen
NOTIZEN
Ein Dozent für Museumsführungen. Das Museum of Fine Arts zu Boston,
das schon in mancherlei Fragen der Museumstechnik vorbildliche Leistungen auf-
zuweisen hat, wird als erste Anstalt dieser Art einen Dozenten anstellen, dessen
Tätigkeit ausschließlich der mündlichen Erläuterung der Sammlungsgegenstände
gewidmet sein wird. Das Bulletin des Museums vom April 1907, Nr. 25, schreibt
darüber:
Mündliche Aufklärung über die Sammlungen ist bis jetzt noch nicht als eine
derjenigen Pflichten eines Museums anerkannt worden, die ihm dem Publikum
gegenüber obliegen. Etiketten und Kataloge sind für die Besucher im allge-
meinen, das gesprochene Wort blieb für die Studierenden vorbehalten. Um die
Aufgaben der öffentlichen Kunstsammlungen als Bildungsinstitute restlos zu er-
füllen, bedarf es weitester Anwendung beider Methoden. Eine Führung leidet
nicht unter manchen derjenigen Beschränkungen in der Belehrung, die einem ge-
druckten Führer anhaften. Ein Zettel oder ein Buch kann keine Fragen beant-
worten, und seine Lektüre erfordert Zeit und Mühe, die besser dem Anschauen
der Gegenstände selbst zugute kämen. Die Vermehrung mündlicher Erläuterung
in Kunstsammlungen in den letzten Jahren, bei uns wie auswärts, beweist, wie
lebhaft das Interesse an Veranstaltungen dieser Art ist. Ein wichtiger Teil der
Verhandlungen auf dem Kongreß europäischer Museumsbeamter zu Mannheim
WS galt den Berichten über die Schülerführungen, die während der vergangenen
Jahre in deutschen Museen abgehalten worden waren.
Das Gebiet solcher Darbietungen zu erweitern mag dadurch gelingen, daß
man sie unter noch liberaleren Bedingungen gewährt. Ein Schritt vorwärts hierzu
bedeutet es, wenn man die Führung von Besuchern in den Sammlungen zur
Sonderaufgabe eines Museumsbeamten macht, der den Titel Dozent führt. Der
Dozent soll jedem Besucher Auskunft geben über einen Teil oder die Gesamtheit
des Museums. Besucher, die einen bestimmten Gegenstand verfolgen, sollen da-
bei unterstützt werden; wer das ganze Museum bei einem Besuch zu sehen
wünscht, soll ohne Zeitverlust zu den wichtigsten Stücken geführt werden; wer
sich für die neuen Erwerbungen interessiert, wird von dem Dozenten jede, auch
noch nicht veröffentlichte Information erhalten.
Wir zweifeln nicht daran, daß der »Museumsdozent« (Garrick M. Borden, zur-
zeit Assistent des Sekretärs) in seinem neuen Amt Gutes und Nützliches leisten
wird; möchte seine Tätigkeit auch bei uns bald zu ähnlichen, weitsichtigen und
weitherzigen Unternehmungen Anlaß geben. E. H.
Denkmalpflege und Museum. In Bremen hat in neuester Zeit auf dem Ge-
biete der Denkmalpflege ein Ereignis stattgefunden, das der Beachtung würdig
Notizen
NOTIZEN
Ein Dozent für Museumsführungen. Das Museum of Fine Arts zu Boston,
das schon in mancherlei Fragen der Museumstechnik vorbildliche Leistungen auf-
zuweisen hat, wird als erste Anstalt dieser Art einen Dozenten anstellen, dessen
Tätigkeit ausschließlich der mündlichen Erläuterung der Sammlungsgegenstände
gewidmet sein wird. Das Bulletin des Museums vom April 1907, Nr. 25, schreibt
darüber:
Mündliche Aufklärung über die Sammlungen ist bis jetzt noch nicht als eine
derjenigen Pflichten eines Museums anerkannt worden, die ihm dem Publikum
gegenüber obliegen. Etiketten und Kataloge sind für die Besucher im allge-
meinen, das gesprochene Wort blieb für die Studierenden vorbehalten. Um die
Aufgaben der öffentlichen Kunstsammlungen als Bildungsinstitute restlos zu er-
füllen, bedarf es weitester Anwendung beider Methoden. Eine Führung leidet
nicht unter manchen derjenigen Beschränkungen in der Belehrung, die einem ge-
druckten Führer anhaften. Ein Zettel oder ein Buch kann keine Fragen beant-
worten, und seine Lektüre erfordert Zeit und Mühe, die besser dem Anschauen
der Gegenstände selbst zugute kämen. Die Vermehrung mündlicher Erläuterung
in Kunstsammlungen in den letzten Jahren, bei uns wie auswärts, beweist, wie
lebhaft das Interesse an Veranstaltungen dieser Art ist. Ein wichtiger Teil der
Verhandlungen auf dem Kongreß europäischer Museumsbeamter zu Mannheim
WS galt den Berichten über die Schülerführungen, die während der vergangenen
Jahre in deutschen Museen abgehalten worden waren.
Das Gebiet solcher Darbietungen zu erweitern mag dadurch gelingen, daß
man sie unter noch liberaleren Bedingungen gewährt. Ein Schritt vorwärts hierzu
bedeutet es, wenn man die Führung von Besuchern in den Sammlungen zur
Sonderaufgabe eines Museumsbeamten macht, der den Titel Dozent führt. Der
Dozent soll jedem Besucher Auskunft geben über einen Teil oder die Gesamtheit
des Museums. Besucher, die einen bestimmten Gegenstand verfolgen, sollen da-
bei unterstützt werden; wer das ganze Museum bei einem Besuch zu sehen
wünscht, soll ohne Zeitverlust zu den wichtigsten Stücken geführt werden; wer
sich für die neuen Erwerbungen interessiert, wird von dem Dozenten jede, auch
noch nicht veröffentlichte Information erhalten.
Wir zweifeln nicht daran, daß der »Museumsdozent« (Garrick M. Borden, zur-
zeit Assistent des Sekretärs) in seinem neuen Amt Gutes und Nützliches leisten
wird; möchte seine Tätigkeit auch bei uns bald zu ähnlichen, weitsichtigen und
weitherzigen Unternehmungen Anlaß geben. E. H.
Denkmalpflege und Museum. In Bremen hat in neuester Zeit auf dem Ge-
biete der Denkmalpflege ein Ereignis stattgefunden, das der Beachtung würdig