Thurnwald, Über Völkerkundemuseen, ihre wissenschaftlichen Bedingungen und Ziele. 205
lieh und politisch wichtiger Informationen könnte auf diesem Wege gewonnen werden;
2. die dauernde Delegierung wissenschaftlicher Forscher in einem Gebiet oder
Gebietskomplex für ähnliche Zwecke wie die »Korrespondenten «. Solche
»wissenschaftlichen Agenten« für weitere Gebiete könnten mit den »Korrespon-
denten« in Fühlung bleiben, wären aber besonders da am Platze, wo geeignete
Korrespondenten fehlen und wo vor allem eine rationelle und eingehende Erfor-
schung wünschenswert ist.
Es wurde versucht, die Orientierung für die Art des Sammelns, des Reisens
und der ganzen ethnologischen »Feldarbeit« an der Hand einer allgemeinen Orien-
tierung über die Aufgaben, Ziele und Zusammenhänge der ethnologischen Forschung
mit anderen Disziplinen und dem Leben des Tages zu gewinnen. Damit werden auch
die musealen Bedürfnisse bestimmt. Denn das Museum steht im Dienste der Wissen-
schaft, nicht diese darf im Dienste des Museums stehen. Sie sind berufen, ein-
ander gegenseitig zu befruchten.
Im folgenden soll versucht werden darzulegen, wie die Ergebnisse des Sammelns
und Forschens zur Darstellung gebracht und verwertet werden können.
II. Verarbeitung und Darstellung des völkerkundlichen
Materials.
Die Ergebnisse des Sammelns und Forschens sollen der Wissenschaft und den
Interessenten der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Befassen wir uns
zunächst mit den Sammlungen der Gegenstände — denn auch Gewohnheiten be-
stimmter Art, Sagen, Lieder, Texte usw. können ja »gesammelt« werden.
Das Katalogisieren und Inventarisieren wird nicht überall gleich gehalten.
Vielfach, wiez. B. in den amerikanischen Museen, werden nur die Bezeichnung und kurze
Angaben über den betreffenden Gegenstand eingetragen, und nur dann eine kleine
flüchtiges kizzenhafte Zeichnung beigesetzt, wenn es sich um etwas Besonderes handelt.
Jeder Gegenstand erhält ja seine Nummer, und so ist eine Verwechslung ausgeschlossen.
Andernorts wurden von den Gegenständen ausführliche Zeichnungen auf Zetteln
und weit über die sachlichen Angaben des Sammelns selbst hinausgehende Beschrei-
bungen der Gegenstände angefertigt, gleichsam als wäre durch eine anatomische
Behandlung der ethnologischen Objekte über diese selbst etwas zu ermitteln, ja die
erschöpfende Beschreibung der Objekte wurde als das Ziel ethnographischer Forschung
gepriesen. Will man aber eine so genaue Katalogisierung, die soviel Zeit und Mühe
beansprucht, so wäre es kraftökonomischer dafür nicht wissenschaft-
liche, sondern Schreiber- oder Zeichnerkräfte zu verwenden, wie in den ameri-
kanischen Museen für die ganze technische Katalogisierungsarbeit.
Die ethnographischen Gegenstände sind keine Knochen, und die erschöpfende
Beschreibung derselben kann uns nicht über einen gewissen Punkt hinaus fördern.
Museumskunde. VIU, 4.
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lieh und politisch wichtiger Informationen könnte auf diesem Wege gewonnen werden;
2. die dauernde Delegierung wissenschaftlicher Forscher in einem Gebiet oder
Gebietskomplex für ähnliche Zwecke wie die »Korrespondenten «. Solche
»wissenschaftlichen Agenten« für weitere Gebiete könnten mit den »Korrespon-
denten« in Fühlung bleiben, wären aber besonders da am Platze, wo geeignete
Korrespondenten fehlen und wo vor allem eine rationelle und eingehende Erfor-
schung wünschenswert ist.
Es wurde versucht, die Orientierung für die Art des Sammelns, des Reisens
und der ganzen ethnologischen »Feldarbeit« an der Hand einer allgemeinen Orien-
tierung über die Aufgaben, Ziele und Zusammenhänge der ethnologischen Forschung
mit anderen Disziplinen und dem Leben des Tages zu gewinnen. Damit werden auch
die musealen Bedürfnisse bestimmt. Denn das Museum steht im Dienste der Wissen-
schaft, nicht diese darf im Dienste des Museums stehen. Sie sind berufen, ein-
ander gegenseitig zu befruchten.
Im folgenden soll versucht werden darzulegen, wie die Ergebnisse des Sammelns
und Forschens zur Darstellung gebracht und verwertet werden können.
II. Verarbeitung und Darstellung des völkerkundlichen
Materials.
Die Ergebnisse des Sammelns und Forschens sollen der Wissenschaft und den
Interessenten der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Befassen wir uns
zunächst mit den Sammlungen der Gegenstände — denn auch Gewohnheiten be-
stimmter Art, Sagen, Lieder, Texte usw. können ja »gesammelt« werden.
Das Katalogisieren und Inventarisieren wird nicht überall gleich gehalten.
Vielfach, wiez. B. in den amerikanischen Museen, werden nur die Bezeichnung und kurze
Angaben über den betreffenden Gegenstand eingetragen, und nur dann eine kleine
flüchtiges kizzenhafte Zeichnung beigesetzt, wenn es sich um etwas Besonderes handelt.
Jeder Gegenstand erhält ja seine Nummer, und so ist eine Verwechslung ausgeschlossen.
Andernorts wurden von den Gegenständen ausführliche Zeichnungen auf Zetteln
und weit über die sachlichen Angaben des Sammelns selbst hinausgehende Beschrei-
bungen der Gegenstände angefertigt, gleichsam als wäre durch eine anatomische
Behandlung der ethnologischen Objekte über diese selbst etwas zu ermitteln, ja die
erschöpfende Beschreibung der Objekte wurde als das Ziel ethnographischer Forschung
gepriesen. Will man aber eine so genaue Katalogisierung, die soviel Zeit und Mühe
beansprucht, so wäre es kraftökonomischer dafür nicht wissenschaft-
liche, sondern Schreiber- oder Zeichnerkräfte zu verwenden, wie in den ameri-
kanischen Museen für die ganze technische Katalogisierungsarbeit.
Die ethnographischen Gegenstände sind keine Knochen, und die erschöpfende
Beschreibung derselben kann uns nicht über einen gewissen Punkt hinaus fördern.
Museumskunde. VIU, 4.
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