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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Zur Ausstellung der deutschen Photogravur-Aktiengesellschaft in Siegburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0101
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ZUR AUSSTELLUNG DER

DEUTSCHEN PHOTOGRAVUR-AKTIEN-GESELLSCHAFT IN SIEGBURG
im Württembergischen Kunstgewerbeverein in Stuttgart

wird uns von Seiten des Repräsentanten für Württemberg, Herrn J. P. Sc hl ei dt, geschrieben:
Im Juli vorigen Jahres hatte die Deutsche Photogravur-Aktien-Gesellschaft in Siegburg bei Köln
in den Räumen des Württembergischen Kunstgewerbevereins im Königl. Landesgewerbemuseum
eine Ausstellung veranstaltet, deren nach neuem patentiertem Verfahren hergestellten Photogravur-
Drucke allgemeines Interesse erregt haben.

Die Firma hat nun für die vorliegende Nummer der „Mitteilungen" eine Kunstbeilage zur Ver-
fügung gestellt und zwar eine Reproduktion des Bildes van Dyck: „Die Kinder Karls I."

Zu der von der Deutschen Photogravur-Aktien-Gesellschaft angewandten Druckart ist zunächst
zu bemerken, daß es sich um Herstellung von Kupferdrucken mittels Rotationsdruckmaschinen
handelt. Als das vornehmste Verfahren zur Vervielfältigung von künstlerischen Originalen der ver-
schiedensten Art, wie Oelgemälden, Aquarellen, Tusch- und anderen Zeichnungen etc., darf wohl
die Gravüre bezeichnet werden, für welche am Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
die Photographie dienstbar gemacht wurde. Satte sammetartige Tiefe und Weichheit der Tonab-
stimmungen gelten als die besonderen Vorzüge der auf diese Weise hergestellten Drucke, „der
Photogravüre".

Das ursprüngliche Verfahren ist nicht ganz einfach, denn, obgleich die Druckform in einer
Maschine gedruckt wird, muß das Anfärben derselben von der Hand des Druckers geschehen und
erfordert also ein gewisses Kunstverständnis von dieser Seite. Es ist daher ohne weiteres klar,
daß, je größer die Platte wird, um so zeitraubender auch die Arbeit des Druckers werden muß.
Die Anzahl der an einem Tag hergestellten Drucke ist daher beschränkt und beträgt bei kleinen
Formaten 300 bis 500 Drucke, welche Zahl bei großen Formaten bis auf 20 sinken kann. Es ist
daher nicht zu verwundern, daß die immer weiter fortschreitende Technik darnach strebte, sich
von dieser Handarbeit des Druckers zu befreien. Lange Zeit brachten diese Versuche keinerlei
Erfolge und erst neuerdings gelang es, infolge der Patente von E. Rolffs und Dr. Mertens, Drucke
der Photogravüre auf rein maschinellem Wege zu bewerkstelligen. Dabei ist die hiezu verwandte
Maschine so eingerichtet, daß die Größe der Druckform auf die Leistung der Maschine keinen
hindernden Einfluß hat, so daß sie in kürzester Zeit die größten Mengen liefern kann.

Es ist auf diese Weise gelungen, das vornehmste Druckverfahren auch für Massenauflagen
brauchbar zu machen, wie dies die verschiedensten auf vorgenannter Ausstellung gesehenen Kunst-
drucke, Plakate, Ansichtskarten, Menüs etc. etc. bewiesen haben.

Da sich nunmehr in einer Stunde von einer Druckform 1000 bis 2000 und mehr Abdrücke
herstellen lassen, so stellt sich natürlich auch der Preis erheblich billiger als bei den mit Hilfe der
Handdruckpresse hergestellten Photogravüren und daraus ergibt sich von selbst, daß dies neue
Verfahren sich bei Massenauflagen besonders lohnt. Die für dieses Heft gelieferte Auflage von
1350 Bildern ist, wie mir meine Firma mitteilt, in einer halben Stunde gedruckt worden. Im Verein
mit diesen Zahlenangaben ist die gebotene Reproduktion selbst der beste Beweis für den Wert
des zum Druck angewandten Verfahrens.

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