Sprache und Bild
13
c) Orient
22 DALMAN, GUSTAF, Arbeit und Sitte in
Palästina. I. 1. u. 2. Jahreslauf und
Tageslauf, '28; II. Der Ackerbau. '32.
III. Von der Ernte zum Mahl. '33.
Gütersloh: Bertelsmann = Schriften
des Dt. Palästina Institutes 3, 1. u.
2., 5, 6.
D. hat eine Volkskunde des heutigen
Palästina geschrieben mit dem ausdrück-
lichen Zweck, aus dem, was lebend ge-
blieben ist, das Alte, schriftlich Über-
lieferte, zu deuten und zu erklären. Dabei
ergibt sich auch für das Nachleben der
Antike viel wichtiges Material. Neben der
Bibel werden die griechischen und latei-
nischen Schriftsteller, auch die jüdischen
Autoren antiker Zeit (Josephus), Talmud
und Midrasch ausgiebig herangezogen und
besprochen; es werden antike und jüdische
Bräuche parallelisiert, und sowohl auf das
alte Ägypten als auch auf das heutige
Griechenland und seine Bräuche wird
zurückgegriffen; es werden mittelalterliche
Geographen herangezogen, und auch dabei
ist die Frage des Nachlebens der alten Welt
eine der Kernfragen.
Eines der größten Verdienste der beiden
ersten Bände ist ihr reiches Material. Ich
verweise hier nur auf: Adonis, Adonis-
gärten und Barbarazweige, dionysische
Umzüge in Jerusalem, auf Königsopfer und
Regen, „Plapper“- oder Osterwasser, das
sich hier als ein ägyptischer Vegetations-
brauch zu entpuppen scheint; vor allem
aber ist auf das Material zu den „Masken“-
umzügen hinzuweisen, an denen vieles
bisher nicht deutbar war. Auch über den
Erntemai, das Begraben der letzten Garbe
— wir haben in Deutschland ein Begraben
der Fastnacht, der Kirmes — berichtet D.
Die Erde wird als „Mutter Erde“ aufgefaßt,
der Bodenertrag als ihre Schwangerschaft
und Geburt, der Regen als semen. Neben
diesen Äußerungen einer großen Gemein-
schaft der ackerbauenden Völker Europas
und speziell des Mittelmeeres finden sich
Erscheinungen, die durchaus eine Ent-
lehnung aus der antiken Zeit und ein Be-
wahren des entlehnten Gutes erweisen. Essei
hier nur auf die Kalenden und ihre Bräuche
hingewiesen. Der Brückenbau wurde von
den Römern übernommen. Die Sage vom
„Tod des großen Pan“, die sich in noch
lebenden deutschen Sagen widerspiegelt,
begegnet in der heutigen palästinensischen
Welt. Vieles wird als eine Entlehnung aus
Byzanz zu gelten haben; das Fest der
Kreuzerhöhung, der heilige Georg und
anderes weisen deutlich darauf hin, wäh-
rend die „Mückennetze“ als griechisches
Lehngut gelten. D. hat hie und da Be-
ziehungen aufzuzeigen versucht; mehr lag
nicht im Ziel der Arbeit. Nicht alles von
dem Lehngut, das die Antike der palästi-
nensischen Welt gegeben hat, erhielt sich
dort; so wie die römische Mühle wurde z.B.
auch die Sitte des Kranzes übernommen
und abgetan. Anderes blieb, doch hat es
sich ebenso wie anderswo gewandelt; die Be-
ziehungen der Pflanzen zu Göttern und He-
roen, die eine ältere Zeit kannte, werden
z. B. auf andere Gottheiten übertragen; so
tritt Maria für Astarte ein.
Der erste Doppelband behandelt in großer
Reichhaltigkeit das „bäurische Jahr“, und
den Tageslauf des Bauern. Der zweite und
dritte Band führt alle Tätigkeiten, die mit
dem Brot Zusammenhängen, mit vielen Er-
örterungen über die landwirtschaftlichen
Geräte vor. Jedes Kapitel stellt heutige Zeit
und Altertum einander gegenüber. Wenn
einmal, wie es im Plan des Werkes liegt,
die anderen land- und hauswirtschaftlichen
Tätigkeiten in gleicher Ausführlichkeit be-
sprochen worden sind, dann liegt uns ein
Grundwerk der Volkskunde vor. W. E. P.
II. SPRACHE UND BILD
1. Zauber und Weissagung
23 HARMJANZ, HEINRICH, Die deutschen
Feuersegen und ihre Varianten in Nord-
und Osteuropa. Ein Beitrag zur verglei-
chenden Segenforschung. Helsinki: Aka-
teeminen Kirjakauppa in Komm. '32.
192 S. = FFC. 103.
Die nach den Methoden der finnischen
Schule angelegte philologisch-kritische Un-
tersuchung geht ausführlicher auf die Rolle
der Hl. Agathe und die Satorformel im
13
c) Orient
22 DALMAN, GUSTAF, Arbeit und Sitte in
Palästina. I. 1. u. 2. Jahreslauf und
Tageslauf, '28; II. Der Ackerbau. '32.
III. Von der Ernte zum Mahl. '33.
Gütersloh: Bertelsmann = Schriften
des Dt. Palästina Institutes 3, 1. u.
2., 5, 6.
D. hat eine Volkskunde des heutigen
Palästina geschrieben mit dem ausdrück-
lichen Zweck, aus dem, was lebend ge-
blieben ist, das Alte, schriftlich Über-
lieferte, zu deuten und zu erklären. Dabei
ergibt sich auch für das Nachleben der
Antike viel wichtiges Material. Neben der
Bibel werden die griechischen und latei-
nischen Schriftsteller, auch die jüdischen
Autoren antiker Zeit (Josephus), Talmud
und Midrasch ausgiebig herangezogen und
besprochen; es werden antike und jüdische
Bräuche parallelisiert, und sowohl auf das
alte Ägypten als auch auf das heutige
Griechenland und seine Bräuche wird
zurückgegriffen; es werden mittelalterliche
Geographen herangezogen, und auch dabei
ist die Frage des Nachlebens der alten Welt
eine der Kernfragen.
Eines der größten Verdienste der beiden
ersten Bände ist ihr reiches Material. Ich
verweise hier nur auf: Adonis, Adonis-
gärten und Barbarazweige, dionysische
Umzüge in Jerusalem, auf Königsopfer und
Regen, „Plapper“- oder Osterwasser, das
sich hier als ein ägyptischer Vegetations-
brauch zu entpuppen scheint; vor allem
aber ist auf das Material zu den „Masken“-
umzügen hinzuweisen, an denen vieles
bisher nicht deutbar war. Auch über den
Erntemai, das Begraben der letzten Garbe
— wir haben in Deutschland ein Begraben
der Fastnacht, der Kirmes — berichtet D.
Die Erde wird als „Mutter Erde“ aufgefaßt,
der Bodenertrag als ihre Schwangerschaft
und Geburt, der Regen als semen. Neben
diesen Äußerungen einer großen Gemein-
schaft der ackerbauenden Völker Europas
und speziell des Mittelmeeres finden sich
Erscheinungen, die durchaus eine Ent-
lehnung aus der antiken Zeit und ein Be-
wahren des entlehnten Gutes erweisen. Essei
hier nur auf die Kalenden und ihre Bräuche
hingewiesen. Der Brückenbau wurde von
den Römern übernommen. Die Sage vom
„Tod des großen Pan“, die sich in noch
lebenden deutschen Sagen widerspiegelt,
begegnet in der heutigen palästinensischen
Welt. Vieles wird als eine Entlehnung aus
Byzanz zu gelten haben; das Fest der
Kreuzerhöhung, der heilige Georg und
anderes weisen deutlich darauf hin, wäh-
rend die „Mückennetze“ als griechisches
Lehngut gelten. D. hat hie und da Be-
ziehungen aufzuzeigen versucht; mehr lag
nicht im Ziel der Arbeit. Nicht alles von
dem Lehngut, das die Antike der palästi-
nensischen Welt gegeben hat, erhielt sich
dort; so wie die römische Mühle wurde z.B.
auch die Sitte des Kranzes übernommen
und abgetan. Anderes blieb, doch hat es
sich ebenso wie anderswo gewandelt; die Be-
ziehungen der Pflanzen zu Göttern und He-
roen, die eine ältere Zeit kannte, werden
z. B. auf andere Gottheiten übertragen; so
tritt Maria für Astarte ein.
Der erste Doppelband behandelt in großer
Reichhaltigkeit das „bäurische Jahr“, und
den Tageslauf des Bauern. Der zweite und
dritte Band führt alle Tätigkeiten, die mit
dem Brot Zusammenhängen, mit vielen Er-
örterungen über die landwirtschaftlichen
Geräte vor. Jedes Kapitel stellt heutige Zeit
und Altertum einander gegenüber. Wenn
einmal, wie es im Plan des Werkes liegt,
die anderen land- und hauswirtschaftlichen
Tätigkeiten in gleicher Ausführlichkeit be-
sprochen worden sind, dann liegt uns ein
Grundwerk der Volkskunde vor. W. E. P.
II. SPRACHE UND BILD
1. Zauber und Weissagung
23 HARMJANZ, HEINRICH, Die deutschen
Feuersegen und ihre Varianten in Nord-
und Osteuropa. Ein Beitrag zur verglei-
chenden Segenforschung. Helsinki: Aka-
teeminen Kirjakauppa in Komm. '32.
192 S. = FFC. 103.
Die nach den Methoden der finnischen
Schule angelegte philologisch-kritische Un-
tersuchung geht ausführlicher auf die Rolle
der Hl. Agathe und die Satorformel im