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B. Die Ruine der Thermen.
Forschungsgeschichte, Beschreibung, Untersuchung und deren Ergebnisse.
Von Hermann Mylius.

I. Geschichte der Forschung.
Die Thermen von Badenweiler wurden im Jahre 1784 entdeckt. Über den Umfang ihrer
Freilegung gibt der am Schlüsse dieses Bandes veröffentlichte Ausgrabungsbericht, den
der damalige Minister Freiherr von Edelsheim seinem Landesherrn Markgrafen
Carl Friedrich erstattete, die beste Auskunft. Beschreibungen der Ausgrabungs-
geschichte sind in der Literatur mehrfach zu finden1); so können wir uns an dieser Stelle
mit einer kurzen Zusammenfassung begnügen (vgl. auch S. 136 f.).
An der Stelle der heutigen Ruine befand sich vor ihrer Entdeckung ein großer Trümmer-
haufen, kurzweg das ‘Gmür’ (Gemäuer) genannt, dessen wertvollere Bestandteile von
alters her bei größeren Bauten allenthalben Verwendung fanden. Als der Markgraf 1783
anläßlich seines Aufenthaltes in Badenweiler den Befehl gegeben hatte, das alte Amts-
haus für seinen eigenen Gebrauch als Quartier umzubauen, fiel dem Orte Müllheim die
Aufgabe zu, vom Sennbuck, wo das ‘Gmür’ lag, Steine herbeizuschaffen. Bei dieser Ge-
legenheit, im Anfänge des Jahres 1784, stieß man auf den östlichen Arm des großen
Dränagekanales (0 im Plan von Gmelin Texttaf. K), dessen wohlerhaltene Gewölbe die
Aufmerksamkeit des Ortspfarrers Gmelin erregten. Ihm ist es zu danken, daß der Stein-
raub unterbunden und der Fund höheren Ortes angezeigt wurde. Schon am 27. März legt
man „ein Badgemach“ frei, die Piscina Co (Taf. 1). Diese Entdeckung veranlaßte am
15. April eine Anordnung aus dem Geheimen Kabinett, „daß keine der unter dem Senn-
buck entdeckten oder noch zu entdeckenden Mauren demoliert, sondern mit vorsich-
tiger Aufräumung dieser kostbaren Ruinen fortgefahren werden solle“. Die Leitung
der nun folgenden systematischen Grabungen wurde dem Ingenieur G. W. von Weißen-
see übertragen, dem wir den ersten Aufnahmeplan (Texttaf. J) zu verdanken haben.
Schon im September müssen die Freilegungsarbeiten beendet gewesen sein. Zu dieser
Zeit erhält nämlich ein Werkmeister Weiß aus Grötzingen vom Minister Freiherrn von
Edelsheim den Auftrag, ein Schindeldach 2) über der Ruine zu errichten, wobei freilich
dieser zunächst mehr geschadet als genützt wurde; denn man hat „so barbarisch in diesem
Monument gehauset, daß man in Neapel und Bayern es ärger nicht hätte machen können“,
und der Minister Mühe hatte, „sich die Sachen wieder so vorzustellen, wie sie waren“.
Außer dem genannten Aufnahmeplan von Weißensee, dem bedeutendsten Dokument
aus der Zeit der Aufdeckung, entstehen schon bald darauf weitere zeichnerische Dar-

Vgl. Lörrach 82; Fundstätten 1, 164; Büchler 10. Zu den Abkürzungen vgl. das Abkürzungsverzeichnis auf S. 150.
2) Es handelt sich nicht um die jetzt über der Ruine befindliche Bedachung, die einer späteren Zeit entstammt.

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