Reichgewordene wünschen ihr Laus noch im „französischen Stil"
erbaut zu sehen, oder, wenn es ein Landhaus ist, im „englischen".
Diese Leute ahnen noch nicht, was wir in Deutschland selbst be-
sitzen. Sie wissen noch nichts davon, daß sich der eigentliche Mittel-
punkt der architektonisch-kunstgewerblichen Bewegung heute in
Deutschland befindet, daß aufmerksame Beobachter des Auslandes
längst eifersüchtig auf unsere deutschen Erfolge aufgemerkt haben.
Sie wissen nicht, daß sich Frankreich seit zehn Jahren mit dem
Gedanken einer internationalen Kunstgewerbeausstellung beschäftigt
hat, die es aber aus Furcht, vom deutschen Kunstgewerbe geschlagen
zu werden, von Jahr zu Jahr verschoben und schließlich ganz auf-
gegeben hat. Sie wissen nicht, daß unsere architektonischen und kunst-
gewerblichen Zeitschriften, die mit Eifer und Überzeugung stets das
Beste der neueren Leistungen bringen, in den letzten zehn Jahren
eins Verbreitung über die ganze Welt gefunden haben und von
der Jugend aller Völker aufs eifrigste studiert werden.
Das, was Deutschland hier wirklich geleistet hat,
muß jetzt jeder Deutsche erkennen und richtig einschätzen,,
wenn die große nationale Erhebung, in deren Mitte
wir stehen, für unsere Zukunft auch in der Kunst ihre
Früchte tragen soll.
s *
Unmittelbar, nachdem der durch Jahrzehnte heiß ersehnte Zu-
sammenschluß der deutschen Staaten zum Deutschen Reiche erfolgt
war, setzte auch künstlerisch ein neuer Antrieb, namentlich in der
Architektur und dem Kunstgewerbe ein. Allerdings vielleicht zu-
nächst noch nicht auf der rechten Grundlage. Es wurde zwar
damals eine nationale Kunst erstrebt, aber man sah das Nationale
noch nicht darin, worin es wirklich liegt. Man griff zurück auf
denjenigen historischen Stil, den man für den nationaldeutschesten
hielt, dis deutsche Renaissance. So kam nur ein zweiter Aufguß
zustande, und die Resultate waren demgemäß durchaus bedingter
Art. Eines aber wurde durch dieses Zurückgreifen auf die Zeit
der klassischen Landwerksblüte erreicht: man eroberte den ganzen
Apparat an Kunsthandwerkstechniken zurück, an denen jene Periode
Murhesius, Die Zukunft der deutschen Form 2 1/
erbaut zu sehen, oder, wenn es ein Landhaus ist, im „englischen".
Diese Leute ahnen noch nicht, was wir in Deutschland selbst be-
sitzen. Sie wissen noch nichts davon, daß sich der eigentliche Mittel-
punkt der architektonisch-kunstgewerblichen Bewegung heute in
Deutschland befindet, daß aufmerksame Beobachter des Auslandes
längst eifersüchtig auf unsere deutschen Erfolge aufgemerkt haben.
Sie wissen nicht, daß sich Frankreich seit zehn Jahren mit dem
Gedanken einer internationalen Kunstgewerbeausstellung beschäftigt
hat, die es aber aus Furcht, vom deutschen Kunstgewerbe geschlagen
zu werden, von Jahr zu Jahr verschoben und schließlich ganz auf-
gegeben hat. Sie wissen nicht, daß unsere architektonischen und kunst-
gewerblichen Zeitschriften, die mit Eifer und Überzeugung stets das
Beste der neueren Leistungen bringen, in den letzten zehn Jahren
eins Verbreitung über die ganze Welt gefunden haben und von
der Jugend aller Völker aufs eifrigste studiert werden.
Das, was Deutschland hier wirklich geleistet hat,
muß jetzt jeder Deutsche erkennen und richtig einschätzen,,
wenn die große nationale Erhebung, in deren Mitte
wir stehen, für unsere Zukunft auch in der Kunst ihre
Früchte tragen soll.
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Unmittelbar, nachdem der durch Jahrzehnte heiß ersehnte Zu-
sammenschluß der deutschen Staaten zum Deutschen Reiche erfolgt
war, setzte auch künstlerisch ein neuer Antrieb, namentlich in der
Architektur und dem Kunstgewerbe ein. Allerdings vielleicht zu-
nächst noch nicht auf der rechten Grundlage. Es wurde zwar
damals eine nationale Kunst erstrebt, aber man sah das Nationale
noch nicht darin, worin es wirklich liegt. Man griff zurück auf
denjenigen historischen Stil, den man für den nationaldeutschesten
hielt, dis deutsche Renaissance. So kam nur ein zweiter Aufguß
zustande, und die Resultate waren demgemäß durchaus bedingter
Art. Eines aber wurde durch dieses Zurückgreifen auf die Zeit
der klassischen Landwerksblüte erreicht: man eroberte den ganzen
Apparat an Kunsthandwerkstechniken zurück, an denen jene Periode
Murhesius, Die Zukunft der deutschen Form 2 1/