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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Einen lebhaften Appell zugunsten der Kgl. Staatssammlung vaterländischer Altertümer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0147
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Kgl. Staatssammlung vaterländischer Altertümer.

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außer den räumlichen Mängeln seiner Unterbringung auch der erst neuerdings aner-
kannte Mangel an wissenschaftlichem und technischem Personal und besonders die
durch eine Personalunion herbeigeführte Vereinigung mit dem Landeskonservatorium.
Das Konservatorium, das immer nur im Nebenamt versehen wurde, zehrt seit Jahren
von der Altertumssammlung geistig und finanziell. Die Denkmalpflege, in der bis
jetzt auch der junge Heimatschutz inbegriffen ist, eine Sisyphusarbeit im Verborgenen,
hat sich gewaltig ausgedehnt. Sie stellt die Anforderungen des Tages, die ohne
Verzug befriedigt werden müssen; die Sammlung kann warten. Die Inventarisation
und Aufnahme der Kunst- und Altertumsdenkmäler des Landes, ein wissenschaftliches
Lebenswerk, nimmt seit 20 Jahren jede verfügbare Minute des jeweiligen Konser-
vators in Anspruch. So ist es gekommen, daß die Staatssammlung noch immer nicht
katalogisiert und darum auch nicht wissenschaftlich durchgearbeitet und systematisch
aufgestellt und ausgebaut ist; sie hat nur ein Zuwachsverzeichnis, einen Führer und
ein gedrucktes Katalogheft für die Altertümer des Frühmittelalters, das von 1883
datiert! Ein Zustand, der einer Staatssammlung allerdings nicht würdig ist.

Die Altertumssammlung ist die älteste von allen württembergischen Staatssamm-
lungen; denn in ihrem Kern ist sie die alte herzogliche Kunstkammer, von der auch
das Naturalienkabinett abgezweigt ist. Sie hätte ein schwäbisches Nationalmuseum,
ein Ehrentempel des Fürstenhauses, Heeres und Volkes werden können und sollen.
Jetzt hat sie mit allen ihren Schätzen, die von den Fachleuten hochgepriesen werden,
noch nicht einmal einen Stern im Bädeker. Sie zählt zwar rund 35 000 Besucher
im Jahr. Aber volksbeliebt ist sie noch immer nicht. Selbst die Stadt Stuttgart
hat erst im letzten Jahre angefangen, sie zu unterstützen, dann aber freilich glänzend,
durch Uebernahme der Hauptkosten für die Ausgrabung des Römerkastells in Cannstatt.
Aber sie betrachtet immer noch nicht die Sammlung als ihr historisches Museum.

Staatliche Bauplätze werden frei, werden verkauft, werden anderen idealen Zwecken
eingeräumt. Für das Museum der württembergischen Geschichte und der schwäbischen
Kulturgeschichte aber wird in absehbarer Zeit kein Bauplatz mehr zu bekommen
sein in der Verkehrslage, die für eine solche Anstalt unerläßlich ist. Und ein histo-
risches Gebäude, wie etwa das Alte Schloß, steht nicht zur Verfügung."
 
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