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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0144
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WÜRTTEMBERGISCHE KUNSTCHRONIK

OKTOBER, NOVEMBER, DEZEMBER 1907.

Im Landesgewerbemuseum fand von Mitte Oktober ab eine Plakataus-
stellnng statt, zu der große graphische Anstalten und Geschäftsfirmen Deutsch-
lands, Oesterreichs und Italiens die Beiträge geliefert haben. Diese Plakate
gaben einen guten Ueberblick über den derzeitigen Stand der Plakatkunst,
da man nach Tunlichkeit das künstlerisch Wertvollste, die Erzeugnisse einer
Kunstanstalt oder die Reklamen verwandter Branchen beieinander gelassen
hat; eine kleinere Unterabteilung orientierte gleichzeitig über die internationale
Plakatkunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wie über die bei Plakaten
gebräuchlichsten technischen Varianten, Gleichzeitig befand sich in der
König-Karl-Halle eine auf vier Wochen berechnete Visitenkartenausstellung,
mit der zum erstenmal ein den Exlibris verwandtes Gebiet kleiner graphischer
Kunstwerke vorgeführt wird. In der Hauptsache waren es aus dem Besitz
eines bekannten Wiener Privatsammlers stammende künstlerische Visitenkarten
aus der Zeit unserer Großeltern und Urgroßeltern, daneben die nüchternen
modernen Erzeugnisse.

Am 13. Oktober fand die Grundsteinlegung zu der von Professor Th. Fischer
zu erbauenden Erlöserkirche in Stuttgart statt.

Mitte Oktober wurden in Pfullingen die von Privatier Laiblin seiner
Vaterstadt geschenkten Pfullinger Hallen eröffnet, die der Pflege des
Schönen und Edlen eine künstlerische Heimstätte schaffen sollen. Der
diesen Gedanken verwirklichte, schrieb der „Schwäbische Merkur", ist Pro-
fessor Theodor Fischer in Stuttgart. Das Haus enthält zwei Säle, die bei
besonderen Anlässen zu einem vereint werden können. In dem der Pflege
leiblicher Kraft und Schönheit gewidmeten, nach Angabe von Professor Keßler
in Stuttgart zweckmäßig ausgestatteten Turnsaal hat Fischer die Konstruktion
deutlich gezeigt und betont, gleichsam den Menschen anzuspornen, mit gleichem
Ernst seine Muskeln in Zucht zu nehmen und zu stählen; im Konzert- oder
Festsaal schaffen die unvergleichlich schönen Raumverhältnisse Sammlung,
selbstlos verzichtet der Künstler, sich anders als durch sie fühlbar zu machen.
Der sehr hohe, von einer flachen Decke begrenzte Raum empfängt zu beiden
Langseiten durch unter der Decke angebrachte quadratische Fenster Tages-
licht; den durch eine breite, ruhige Fläche davon getrennten Sockel gliedern
die Türen, die, an der einen Seite ins Freie, an der anderen in eine luftige
Vorhalle führend, herrliche Ausblicke in die Landschaft gewähren, die be-
stimmend auf den ganzen Bau eingewirkt hat. Das Podium mit seiner gerad-
linigen Bühnennische gliedert die breite der Raum ist nahezu würfel-
förmig — Hauptwand; an der gegenüberliegenden läßt eine eiförmig aus-
laufende, entfernbare Verschalung gegen den Turnsaal die Mauerfläche nur
als herrlich geschwungene Nische stehen. Diese großen ruhigen Flächen sind
einzig und allein durch die Farbe belebt und gegliedert, die am Sockel mit
einer bläulichen Kachelverkleidung einsetzt. Bauherr und Baumeister hatten
 
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