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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Gradmann, Eugen: Schmucksachen einer Württembergischen Prinzessin aus der Zeit des Dreissigjährigen Kriegs
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0204
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Schmucksachen einer württembergischen Prinzessin.

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Krone ist die Lebenskrone (und zugleich wohl die irdische Fürstenkrone der
Trägerin, wie im Monogramm der Prinzessin Antonia von Württemberg, Nichte
der Prinzessin Anna, an ihrem kabbalistischen Epitaphium zu Teinach). Der
Wahlspruch wird sich wohl in dem einen oder anderen Stammbuch der
Zeit finden. Geprägt könnte er sein von dem Hofprediger Joh. Val. Andreä.
Für unser modernes Empfinden hat das Kreuz der Trübsal in Brillanten
etwas Widersinniges; uns widerstrebt es überhaupt religiöse Sinnbilder als
Schmuck zu tragen. Darin dachten unsere hochkirchlich gesinnten Vorfahren
anders; sie liebten es, die Liebe und Verehrung für das Heilige in künstler-
ischer Form zur Schau zu tragen; besonders die Fürstinnen seit der Kaiserin-
mutter Helena. Das Brustkreuz der Prinzessin Anna ist eine Art von Ordens-
zeichen, seiner Bedeutung nach wohl passend in die Zeit des dreißigjährigen
Kriegs, ein „Symbolum" der Not und der Gesinnung jener Generation. Viel-
leicht ist es erst nach dem Friedensschluß entstanden. Wenigstens weist die
kunstgeschichtliche Prüfung auf diese Zeit. Dieses Schmuckstück, so kostbar
und fein gearbeitet es ist, zeigt nicht mehr die Formenfreude der Deutsch-
renaissance, sondern die Nüchternheit der Zeit nach dem großen Kriege, des
holländischen Geschmacks. . GraHma„n
 
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