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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Heuss, Theodor: Hugo Eberhardt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0035
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Hugo Eberhardt. Landhaus Berberich, Heilbronn,

über die Wand betontes Giebeldach. Seine Träger sind offen gezeigt; auch
hier wieder das als Farbe so sympathische Material der Holzschindel. Mit
einem kleinen Blumenbalkon und Blumenbänken vor dem Eckfenster und der
oberen Loggia gibt das Haus einen entzückenden Anblick. Der Eingang ist
im Motiv alt, aber aufs glücklichste verwertet: er kriecht noch unter das Dach,
das sich auf ein paar eckige Säulen hinlegt.

Das Erbbauhaus Lautenschlager in Frankfurt a. M. ist auf einen andern
Ton gestimmt: Es ist ein Reihenhaus und dies verlangt die Zurückhaltung des
Architekten. Dem Lagerhaften der Landhäuser stellt sich hier ein entschiedenes
Betonen der Vertikalen an die Seite; sie isoliert das feine und ruhige Haus
von der derben und nicht so taktvollen Umgebung. -

Eberhardt hat im vorigen Jahr Frankfurt verlassen. Der Großherzog von Hessen
berief ihn als neuestes Glied seiner Künstlerkolonie zum Direktor der tech-
nischen Lehranstalten in Offenbach und schuf dem Künstler damit den rechten
Boden für seine Wirksamkeit. Denn mit dem Reichtum seiner Gestaltung, seiner
Sachlichkeit, seinem Sinn für zweckmäßige Materialausnutzung, mit all seiner
Frische und dem Draufgängertum seiner so erfolgreichen künstlerischen Lauf-
bahn, mag er ein Anreger und Förderer sein wie wenige. Aber wir wünschen,
daß darüber hinaus Aufgaben großen Stiles vor ihn treten möchten. Denn die-
jenigen, die die eigentlichsten Bauprobleme unserer Zeit mit neuem Geist und
neuer Form zu lösen vermögen, sind nicht zahlreich. Zu den wenigen aber,
die Führerkraft gewinnen können, gehört, scheint uns, dieser Künstler. Th. Heus.
 
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