Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

DOI Artikel:
H.-C., .../von: Heinrich Schickhardt der Baumeister von Herrenberg: zu seinem 350. Geburtstag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0142
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HEINRICH SCHICKHARDT
DER BAUMEISTER VON HERRENBERG.

ZU SEINEM 350. GEBURTSTAG.

Keinem zweiten der älteren Baumeister Württembergs war es vergönnt, sich
in den Annalen der heimischen Baugeschichte einen gleichen Ehrenplatz zu
sichern, wie Heinrich Schickhardt, dem Baumeister von Herrenberg. Neben
zahlreichen Bauten, die sich als stumme Zeugen seines rastlosen Wirkens und
Schaffens auf uns vererbt haben, liefern Tagebücher, Pläne, Zeichnungen und
Ueberschläge einen sprechenden Beweis von der erstaunlichen Vielseitigkeit
und seltenen Begabung dieses Mannes, der, man kann es mit voller Berech-
tigung sagen, die Seele und Triebfeder der gesamten Bautätigkeit jener Zeit
in Württemberg war. Mit welcher Begeisterung ihn alles das erfüllte, was
mit Messen und Rechnen zusammenhing, dafür zeugt der Spruch, den er noch
in spätem Alter getan: „ Arithmetica, die allerschenneste Kunst in der gantzen
Welt." —

Heinrich Schickhardt wurde am 5. Februar 1558 in der jetzigen württem-
bergischen Oberamtsstadt Herrenberg geboren. Während sich sein Großvater
besonders durch die Herstellung der kunstvoll geschnitzten Chorstühle der
Herrenberger Kirche in seiner engeren Heimat einen Namen erwarb und sein
Vater als tüchtiger Schreinermeister am Orte zu Ansehen und Wohlstand ge-
langte, verriet Heinrich Schickhardt schon früh eine außerordentliche Begab-
ung für Feldmeß- und Baukunst, wodurch er einst weit über die Grenzen
seiner Vaterstadt und seines Heimatlandes bekannt werden sollte. Ueber
seine Jugendjahre läßt sich nichts Näheres feststellen; nur so viel ist aus
seinen eigenen Aufzeichnungen bekannt, daß er im Jahre 1578 zu dem herzog-
lichen Baumeister Georg Beer kam und diesem 1581 an der „Visierung" zum
Neuen Lusthaus geholfen hat. Aber schon 1579 erbaute er selbständig das
Schloß Stammheim OA. Ludwigsburg und im darauffolgenden Jahre das zu
Mötzingen OA. Herrenberg, sowie zwei Häuser in Stuttgart. — 1584 heiratete
er zu Herrenberg, wurde kurz darauf daselbst in den Magistrat gewählt und
scheint sich bis 1590 in seiner Vaterstadt aufgehalten zu haben. Im gleichen
Jahre nahm er wieder Dienste bei Beer, mit welchem zusammen er, von
Herzog Ludwig berufen, die durch Feuersbrunst vernichtete Stadt Schiltach
neu aufbaute, um dann im Jahre 1593 seinem Lehrmeister Beer bei dem Bau
des collegium illustre in Tübingen mitzuhelfen. — Zu gleicher Zeit, vermut-
lich mit dem Regierungsantritt des Herzogs Friedrich, wurde er zum herzog-
lichen Baumeister ernannt und erhielt 1596 von diesem in Stuttgart den Bau-
platz zu einem Haus samt Materialien zum Neubau angewiesen. In die
nächsten Jahre fallen mehrere Schloßbauten in Schwaben und im Elsaß, sowie
andere Werke, wie der Bau der Kirche in Grüntal OA. Freudenstadt und die
Einrichtung des Bades Boll OA. Göppingen. - Eine treffliche Gelegenheit,
die bisher durch seine praktische Bautätigkeit erworbenen Kenntnisse zu er-
weitern und durch klassische Muster zu beleben, boten unserem Schickhardt
seine beiden nach Italien unternommenen Reisen in den Jahren 1598 und 1599.
 
Annotationen