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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Literarische Neuheiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0157
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

diesen Gegenständen eröffnet Weber seine Betrachtungen, wobei er mit Recht unkritische Bezeich-
nungen, wie die Zurückführung des sogenannten Brotschrankes der heiligen Elisabeth auf diese
Thüringische Landgräfin, zurückweist. Die wertvollsten Stücke bewahrt die Rüstkammer, wie die
guten deutschen Harnische des Nürnbergers Kunz Lochner oder namentlich den herrlichen Harnisch
des französischen Königs Heinrich II.; ihnen ist auch in Wort und Bild ganz richtig ein breiter
Raum reserviert. Für Württemberg wird namentlich das schöne freiherrlich von Bemmelbergsche
Geschützrohr des tüchtigen Ulmer Stuck- und Glockengießers Wolff Neidhardt von Interesse sein.—
Das meiste, was wir sonst heute auf der Wartburg antreffen, kam erst während der Renovation
durch den Sammeleifer des früheren Großherzogs hinzu, darunter manches sehr wertvolle Museums-
objekt, wie einige, allerdings offenbar ziemlich stark arrangierte, alte Schränke; aber auch einige
mehr problematische Objekte, wie die Tür in der Südwand des Rüstsaales, deren Gotik sich bei
noch weiterer Nachprüfung wohl als ein Erzeugnis der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweisen
dürfte. Nebenbei bemerkt gehört der sogenannte ..Hirsvogelkrug'' — nach Walcher von Moltheims
Untersuchungen wäre dieser nichtssagende Händlerausdruck doch schon durch die nähere richtige
Präzisierung zu ersetzen — nicht zu den Steinzeugobjekten, sondern zur weichen Hafnerkeramik.
Am glücklichsten ist Weber bei der Behandlung der „hohen" Kunst, namentlich der schönen alten
plastischen Werke alter Holzschneidekunst und der guten Renaissance-Tafelbilder. Aber auch die
Wandmalerei des 19. Jahrhunderts findet einen feinsinnigen und wohlorientierten Interpreten.
Ueberall wird das Wort durch ausgezeichnete Abbildungen unterstützt, so daß wir alle Ursache
haben, uns über die neueste Arbeit Webers, der auch sonst auf schwerem Posten in einer heute
leider wenig kunstfreundlichen Umgebung durchaus vernünftige Grundsätze vertritt, herzlich zu
freuen. G. E. P.

DEUTSCHE MALEREI DES 19. JAHRHUNDERTS, einhundert farbige Reproduktionen nach Ge-
mälden (vollständig in 20 Lieferungen zum Abonnementspreis von je 2 Mark), Verlagsbuchhandlung
E. A. Seemann in Leipzig.

Ein Gegenstand der Bewunderung bleibt nach wie vor die Technik des Dreifarbendruckes, die
eine farbengetreue Wiedergabe jedes beliebigen Gemäldes ermöglicht. Die Pflege dieses neuen
Kunstzweiges hat sich ganz besonders die Verlagsbuchhandlung E. A. Seemann in Leipzig zur Auf-
gabe gemacht, und ihre bisherigen Publikationen sind längst bis in die weitesten Kreise unseres
kunstliebenden Publikums gedrungen. Seit Anfang dieses Jahres tritt sie abermals mit einer neuen
Sammlung auf den Plan, die den Titel führt: „Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts", einhundert
farbige Reproduktionen nach Gemälden (vollständig in 20 Lieferungen zum Abonnementspreis von
je 2 Mark). Das Werk beabsichtigt einen Ueberblick darüber zu geben, was seit Beginn des
19. Jahrhunderts auf dem Gebiete der Malerei in Deutschland geleistet worden ist. Es werden also
auch Künstler vertreten sein, deren künstlerische Tätigkeit um Jahrzehnte zurückliegt, deren Ar-
beiten aber unverdient vergessen sind, denn auch unter ihnen befinden sich Perlen der Malerei,
die in der neuen Sammlung mit Recht ans Licht gezogen werden. Ohne jede Einseitigkeit wird
die Bilanz deutschen Schaffens im vorigen Jahrhundert gezogen, und wir finden in dem soeben
erschienenen ersten Hefte neben den bekannten Namen wie Hasemann, Feuerbach und Klinger
auch weniger gehörte, wie die von Burnitz und Schuch. Die „Schwarzwälderin" von Hasemann ist
von so viel gewinnender Anmut, daß sie mit Recht das neue Unternehmen einleitet, und ihm seinen
Stempel aufdrückt. Hieran reiht sich Feuerbachs berühmtes Kinderbild „Schlummerlied" aus dem
Leipziger Museum und eine schlichte wahrgesehene Landschaft ..Weiden am Bache" von Peter
Burnitz, die auf der Jahrhundert-Ausstellung allgemein bewundert wurde. Dann folgt Max Klingers
„Gesandtschaft" und in dem „Stilleben" von Charles Schuch, einem 1903 verstorbenen Maler, klingt
das Heft aus. Hervorgehoben sei noch, daß alle in der Sammlung wiedergegebenen Bilder zum
ersten Male farbig erscheinen und sich in den übrigen Unternehmungen der Verlagsbuchhandlung
nicht wiederholen. Dem Besitzer der vor einigen Jahren erschienenen Hefte „Hundert Meister der
Gegenwart" wird die „Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts" besonders willkommen sein, da sie
eine notwendige Ergänzung und ein historisches Supplement dazu bildet.
 
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