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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Württembergische Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0148
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WÜRTTEMBERGISCHE KUNSTCHRONIK

JANUAR, FEBRUAR, MÄRZ 1909.

Das Landesgewerbemuseum war die erste Anstalt, die im vorigen Jahr auf
die künstlerische Besuchskarte in einer besonderen Ausstellung hinwies und dadurch
den Anstoß gab, diesen kleinen graphischen Erzeugnissen, in denen sich in früheren
Zeiten so viel liebenswürdige Kunst konzentrierte, wieder die allgemeine Aufmerk-
samkeit zuzuwenden. Kurz darauf setzte das Leipziger Buchgewerbemuseum die
Aktion weiter fort, indem es ein großes Preisausschreiben für moderne künstlerische
Besuchskarten veranstaltete, deren Ergebnisse zu Anfang des Jahres auf die Dauer
von drei "Wochen im Landesgewerbemuseum zur Vorführung gelangten. Namentlich die
Entwürfe für die Besuchskarte der Kronprinzessin Cäcilie von Preußen, sowie der
Prinzessin Johann Georg von Sachsen haben viel Interesse erregt.

Im Altertumsverein zu Ellwangen hält am 5. Januar Professor Schneider einen
Vortrag über „Malerei der Barockzeit in Ellwangen und Umgebung" unter Berück-
sichtigung der interessanten und zu wenig gekannten "Wand- und Deckengemälde in
der dortigen evangelischen Kirche, sowie in der "Wallfahrtskirche auf dem Schönen
Berg und in der Marienkapelle des benachbarten Zöbingen.

Mitte Januar veranstaltet der "Württembergische Kunstgewerbeverein im
Landesgewerbemuseum eine Ausstellung der Staatlichen Kunstgewerbeschule Hamburg
(Schülerarbeiten — Plastiken in Holz, Bronze, Antragarbeit, Bucheinbände, Stickereien,
Edelmetallarbeiten).

Die Akademie der bildenden Künste in Stuttgart zählte im "Winterhalbjahr
122 Studierende (gegen 123 im vorjährigen "Wintersemester).

In der Gemäldegalerie im Museum der bildenden Künste hat im Januar wieder
einer der Säle der modernen Abteilung und zwar derjenige, der dem vor einigen
Jahren von Professor Pankok neugestalteten Saal unmittelbar vorgelagert ist (X), eine
■ neue Ausstattung erhalten. Die künstlerische Arbeit war diesmal Professor Paul
Haustein übertragen. Bei der Ausführung haben sich eine Reihe einheimischer Firmen
Verdienste erworben. Gerson & "Wolff haben die gesamte Vertäfelung und die in
ihrer großzügigen Schlichtheit so überaus wirksamen Türrahmungen geliefert, Fried-
rich Rock hat die Malerarbeiten und die Flachdekoration an der Decke besorgt,
M. Schwinghammer die Stoff- und Tapezierarbeit und A. Bühler die Ausführung der
in Form und Farbe sehr vornehm wirkenden Sitzmöbel.

Bei der Suche nach Quellen für die beschlossene Wasserleitung in Nellingen stieß
man Mitte Januar in den sogenannten „Pfaffenwiesen" beim Nachgraben auf eine
mit gehauenen Sandsteinen eingefaßte quadratische Brunnenstube. Da an diese Wiese
die .,"Weileräcker" stoßen, die wohl ihren Namen von dem lateinischen „villa" haben,
so liegt die Vermutung sehr nahe, daß der Brunnen ein römischer Brunnen ist.
Diese Vermutung wird dadurch noch mehr verstärkt, daß in der Nähe die Römer-
straße vom Kastell in Köngen (Grenario) nach dem Kastell bei Cannstatt vorüberführt.

Unter den Kunstobjekten der Erlöserkirche in Stuttgart, die im November vorigen
Jahres eingeweiht wurde, sei der Orgel gedacht. Hörer und Spieler haben ihre Freude
an diesem klingenden Juwel. Professor H. Lang rühmt in seinem amtlichen Gutachten
die meisterhafte, mit künstlerischem Geschick durchgeführte, schöne und reiche
"Wirkungen auslösende Intonation des Werks und spricht den Orgelbaumeistern
Gebrüder Link in Giengen a. d. Br. dafür, daß sie sich mit dem in allen Teilen
gelungenen Instrument hier aufs trefflichste eingeführt haben, die verdiente rückhalt-
lose Anerkennung aus.
 
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